Allein, allein!

06.12.2009 (m) – Transport von Nha Trang zum Lak-See

So schön das Reisen zu zweit ist, man gewöhnt sich auch schnell an die Vorteile, als Gruppe unterwegs zu sein. Die beiden Wochen mit unserem „Besuch“ haben uns richtig gut gefallen, der „Urlaub vom Reisen“ war ein voller Erfolg und so fühlt es sich beim Frühstück etwas komisch an, plötzlich wieder allein zu sein. Doch die nächsten Aufgaben warten und verbieten allzu trübe Gedanken.

Unsere Reise geht von Nha Trang aus ein Stück nach Westen. Nocheinmal gönnen wir uns einen Privattransport im Minibus. Der Fahrer steht wie gewohnt pünktlich um 8 Uhr vor dem Hotel. Viele helfende Hände bugsieren die Taschen und Räder in den Bus, während wir noch die Rechnung begleichen. Ein letzter Blick auf das heute fast spiegelglatte Meer, dann biegt der Wagen auf die Hauptstraße ein und braust mit uns davon. Ein Stück folgen wir noch der Küstenstraße, ehe wir landeinwärts fahren. Von Meereshöhe aus zieht die Straße rasch in die Berge hoch. Über 200 Kilometer sind es bis zum Lak-See inmitten der Provinz Dak Lak im zentralen Hochland Vietnams. Nach der langen Radfahrpause sind wir froh erst mal nicht gleich wieder mit zahlreichen Höhenmetern konfrontiert zu werden. Ehrfurchtsvoll blicken wir aus dem Fenster, wie der Bus die vielen Kurven und Steigungen fast mühelos bezwingt. Man merkt an den saftig grünen Reisfeldern, dass die Regenzeit noch nicht allzu lange vorbei ist. Manche Paddies leuchten auch in herrlichen Gelbtönen, ein Zeichen für deren Reife. Unter zahlreichen Spitzhüten ackern fleißige Hände, um die Ernte einzufahren. Wasserbüffel und weiße Reiher komplettieren die Bilderbuchansichten des ländlichen Vietnams.

Mitten unter der Fahrt fällt mir plötzlich ein, dass ich eine Tüte nicht im Bus gesehen habe. Verzweifeltes „Gruschteln“ bringt auch keinen Erfolg und nach einem kurzen Stopp ist klar – die Tüte ist wohl im Hotel in Nha Trang im Aufzug verblieben. Mehrere Telefonate folgen, glücklicherweise spricht die Rezeptionistin gutes Englisch. Die Sachen sind gefunden und werden uns in die Unterkunft nach Buon Ma Thuot nachgesendet. So zumindest der Plan…

Im fernen Dunst taucht eine bräunliche Brühe auf – der Lak See. Je nach Jahreszeit zwischen 300 und 500 ha groß. Ein kräftiger Wind wühlt das Gewässer auf, so dass es eher nicht so einladend wirkt, schon gar nicht zum Baden. Wir lassen uns am Ufer des Sees in einer Bungalowanlage absetzen und beziehen eines dieser Steinhäuschen. Eine kleine Terrasse mit zwei Liegestühlen lädt zum Bier mit Seeblick. Gegen Abend ziehen wir mit dem Fotoapparat bewaffnet los, um über eine kleine Uferstraße zum Jun-Dorf zu gelangen, das von einer Mnog-Gemeinde besiedelt wird. Die Menschen wohnen in für diese Minderheit typischen Langhäusern.  Hier kommen in den letzten Monaten immer mehr Touristen her, entsprechend unaufgeregt sind die Menschen auch. Ein schneller Gruß, ein kleines Lächeln. Am Ende des Dorfes, direkt am Seeufer sind einige Cafés und Restaurants. Kurz bevor wir diese erreichen, begegnen wir zwei Weltradlern. Christine und Eric sind seit sage und schreibe fünf Jahren unterwegs und denken nicht an eine Rückkehr in die Heimat. Weitere acht Jahre sind geplant. Ein eigenes Haus am Genfer See wird vermietet, der Erlös füllt die Reisekasse. So gehört es sich! Da stehen wir mit unserem einen Sabbatjahr ja geradezu jämmerlich da ;-) Wir kommen ins Plaudern und verlagern das Gespräch bald auf die Terrasse eines Restaurants, wo es sich bei einem Bier viel besser erzählen lässt. Als es dunkel wird, kehren wir zur Unterkunft zurück und gehen mit den beiden noch Abendessen. Dort würden wir wahrscheinlich noch jetzt sitzen, hätte uns um 22:30 Uhr die Bedienung nicht mit einem Handzeichen und einem erschöpften Blick zu verstehen gegeben, dass sie doch schlafen gehen möchte. So ist nach zwei Flaschen Da Lat Rotwein Schluss. Die zwei Franzosen fahren nun weiter nach Süden, um in einem großen Bogen über Kambodscha und Laos nach Yunnan zu reisen. Man sieht sich immer zweimal…

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