29.12.2009 (k) Vang Vieng – Nam Xa Noy: 85km, 900Hm
„Solly, no hap noodlelsoup – only breakfast!” – flötet uns die Bedienung in der “Luang Prabang Bakery” entschuldigend zu, als wir unsere Bestellung aufgeben wollen. Was? Nur weiches Pseudobaguette, mit Schokolade gefüllte Totschläger und „butter, jam“? Aber wir wollen doch Breakfast – halt nur laotisches! Da müssen wir leider wieder gehen. Der heiße Lao-Kaffee steht allerdings schon auf dem Tisch, und so kippen wir ihn schnell hinunter, um nicht allzu viel Zeit zu verlieren, bevor wir zum echten laotischen Frühstück an der Nudelküchenecke weiterziehen.
Hier werden sogar die Reispapierplatten für die frischen Frühlingsrollen mit Hähnchenfüllung selber gemacht, genau in dem Verfahren, das wir in unserem Kochkurs in Vietnam gelernt haben.
Aus der Partymeile hinaus führt uns die Straße durch die Ebene der Kalksteinformationen. Die Luft ist feuchtigkeitsgeschwängert, dicke Nebelschwaden umwabern die Gipfel der Zipfel, das Grau des Himmels verhindert ein günstiges Fotografenlicht. Wir rollen durch Dörfer, die schon kurz nach Vang Vieng rein gar nichts mehr mit diesem Flecken zu tun haben. Die Kinder rufen und winken wieder, wenn auch vereinzelt mit dem Hinweis „Kip, Kip!“ (Kip ist die laotische Währung). Wir kommen den höheren Bergen beständig näher, was sich auch in der zunehmenden Neigung der Straße zeigt. Ein wenig Rückenwind unterstreicht noch unsere heutige Fahrfreude, und so sind wir gegen 13 Uhr bereits in Kasi, 60km von Vang Vieng. In einem kleinen Dorf zuvor haben die Schüler der Grundschule gerade Pause. Sie spielen fangen, rennen herum oder werfen sich als Fluggerät einen Grasbüschel zu. Als ich sehe, wie engagiert sie werfen und fangen, kommt mir meine Frisbeescheibe wieder in den Sinn, die ich seit 4 Monaten auf dem Boden meines Packsackes durch Asien trage. Kurz darauf mache ich den ersten Wurf über den Zaun zu den Kindern. Ungläubig starren sie die Scheibe an. Ein Mutiger nimmt sie auf und gibt sie mir zurück. Ich erkläre kurz, wie man wirft, und werfe sie zurück. Noch einmal bringt der Junge sie mir, beim dritten Mal gestikuliere ich, dass sie doch zusammen spielen sollen. Gut, verstanden – die rote Scheibe fliegt mehr senkrecht als waagrecht durch die Luft, als ich weiterfahre, doch was haben wir nicht alles über die Theorie des Spiels gelernt? Innere Unendlichkeit, selbstständige Entwicklung von Regeln, … die werden schon herausfinden, wie das Teil am besten fliegt, denke ich.
Die abschließenden 25km ab Kasi (wo wir eine Mittagsnudelsuppe zur Stärkung erhalten haben) führen richtig in die Berge hinein. Die Karstlandschaft um uns herum wird immer beeindruckender, wir passieren viele kleine Dörfer mit ethnischen Minderheiten, die in teilweise sehr einfachen Hütten leben. Unter den Hütten stehen manchmal Webstühle oder hängen die Körbe mit Babys, die hin- und her geschaukelt werden. Die Erwachsenen in diesen Siedlungen sind eher zurückhaltend bis teilnahmslos, die Scharen von Kindern aber wie immer in Laos enthusiastisch. Da hier viele Radfahrer durchfahren ist das Abklatschen unserer ausgestreckten Hände wie es scheint die Methode der Begrüßung.
Eine kurze Abfahrt führt uns am Ende der Etappe ins kleine Ban Oong Mon Resort, das aus 6 Holzbungalows besteht, die in der malerischen Landschaft direkt über einer heißen Quelle, die in einen ca. 15mx10m Pool gelenkt wird, thronen. Glücklicherweise gibt es Platz für uns, wir checken ein, nehmen ein Bad im 37 Grad warmen Wasser. Während wir vor unseren Behausungen die Abendsonne genießen, können wir der Bevölkerung der umliegenden Dörfer bei der Körperpflege zusehen: das warme Wasser dient zum Haare- und Körperwaschen, es wird fleißig geseift und geschrubbt, die Kinder hüpfen und planschen, manche Leute putzen Zähne oder waschen am Ausfluss des Pools ihre Wäsche. Die Teller des gegenüberliegenden Restaurants wurden dort immerhin schon zuvor gespült. Alles ist hier nicht so leicht wie bei uns. Auf drei kohlebefeuerten Wokstellen zaubern die netten Gastgeber uns Pommes Frites, viermal Pad Thai, Chicken Ginger und schmackhaftes Gemüse. Wir genießen das leckere Essen bei Kerzenschein, denn Strom gibt es erst nach einer weiteren Stunde.