19.12.2009 (m) – Mukdahan – That Phanom: 55km, 140Hm
Welch ein Glück, die morgendliche Runde in der Karaokebar beginnt erst um acht. Da sitzen wir bereits gegenüber vor dem 7-Eleven und schlabbern unser Frühstück. Wir haben uns heute für die kurze Rad-Variante entschieden. Nochmals gut 50 Kilometer flussaufwärts am Mekong entlang. Es hätte noch eine Route durch einen Nationalpark gegeben, von dem aber weder klar ist, ob er einen Besuch wert ist (gut, das weiß man oft erst nachher), noch wie weit das Gehoppel ist, bis wir den nächsten Ort an der Hauptstraße erreichen. Zwei Tage müssten mindestens eingeplant werden. Und da wir ja bald unsere Freunde in Nong Khai treffen, müssen wir sowieso noch den Bus besteigen, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Da können wir doch gleich eine gemütlichere Etappe einlegen, um zu einer humanen Zeit in That Phanom einzutreffen und das kleine Wallfahrtsörtchen samt dem berühmtesten Wat im ganzen Isaan zu besichtigen. Wieder ist der Wind heute angenehm kühl, so dass es sich fast wie in einem Allgäuer Spätsommer radelt. Ein bisschen Bange ist uns schon, da wir heute erstmals seit gut zwei Wochen wieder eine sogenannte „rote“ Straße befahren müssen. Und die Erwartungen werden in diesem negativen Sinne nicht enttäuscht. Nach vierspurigem Auftakt, zwängt sich die Straße durch einen Flaschenhals, um schließlich zweispurig, ohne auch nur den geringsten Ansatz eines Seitenstreifens , nordwärts zu verlaufen. Es ist die einzige Straße von Mukdahan nach That Phanom, so dass sich hier nicht gerade wenig Verkehr durchzwängt. Vor allem die Sprinter und LKW machen uns zu schaffen. Da der Verkehr in beiden Richtungen herrscht, haben die Fahrer oft nur wenig Platz, um auf die Gegenfahrbahn auszuweichen. Lieber zwängt man sich an den armen Radlern vorbei, denen der Luftstoß einen gehörigen Hieb versetzt. Nicht selten flüchten wir in den Straßengraben bzw. das schräg abfallende Bankette. Wenn die Monster uns passiert haben, wird der Bock wieder auf die Spur gesetzt und weiter geht es. Ja, das macht uns zu schaffen. Man kann in so einer Atmosphäre einfach nicht entspannt Rad fahren. Am Ende des Tages sind wir mehr geschlaucht von 50 Kilometern als von den 120 vorgestern.
Kurz vor That Phanom treffen wir an einer Kreuzung auf ein Restaurant, das einen sehr gepflegten und einladenden Eindruck macht. Wir platzieren uns auf der Terrasse und wählen aus der vorbildlichen Karte – alles wunderbar auf Englisch erklärt – einige Gerichte aus. Schon nach einem kurzen Augenblick kommt das erste Gericht an den Tisch: einfach nur Cashewnüsse. Wo sind all die leckeren Gewürze und die Spezialsoße aus der Beschreibung? Na, schon geht es weiter. Tom Kha Gai (Kokossuppe mit Hühnchen) – sehr, sehr lecker. Katrin hat noch die Bestellung eines heimischen Fisches gewagt, ganz gut, doch fehlt hier leider etwas, das in der Karte als „getoasteter Reis“ beschrieben war. Die chinesischen Rollen zum selbst drehen…wir können diese auf unserem Tisch nicht wirklich ausmachen. Als Fazit bleibt: wir sind satt, es war gut, aber es hilft halt nichts, wenn eine Karte so ins Englische übersetzt ist, dass einem schon beim Durchlesen das Wasser in Sturzbächen im Mund zusammenläuft, der Koch in der Küche aber nicht weiß, was in seiner Karte steht. Aber wir sind schließlich in einer ganz abgelegenen Region Thailands, wo Touristen noch nicht allzu oft aufkreuzen und so wollen wir mal nicht allzu streng sein, können wir doch eigentlich froh sein, überhaupt eine englische Karte vorgelegt zu bekommen.
Die Suche nach einer Unterkunft führt uns am Mekong entlang. Der Wind bläst, wie heute schon den ganzen und überhaupt die letzten Tage, sehr stramm aus Nordosten. Wird halt doch der Monsun sein. Jedenfalls macht er einen auf Dauer recht mürbe. Und auch hier am Ufer hat man das Gefühl, man steht an der Nordsee. Ein Hotel weist uns ab, da es schon ausgebucht sei. Denkbar, ist doch heute Freitag und die Thai-Wochenendparty-Reisenden sind im Anmarsch. Man ist aber so freundlich uns eine alternative Unterkunft zu vermitteln. Ein paar Häuser weiter, zum Hotel gehörend. Wir bekommen sogar morgen Frühstück serviert. Letztlich entpuppt sich unser Zimmer als Ferienwohnung mit Aufenthaltsraum, Schlafzimmer, Bad und Küche. Das wäre aber doch nicht nötig gewesen, wir gehen trotzdem lieber essen. Für acht Euro wird uns der Schlüssel überlassen. Da wollen wir mal nicht meckern. Die Sonne wärmt unsere Häupter angenehm, als wir auf unserer Terrasse das gemütliche Treiben der Menschen im Ort beobachten. Vor dem Sonnenuntergang besichtigen wir noch den Wat Phra That Phanom. In der Abendsonne leuchtet die golden verzierte 57 m hohe Stupa, die nach dem Einsturz des Originals 1976-1978 neu errichtet wurde. In dem Turm befindet sich angeblich ein Brustbeinsplitter des Buddha. Wegen dieser Reliquie ist der Tempel ein hochverehrter Wallfahrtsort für Laoten und Thailänder. Die Gläubigen umkreisen andächtig die Stupa im Gegenuhrzeigersinn. In ihren gefalteten Händen halten sie Blumen bereit, die sie im Anschluss unter laut gemurmelten Gebeten an der heiligen Stätte niederlegen. Manche Pilger sind ganz in Weiß gekleidet und tragen – angeführt von einem Mönch, der die Gebete leitet – ein orangefarbenes langes Tuch über ihrer Gruppe. Gebannt beobachten wir die stimmungsvollen Prozessionen.