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Alles außer Senf

von sabbatradler
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22. -23.09.2022: Dijon

Na, was fällt dir ein bei „Dijon“? Sag mir, wenn ich mich irre, aber es ist der Senf, nicht wahr? Zu deiner Enttäuschung muss ich dir sagen: Seit über 10 Jahren wird in Dijon kein Senf mehr hergestellt. „Moutarde de Dijon“ ist keine geschützte Herkunftsbezeichnung, sondern bezieht sich nur auf die Rezeptur. Da ist es klar, dass sich die lokale Produktion nicht gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen konnte und Unilever die letzte historische Senf-Fabrik der Stadt 2009 schließen ließ (so zumindest weiß es Wikipedia). Die Senfkörner kommen übrigens hauptsächlich aus Kanada. 

Vielleicht ist es aber für Dijon auch eine Befreiung, nicht mehr nur auf „Senf“ reduziert zu werden? Wir jedenfalls sind völlig überrascht von dieser Stadt – wie immer, wenn man nicht viel erwartet. Auf dem schönen Campingplatz nur 1,5 km vom Stadtkern entfernt stellen wir unsere kleine Festung für 11,48 Euro auf. Die Übernachtungspreise der kommunalen Campingplätze („municipal“) in Frankreich sind nach wie vor erfreulich günstig. 

Nach wenigen Pedalumdrehungen stehen wir vor der „Cité internationale de la Gastronomie & du Vin“. Ein nagelneuer Komplex, der erst im Mai 2022 eröffnet wurde.

Allein für diese Stadt in der Stadt muss man noch einmal kommen. Wie soll man sonst die 250 Weine verkosten, die hier angeboten werden? Oder die „Libraire gourmande“ durchforsten? Man könnte auch einen „Battle of the Chefs“ beobachten oder auch nur edel speisen. Michelin-Sterne Restaurants haben hier eine Heimat gefunden. Und auch wenn wir es sehr bewundern und die Nachwuchsköche des „Ferrandi Paris“ von außen beim Teigkneten beobachtet werden können, fühlen wir uns doch der einfachen, aber ehrlichen Küche eher hingezogen. Dijon bietet kulinarisch wirklich für jeden etwas. Ich glaube, ich habe noch nie so viele prall gefüllte Restaurants an einem Abend in einer Stadt gesehen. Von den Kneipen voller Menschen ist noch gar nicht die Rede. Dijons Flair ist überwältigend und eine eigene Reise wert.

Denn, neben dem Essen gibt es hier auch noch hunderte historische Gebäude, die man als sehenswert bezeichnen könnte. Angefangen vom alles dominierenden Palais des Ducs über die Kirche Notre Dame mit ihren Wasserspeiern., die innerhalb von nur 20 Jahren 1230-1251 gebaut wurde, oder die Kathedrale. Ganz zu schweigen von den Kunstschätzen im Inneren der Gebäude. Das staatliche Museum „Musée des Beaux-Arts“ ist mit über 1500 Arbeiten eines der ältesten und reichhaltigsten Museen Frankreichs. Den Bogen zurück zur Kulinarik spannen „les Halles“ – die Markthallen im Zentrum. Wir dürfen uns glücklich schätzen am nächsten Morgen das geschäftige Treiben miterleben zu können. Es ist Markttag. Unser Frühstück nehmen wir beim „Mandarin Quentin“ ein. Noch nie gesehen, doch hier in Dijon gibt es das gleich öfter: Asiatische Gerichte werden in Handarbeit vorproduziert und als „plates“ zum Mitnehmen für zuhause oder zum sofortigen „to-go-Verzehr“ verkauft. Von Momos über Baozi, von Hühnchen mit Ingwer über Glasnudelsalat. Klar, dass hier nicht nur das Lächeln des Verkäufers unsere Herzen schneller schlagen lässt. Genial. 

Man sagt es ja des Öfteren, aber hierher muss man einfach nochmal zurückkommen. Zunächst aber geht unser nächster Zug – etwas nach Süd-Westen, nach Nevers. Ach ja, noch was: Schonmal drüber nachgedacht?

Na dann – lass baden!

23.09.2022: Dijon – Decize (Zug)

Als Reisende hat man ja stets das Wetter im Blick. Als Radreisende vielleicht noch einen Tick mehr. Und da wurde in den letzten Tagen eines klar: Es wird Starkregen geben an der Atlantikküste, wo wir hinwollen. Dieser Regen wird nicht nur einen Tag bleiben. Und auch an der Loire, an der wir ab Nevers entlangradeln wollten, wird es regnen. Kein Grund also, das zu tun, was geplant war. Im Süden soll das Wetter zunächst besser sein und so nutzen wir die Zugfahrt, um uns eine Route über Clermont-Ferrand zu überlegen. Mit Zug und ganz wenig Fahrrad – und buchen Züge, einen für übermorgen: Das Wochenend-Spezialticket für 1€ pro Person. Von Clermont-Ferrand nach Nimes … 5 Stunden Zug. Und dort scheint die Sonne? Perfekt. Kurz vor dem vorletzten Halt prüft Molle auf der digitalen Karte mit dem blauen GPS-Punkt, wo wir gerade sind, und beherzt springen wir eine Minute später in Decize – eine Station vor Nevers – aus dem Zug. Das wäre für heute unser umgeplantes Radziel von Nevers aus gewesen. Dass wir da vorher mit dem Zug durchkommen, stellen wir gerade erst fest.

Schwupps – auf zum Camping statt aufs Rad! Lustig. Auf einer Halbinsel zwischen Loire und Canal lateral de Loire übernachten wir auf dem Camping Municipal. Der Ort gibt nicht sonderlich viel her – das Bier-Degustations-Festival ist erst morgen und der Rest ist schnell gesehen. Wir kochen eine chinesische Nudelsuppe – hausgemacht versteht sich.

Denn dieses Jahr reisen wir zum ersten mal mit: Saucen. Ja, seht selbst, diese Soßen befinden sich in Molles kleiner Fronttasche: Fischsauce, Guilin-Chili-Sauce, Sojasauce, Austernsauce sowie Erdnussöl und Chiliöl. Hihi, wer lacht, hat noch nie von Molles bester Nudelsuppe gekostet! Das hat sich bereits voll gelohnt.

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