02.09.2011 (k) Lago Campotosto – Camping Prato (in der Abfahrt vom Paso Gualdo, Monti Sibillini): km, Hm
Die römische Familie verabschiedet uns – nach einem Frühstücksgespräch über die miserable Lage Italiens wegen ihrer noch so miserableren Führung – herzlich und auch der Hausherr des Agricampeggio „Cardito“ sagt leise servus. Wir folgen der Uferstraße bis Poggio und verlassen dann den See ein wenig ansteigend, bis uns eine lange Abfahrt nach Amatrice bringt. Heute schaffen wir richtig viele Kilometer in wenig Zeit – die Hauptstraße, der wir im Tal ein bisschen folgen müssen, trägt ihren Anteil daran. Viele Autos sind wir allerdings gar nicht mehr gewohnt, und so sind wir froh, als wir als wir nach links auf die alte Passtraße zum Forca Canapine einbiegen dürfen. Die Forca ist mit einer kilometerlangen Röhre komplett untertunnelt und der Ort Nórcia (auf umbrischer Seite) und die markische Seite mit Ascoli sind durch eine neue, schnelle Straße verbunden, die wir zweimal über- bzw. unterqueren, die uns aber netterweise den gesamten Verkehr nimmt. Die alte Passstraße verläuft relativ steil – wir sind schlapp und von den letzten Wochen ziemlich k.o., so dass wir sehr langsam treten. Es gibt so gut wie keine attraktiven Pauseplätze, doch bevor Molle eine Schwächeanfall bekommt, legen wir eine Rast mit dem Kaufkuchen des Pope (bääh, hat der in seiner bayerischen Heimat keinen besseren Geschmack entwickelt?) und ein paar Nüssen ein. Die Auffahrt zieht sich ziemlich und wir sind froh, als wir 80 Meter und der Passhöhe Tina und Matthias in einem Restaurant sitzen sehen. Sie sind schon eine Stunde hier – schön, dass sie ein gemütliches Plätzchen gefunden haben. Die Pasta-Teller sind schon leergeputzt, doch die Omi des Hauses macht tatsächlich noch eine Portion Ravioli mit Pilzen für mich – natürlich nicht ohne kurz auf die Terrasse zu linsen, wer denn da um 16 Uhr noch Nudeln will, das sei ja wohl schon ziemlich zu „tarde“, wie sie mit ihrem Finger unterstützend auf die Armbanduhr klopfend noch betont. Grazie trotzdem! Damit schaffe ich die Auffahrt und auch die anschließende Stichstraße, die uns nach einer kurzen Abfahrt um die Flanke des Monte Ventosola hinüber auf das Campo Grande im Nationalpark Sibillini bringt. Als wir von oben den ersten Blick auf die Hochebene erhaschen stockt uns der ohnehin schon schwache Atem: eine so in Europa noch nicht gesehene Landschaft. Kahle, in Herbsttönen leuchtende Berge und dazwischen eine Steppe, die ihresgleichen sucht. Unweigerlich stehen Vergleiche zu tibetischen oder mongolischen Landschaften an – es fehlen nur die Jurten oder die Lama-Klöster. Inmitten der Steppe (übrigens ein ehemaliger Seeboden, auf dem heute vorwiegend Linsen angebaut werden) ist der Verkaufsschlager schon entdeckt: eine Ranch bietet Pferdeausritte an. Da hätte ich sogar Lust drauf! Die Erbauer von Castellucio haben sich mal wieder einen freistehenden Hügel für ihr Ortsprojekt ausgesucht, der uns nochmals einen halben Liter Schweiß kostet, doch der Ausblick von hier ist auch wirklich famos! Im Abendlicht fällt der finale Anstieg zum Paso di Gualdo (der laut quaeldich.de nie enden solle) nicht mehr so schwer, wohl wissend, dass wenige Kilometer dahinter ein Campingplatz auf uns wartet. So checken wir auch eine halbe Stunde später am Camping Prato bei der Mama ein, die den Platz mit strengem Regiment führt. Eine Nummer für unser Zelt, klar; und dass wir ja nicht den Tisch abfackeln mit unseren Kochern! Gut, wir wechseln auf den Boden. Oh, no no no no no – nicht doch den Bosco anzünden – vala, goht’s no?? Wir wechseln gefügig auf die Kiesstraße und lassen unsere Benzinkocher springen. Mama mia – wir wollen doch nichts weiter als pasta – und damit basta! Als das geschafft ist, lassen wir den Abend noch bei einem Bierchen auf der Bar-Terrasse ausklingen. Der Barjunge ist nämlich um soviel netter als die Mama und wir hoffen für ihn, dass es nicht seine Mama ist.