Allein auf weiter Flur

02.08.2012 (m)

Tja,komisch ist das schon, wenn man plötzlich zu seiner langjährigen Reisepartnerin sagt: „ Ciao, schöne Reise, pass auf dich auf.“ So treibt es mich diesmal in den heißen Süden Frankreichs, während Katrin von Berlin aus in den kalten Norden, nach Island, aufbricht.

Die Tränchen des Abschieds trocknet der Wind nach den ersten Kurven. Es hilft ja nichts. Schon lange sind die Tickets gebucht, die Pläne gemacht. Und so trete ich der neuen Erfahrung entgegen. Ganz alleine werde ich ja zu Anfang dennoch nicht sein. Dirk, ein alter Weggefährte aus Studientagen, wird den Ritt über die Alpen bis Genf mitmachen. Für ihn ist es die erste Radreise überhaupt. Repekt, dass er sich gleich an die „Route des Grandes Alpes“ wagt. Langsames einradeln gibt es hier nicht. Von Menton aus steigt der erste Pass von 0 auf 1600 Meter über dem Meeresspiegel an…

Das Rad am Bahnhof ist schnell und mit gewohnten Handgriffen verpackt, so stehe ich an dem Platz, von dem fast alle unsere gemeinsamen Reien auch beginnen. Katrin wird hier in zwei Stunden in den Zug nach Berlin hüpfen. Schon tauschen wir die ersten SMS aus. Es ist schon lustig, wie man daran gewöhnt ist, sich ständig mit dem Partner auszutauschen. Bald aber erfordern die Situationen – Ein-, Aus- und Umsteigen volle Aufmerksamkeit und Kraft und die Fahrt über Zürich nach Genf vergeht ziemlich schnell.

Genf ist weder neu noch besonders aufregend für mich und so kurve ich vom Bahnhof einige Stunden quer durch die Stadt, die ich von vorherigen Besuchen schon recht gut kenne. Das Spannendste ist eher die Frage, wie ich nun ein paar Einkäufe erledigen will! Klar, normal ist das Katrin, die die bepackten Esel bewacht. Ich löse das ganze so, dass ich den Packsack ablade und mit in den Laden nehme, während ich die Packtaschen mit dem Schloss am Rad fixiere. So lässt es sich doch relativ entspannt einkaufen. Entlang des Sees, durch die Einkaufsstraßen, über Brücken und an Kanälen rolle ich so dahin, ehe ich den steilen Anstieg in die Altstadt wage. Dort ist es ruhig und beschaulich, ich genieße die Zeit und experimentiere mit der Kamera herum. Dirk wird erst in einigen Stunden hier sein…

Zurück am See, bei der großen Fontäne, beobachte ich das Treiben. „I, ar, san.“ Eins, zwei, drei – klick. Unsere chinesichen Freunde stehen hier mit den selben strahlenden Gesichtern und dem Victory-Zeichen vor den Sehenswürdigkeiten wie in Shanghai, Peking oder Kunming. Wenn ich diese Szenen beobachte, lacht mein Herz stets. Ich weiß nur, dass ich wieder zurück nach China, zu diesen lustigen und offenen Menschen muss.

Ein kurzer SMS-Kontakt und ich bin mit Dirk am „Riesenrad an der Brücke“ verabredet. Wenig später sehe ich in der Ferne einen Reiseradler auftauchen – da ist er schon. Rasch überquere ich die vierspurige Fahrbahn und wir umarmen uns herzlich. Schnell wird noch fürs Abendessen geshoppt und dann gleiten wir auf dem Fahrradweg das Südufer des Sees entlang. Es ist noch warm und so genießen wir die ersten gemeinsamen Kilometer bis zum Campingplatz, der uns freundlich und mit schweizer Preisen (fast 30 €) empfängt. Immerhin akzeptieren sie unsere zusammengepferchten Mini-Zelte als eines. So sparen wir satte 15 CHF. Tomatensalat und Brotzeit spülen wir mit ein paar Bercherchen Wein hinunter und schon bald ruhen wir, es soll ja noch viel auf uns zukommen…

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