12.08.2012 Valloire – Termignon; 52km, 800Hm
Das Rauschen der Valloirette hat uns ja gestern sanft in den Schlaf gesungen, eine kalte Nacht blieb jedoch aus. Wir hatten ob der Höhe von 1400m und der Nähe zum fließenden Nass die Befürchtung, dass es schattig werden könnte. Als Dirk mich jedoch mit einem sanften, aber deutlichen „Molleeeee!“ aus dem Schlaf befördert, muss er, noch ehe ich beide Augendeckel vollständig gehoben habe, gleich rausposaunen, wie toll seine Nacht gewesen sei und wie selig er geschlummert habe. Na, er ist wenigstens ohne Wecker aufgewacht…
Ein schneller Blick zum Nachbarlager macht mir jedenfalls klar, dass ich mich nicht noch einmal nach rechts drehen sollte. Also, Morgenroutine starten. Eine halbe Stunde später stehen wir abfahrbereit bei den „Sanitaires“. Heute ist Sonntag und wir verlassen uns lieber nicht auf einen geöffneten Supermarkt in einem kleinen Bergdörfchen am Ziel unserer heutigen Etappe. Hier, im Touristenmekka Valloire hat alles geöffnet und so decken wir uns mit dem Nötigen für ein befriedigendes Abendessen ein. Für den Radfahrer eine nicht zu unterschätzende Notwendigkeit, um am Ende des Tages die vollständige innere Zufriedenheit zu erlangen. Ein nettes Café am Straßenrand schickt uns mit dem obligatorischen Pain au chocolat und dem Grand Crème in Richtung Col du Télégraphe, unserem einzigen und leicht zu erreichenden Pass für heute. Fünf Kilometer und knapp 200 Höhenmeter steigt die Straße zu diesem vorgelagerten Pass an, der die Verbindung zur Maurienne herstellt. In der Abfahrt dürfen wir dann schon einen Ausblick auf das wagen, was uns später erwartet. Das tief eingeschnittene Tal der Arc. Neben der mächtigen Autobahn, die zum Fréjus-Tunnel führt, hat nur noch eine Landstraße Platz. Auf dieser mühen wir uns dann, immer entlang der Arc, bergan. Etwa 22 Kilomter strampeln wir, mal bei 3, mal bei 5 oder auch mal bei 7% durch die sengende Mittagshitze, bis wir Modane erreichen. Schon seit einigen Tagen fahren wir immer wieder mit sabbernden Mäulern an den brutzelnden Broilern in Glaskästen vorbei, die in vielen Orten die Eingangsbereiche der Metzgereien säumen. Bisher hat’s irgendwie nie gepasst, doch hier in Modane ist ein halber fällig! Dazu gibts frische Terrine de Campagne und Baguette. Ein Festschmaus! Abgerundet wird alles mit einem vorzüglichen Kaffeechen. Jetzt ein Mittagsschläfchen…denkste. Mit 5%iger Steigung verlassen wir in einer kilometerlangen Passage den Ort. Müde sein is nich. Erstaunlich steil kurbeln wir bergauf. Warum dem so ist, erfahren wir, als sich abzeichnet, dass wir an einer von fünf Festungen (Redoute Marie Therése) aus dem 19. Jahrhundert vorbeifahren werden. Und wer baut eine Festung schon ins Tal? Selbstredend geht es nach dem Erinnerungsfoto wieder bergab. Na, wenigstens Kilometer macht man auf diese Weise. Nach einigen Kilometern nähern wir uns der Arc wieder an und folgen dieser bei nur mäßiger Steigung bis Termignon, wo ein Campingplatz angeschrieben steht. Ob später, weiter oben, noch ein weiterer folgt, wissen wir nicht und so gehen wir auf Nummer sicher und checken – erst 14:00 Uhr – ein. Die „gestrenge“ Platzwärtin weist uns netterweise wieder einen schön sonnigen Platz zu…Alle 10 Minuen wandern ein bisschen mit unseren Campingsitzen umher, um wieder ein schattiges Plätzchen zu erhaschen. Na, später am Nachmittag ziehen eh einige dunkle Wolken auf, die die Sonne in Schach halten und uns eine freie Sitzplatzwahl ermöglichen. Ein bisschen Wäsche waschen, ein bisschen Körper waschen, dann steht wieder Carboload auf dem Programm. 500g Penne haben wir heute hier hergeschleift. Morgen stehen 1800Hm über den Riesen, den Col de l`Iséran an, und da wollen wir wieder mal keinen unnötigen Ballast an Bord haben. Aber Dirk hat ja einen gesunden Appetit, da muss ich mich ja nicht überfuttern.