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26.06.2010 (m)
Am nächsten Morgen steigt nur noch weißer Rauch auf („habemus“ gut geschlafen) und es liegt eine durchzechte Ruhe über dem Gelände. Wir frühstücken gemütlich und fahren dann den gleichen Weg zur Hauptstraße zurück. Hier schlagen wir den Weg nach Westen ein. Uli hat den kleinen Führer für die „King`s Road“ gekauft und so fällt es recht leicht, der Route zu folgen. An kritischen Stellen springt mein GPS ein und so kommen wir gut voran. Als es schon 14 Uhr ist und wir gut 35 Kilometer zurückgelegt haben, machen wir eine kleine Rast in Kirkmannen und besichtigen die hiesige Kirche. Dabei fällt Matze und mir auf, dass der angestrebte Ort doch nicht über einen Campingplatz verfügt. Das wäre insofern kein Problem, da man ja auch Wildcampen kann. Nur haben wir uns leider nicht mit genügend Vorräten eingedeckt und sind auf einen Ort mit Verpflegung angewiesen. Das bedeutet, dass noch gut 70 Kilometer auf uns warten. Der Wind bläst meist von vorne und die finnischen Hügel zeigen jetzt so richtig, was sie können. Es so gut wie ausnahmslos entweder hoch oder runter. Es ist extrem zermürbend und anstrengend. Ironischerweise kommen wir unterwegs an zwei Seen dabei, die perfekte Zeltmöglichkeiten böten, falls wir einen Fastenabend einlegen wollten. Wollen wir aber nicht, schon gar nicht nach 80, 90 oder 100 Kilometern. Immerhin werden wir nicht von einsetzender Dunkelheit bedroht, steht die Sonne doch um 18 Uhr noch hoch am Himmel. Das Licht ist wunderbar. Man fährt praktisch ab 16 Uhr ständig im Abendlicht. Dennoch sehnt man sich nach fünft, sechs Stunden im Sattel nach dem „Ankommen“. Und gegen Viertel nach Sieben und weiteren gefühlten 100 Hügeln erreichen wir Ekenäs. Genau am Ortseingang schreit uns ein Schild an: Pizza! Genau das ist es, was wir jetzt brauchen. Der Pizzabäcker aus der Türkei ist wahnsinnig freundlich und nach ein bisschen Wartezeit sitzen wir vor vier dampfenden Pizzen und einem griechischen Salat. Türkische Pizza in Finnland, die italienisch schmeckt – dank Globalisierung kein Problem. Gut gesättigt drücken wir die letzten Hügel vor dem Campingplatz, der ziemlich gut gefüllt ist, aber noch zwei Plätzchen am Strand für uns bereit hält. Nach der fälligen Dusche genießen wir das Feierabendbier, ehe Matze noch die Angel auswirft und wir schließlich gegen Mitternacht noch zahlreiche Fotos des Vollmondes schießen, der über der Bucht aufgetaucht ist. Die Finnen genießen ebenfalls ihren kurzen Sommer, spielen so eine Art finnisches Boccia mit Holzstöcken oder stehen um Mitternacht in der Küche und bereiten ihr Essen. Wer so viele Tage im Jahr in Dunkelheit lebt, verschwendet kaum eine Stunde Helligkeit mit Schlaf! Wie der kleine Frederik, der die Sonnenstahlen für die langen Winter sammelt, tummeln sich die Finnen auf dem Campingplatz, grillen, trinken, spielen und angeln.