26.12.2009 (m) – Vientiane – Nam
Ngum: 95km, 420Hm
Seit heute drehen sich also für die nächsten Wochen acht Räder durch Nordlaos und Norwest-Thailand. Philip und Franzi aus der Heimat sind zu
uns gestoßen und wir freuen uns auf neue Abenteuer zu Viert!
Der Zeitplan wurde bereits gestern Abend streng durchgestylt. Nach den „Weihnachtsferien“ muss ja hier mal wieder ein bisschen Zug in die Truppe! 7:30 Uhr Abfahrt vom nagelneuen Hotel, das erst vor wenigen Wochen zu Ehren – und natürlich aus wirtschaftlichen Gründen – der SEA Games in Laos fertig gestellt wurde. Die Suppenküche wurde bereits gestern Mittag ausgekundschaftet und so wissen wir, dass wir den obligatorischen Fleischberg gegen die doppelte Menge Nudeln eintauschen. Schließlich bringen Kohlehydrate Kilometer, nicht Sehnen und Fett! Vientiane kennen wir unterdessen soweit, dass wir auf direktem Weg aus der Stadt auf den Highway 10 finden, dem wir heute folgen sollen. Die ohnehin schon vollen Gepäckträger werden mit knusprigem Baguette überladen, aber was sein muss, muss sein. Immer lichter wird die die Bebauung der ohnehin spärlich bebauten Innenstadt der laotischen Hauptstadt, die sich größenmäßig so zwischen Kempten und Würzburg einordnet: eine der wohl ländlichsten Hauptstädte dieses Planeten. Jedenfalls rollen wir auf bestem Asfalt mit dem Verkehr mit, fließen gleichsam nach Norden. Fast unmerklich verabschiedet man sich auf’s Land, die Straße wird schmäler, der Verkehr geringer, die Menschen wieder freundlicher, enthusiastischer. In der Stadt winkt dann doch nicht jeder ein paar gespinnerten Radlern nach, draußen sind die Falang noch eine echte Attraktion. Nach gut 50 Kilometern haben wir Ban Keun erreicht, wo ein „Beer Garden“ Speis und Trank für die Mittagspause liefern soll. Trotz Bildwörterbuch und einfallsreicher Handbewegungen landen nicht mehr als zwei Pepsi und zwei Mirinda Green Cream Flavour auf unserem Tisch. Und auch der kurz aufflackernde Knoblauchgeruch aus der Küchengegend galt wohl nicht uns. So müssen uns wenige Kilometer weiter vier Suppe aus „heimischer“ Küche sättigen. An einer Tankstelle entleeren wir den Inhalt unserer Thermosflaschen in vier Tütensuppen.
In flirrender Mittagshitze passieren wir die wunderbare Flusslandschaft des Nam Lik. Auf einer palmengesäumten Uferstraße geht es durch kleine Dörfer und Weiler. Die nicht vorhandene Steigung ermöglicht echtes Genussradeln. Urplötzlich dreht die Straße nach Osten, um die Verbindung zum Stausee Nam Ngum herzustellen. Die Berge, die eben noch als Schleier in der Ferne lagen, rücken näher und bald schon treiben uns steilste Abschnitte den Schweiß auf die Stirn. Dichter Urwald bedeckt die Hänge, immer wieder mal ein laotisches Dorf, das meist aus nicht viel mehr als ein paar Hütten besteht. Ertönt aus einer Ecke das „F“-Wort, gilt das als Signal für Kinder zur Straße zu sprinten, um den Aliens die Ehre zu erweisen. Freut uns sehr und macht richtig Spaß.
Nach einem echten kleinen Pass erreichen wir den Abzweig zum Stausee. Genau hier fließt der Fluss tosend vorbei, ist ein Restaurant, ein Guesthouse und gemütliche kleine Hüttchen am Ufer gut 20m über dem Fluss. Wir schwenken auf einen Drink ein und überlegen mehr als ernsthaft, gleich hierzubleiben. Eigentlich hat der Besitzer alles richtig gemacht, sogar der Preis ist mehr als fair. Aber, wir haben andere Pläne und weichen auch dann nicht davon ab, als der Chef uns vor einem „very big hill“ und einem „very expensive resort“ warnt. Mit beidem hat er recht, doch den deftigen Anstieg, vorbei an der 70m hohen Staumauer, schnupfen wir durchs eine Nasenloch, die 30$ pro Zimmer durchs andere – ist ja schließlich Weihnachten! Und die Bungalows mit eigener Terrasse und Seeblick sind’s halt auch Wert! Das Abendessen mundet hervorragend, einige kühle Beer Lao begleiten bestens und sorgen zudem dafür, dass uns das blöde Geschmarre nicht ausgeht.
Ach ja, das Boot für morgen ist gechartert, um 8 Uhr „fahr’n wir über’n See“. Mit keiner hölzern Wurzel, vielmehr – laut Personal hier – einem „biiig Boat“. Mal sehen, ob der Kahn in Anbetracht von vier Bikes plus Gepäck dann immer noch sowas von sich behauptet…