14.12.2009 (k) – Sekong – Thateng: 48km, 700Hm
Zum Frühstück fahren wir nochmal in das kleine Restaurant von gestern Abend, wo uns die hochschwangere Chefin Glasnudeln in gebratenem Gemüse bzw. in Gemüsesuppe auf Kohlenfeuer kocht. Die englische Speisekarte wurde in Zusammenarbeit mit Entwicklungshelfern geschrieben, gestern Abend konnten wir uns auf einigen angehängten Informationsseiten darüber hinaus über die 14 verschiedenen Minderheitenstämme, die in der Region Sekong ansässig sind sowie über die Entwicklungsprobleme des Gebiets informieren. Wir befinden uns in einer der abgelegensten Regionen Laos, die nach dem Krieg zunächst nicht die gewünschte Hilfe erhalten hat. Vor dem Restaurant parkt im Moment ein Pick-up der UNO Entwicklungshilfe, die hier zahlreich vertreten ist. Ein zweiter Schwerpunkt der Helfer in der Region ist das Auffinden der unexplodierten Raketen und Landmienen, mit denen die Amerikaner die Region geradezu überzogen haben. In der Ebene wir teilweise Reis und Mais angebaut, auf der Höhe vorwiegend Kaffee. Sekong verlassen wir auf der Teerstraße, die nun immer mehr Richtung Plateau ansteigt. Am Ende des Ortes verabschiedet uns laut rufend ein Baum: „Good bye, falang!“ ertönt es dreistimmig. Ah, jetzt sehe ich die Knirpse aus Krone herauswinken. Es überholen uns immer mal wieder ein paar Busse, kleine LKWs oder Geländewagen, doch insgesamt gesehen herrscht äußerst wenig Verkehr, was das Radeln sehr angenehm macht und das Grüßen der Dörfler vereinfacht. Heute fallen uns einige Schulen auf, die in den Dörfern – meist etwas nach hinten versetzt – stehen. In den eingeschossigen Gebilden reihen sich ein paar Klassenzimmer aneinander, die Türen stehen auf, die Laute der Kinderstimmen tönen zu uns herüber. Die Kleineren, die noch nicht zur Schule gehen, rufen uns von den Schattenplätzen unter den Hütten oder von den Veranden zu. Was soll man auch anderes machen, als die Straße zu beobachten, wenn die Mama nur die ganze Zeit vor dem Webstuhl hockt!
Die Landschaft ist reizvoll, die Erhebung des Plateaus liegt vor uns, die Ausläufer sind mit dichtem Grün bewachsen, man hört und sieht Bäche hindurchrauschen, einige, zur Zeit aber trocken daliegende Anbauflächen finden sich auch. Gegen Mittag, als die Kinder aus den Schulen heimwärts streben, wird es wieder lauter auf der Straße – alle rufen, lachen und winken freundlich, rennen uns ein Stück nach oder lächeln auch nur schüchtern. Selbst hier gibt es eine Schuluniform: die Jungs haben ein weißes Hemd und eine dunkle Hose an sowie ein rotes Tüchlein um den Hals, die Mädchen tragen einen langen dunkeln, im unteren Bereich mit traditionellem Muster gewebten Rock und eine weiße Bluse. Sie sehen darin unbeschreiblich hübsch aus. Da die Hitze des Tages sich schon wieder auf die Dörfer gelegt hat, sieht man eifrige Aktivität am Dorfbrunnen – eine kurze Erfrischung für den Heimweg, Wäschewaschen inklusive der sie tragenden Personen oder einfach etwas Geplanschte – jede Abkühlung scheint Recht zu sein. Ein Schild mit einem Fairtrade-Siegel weist auf eine etwas abseits gelegene Seidenfabrik hin, doch leider sind auch wir zu träge, noch ein paar Kilometer extra zu fahren und folgen unserem Weg, der noch einige Höhenmeter zu bieten hat, bis Thateng. Es sind zwar nur noch knapp 40km bis Paksong, wo wir als nächstes hinwollen, doch die verschieben wir auf morgen Früh – wenn es kühler ist, flitzen wir sicher bergauf! Ein nagelneues, noch nicht ganz fertiggestelltes Guesthouse am Ortseingang kommt uns doch gerade gelegen, und wir tauschen die Lenker gegen ein kühles Bier im Schatten.