14.01.2009 (m) – Sop Poeng – Pai: 81km, 1700Hm
Klasse geschlafen haben wir beim „Superstar“-Vater in den Afrika-Lodge Bungalows in Asien. Und den weltbesten Kaffee stellt er uns hin. Nur mit dem Frühstück muss er noch ein bisschen üben. Glücklicherweise ist aber ein Freund oder Verwandter zur Stelle, der irgendwo ein halbes Päckchen Toast hervorzaubert und uns dieses mit Butter und Marmelade kredenzt. Franzi hat es da einfach mit ihrem lecker Früchtemüsli in einem Glas heißem Wasser ;-) Jedenfalls fühlen wir uns ausreichend gestärkt, die Bergstraße bis Pai in Angriff zu nehmen. Wir wollen uns die gut 90 Kilometer einteilen und in zwei Tagen bewältigen, um nicht in Höhenmeterstress zu kommen. Wir wissen ja nicht, ob uns wieder so gewaltige Rampen erwarten, die nur schiebend oder auch fahrend immer unter der Gefahr einer Kniescheiben- und Bänderexplosion zu überwinden sind…Weit kommen wir nicht, bis uns die zwei Damen abgehen. Wie sich herausstellt, haben sie das „Passion-House“ entdeckt und ihre Packtaschen mit einem Liter Passionsfrucht-Sirup, 100% Passionsfrucht-Saft, getrockneten Passionsfrüchten und 3 Kilo frischen Passionsfrüchten beladen. Macht ja auch Sinn, schließlich haben wir ja erstens noch nicht genug Gepäck und zweitens stehen ja nur hunderte von Höhenmetern an. Aber es war ja sooo billig und außerdem kriegt man die bei uns ja nie…wo sie Recht haben, haben sie Recht!
Langsam steigt die Straße an, glücklicherweise ist der Verkehr nicht belastend, die Sonne hinter ein paar Schleiern versteckt, so dass es sich doch sehr angenehm fahren lässt. Wie schon in den vergangenen Tagen sind die Leute am Straßenrand sehr unaufgeregt, freundlich und voller Bewunderung für die tapferen Radler. So kann man wunderbar abschalten, den eigenen Gedanken nachhängen und hie und da verharren, um einen der schönen Ausblicke zu erhaschen, die zu aber leider allzu oft „verschleiert“ sind. Als eigentliches Highlight stellt sich aber die Straße heraus. Völlig unerwartet sind die beiden Berge, die es vor dem Pai-Tal zu überwinden gilt mit herrlichen Passstraßen überzogen. Hier hat sich der Straßenbauer doch tatsächlich radfreundlich gezeigt. Durch Kiefernwälder schlängelt sich die Straße hinauf, nie zu steil, immer in hervorragendem Zustand. Hier schlägt das Herz nicht nur wegen der langen Steigung deutlich höher! Mit zunehmender Höhe wird die Luft auch immer kühler und hält den Schweiß ein wenig zurück. Gegen Mittag erreichen wir den schon lange angekündigten „Coffe-Hill-32“ am Kilometerstein 32. Ein wunderbares Café versorgt uns mit Phad-Thai in der Edelvariante (mit handgezählten 12 Riesengarnelen pro Teller) für 1,60 Euro, leckerem Cappuccino und einem Riesen-Brownie! So gestärkt rauschen wir erst zehn Kilometer bergab (was nicht besonders schwer ist), um dann den nächsten Anstieg auf 1400m anzugehen. Philip radelt erst mal noch fünf Kilometer in die Gegenrichtung, da er irgendwo seine Kamera verloren hat, die er auf dem Gepäckträger liegen lassen hat…leider ist nur seine Aufholjagd, nicht aber die Suche von Erfolg gekrönt, als er uns am Berg wieder stellt. Als wir nach einer längeren Pause gerade wieder starten wollen, pfeift uns ein Polizist von der Straße – wir haben uns auf dem ganzen Weg ob der sehr hohen Polizeipräsenz eh schon mehrmals gefragt, was denn hier los sei. Jetzt klärt sich rasch alles auf, als ein großer Konvoi von Luxuskarossen, eingerahmt von Polizeiwägen die Straße passiert – es soll sich dem Vernehmen nach um niemand geringeren als den Thailändischen König gehandelt haben. Na, für den darf man die Straße doch mal sperren, oder? Schnell ist der Zauber vorbei und wir wieder im Schweiße unseres Angesichts. Die Strecke büßt aber auch auf dem zweiten Pass nichts von ihrer Attraktivität ein und so werden die kommenden Stunden erneut zum reinsten Vergnügen! Am höchsten Punkt zweigt eine Straße in einen Nationalpark ab, in dem man in Kabinen wohl auch übernachten kann, so hat es uns der Freund des Superstar-Vaters heute Morgen zumindest erzählt. Und als wir uns gegen 17 Uhr am Parkeingang wieder sammeln, strömen auch eine Menge Leute und Autos hinein. Glücklicherweise sind drei Thai-Mädels zur Stelle, die ein wenig dolmetschen können und so erfahren wir letztlich, dass alle Kabinen belegt und auch keine Zelte mehr zum Mieten bereit stehen. Und da Philip und Franzi nur einen Moskito-Dome, keine Matten und keine Schlafsäcke dabei haben und eine Nacht auf 1400m selbst im thailändischen Winter nicht gemütlich zu versprechen wird, beschließen wir uns kurzerhand doch noch in die 20 Kilometer lange Abfahrt nach Pai zu werfen. Eine Stunde Tageslicht bleibt ja noch. Wir packen uns wärmer ein, bläst der Wind doch frisch! Schnell packen wir uns wieder aus, denn der gefühlte Gipfel war noch nicht der letzte für heute und es warten nochmals drei kleinere Anstiege. Dann aber geht’s wirklich nur noch hinab. In atemberaubender Geschwindigkeit löst sich das Tagwerk in Wärmeenergie an den Bremsbacken auf. Bald schon sind sämtliche Höhenmeter platt gemacht und zum Zeitpunkt, als die Sonne für heute auf Wiedersehen sagt, liegen noch zehn flache Kilometer vor uns. Und so machen wir aus, in der nächstmöglichen Unterkunft außerhalb Pais abzusteigen. Schon nach wenigen Kilometern prangen an einem Abzweig Hinweise auf ein Dutzend Resorts und so gelingt es uns recht schnell eine Bleibe für die Nacht zu finden, ohne noch länger durch selbige radeln zu müssen. Ja und wie gelungen unsere Wahl ist, wird so richtig deutlich, als wir uns in unseren kleinen, aber feinen „Hot-Pool“ zwängen, ein paar Bierdosen zischen lassen und die Muskeln im warmen Wasser zu jubilieren beginnen. Perfekte Regeneration! Der Hunger und der Kreislauf, den man im 40 Grad warmen Wasser nach so einem Tag ja auch nicht noch mehr herausfordern will, treiben uns schließlich unter eine kühle Dusche und ins nahegelegene „Treehouse“-Restaurant, wo unsere bestellten Mengen mal wieder ein kleines Kopfschütteln auslösen, das sich aber beim Anblick der geputzten Platten rasch wieder beruhigt und großen, staunenden Augen weicht.