„Auskosten“ kommt von „Küste“

Nun haben wir also zum zweiten Mal in diesem Sabbatjahr den Eurovelo 8 unter den Rädern. Die Mittelmeerroute. Hier ist sie sehr gut ausgebaut und auch beschildert, so dass man ohne anzuhalten über Feldwege, entlang Lagunen, auf kleinen Straßen und über rot gefärbte Uferpromeaden nach Süden düsen kann.

L’Estartit ist unser nächstes Etappenziel. Ein Badeort am „Parc Natural del Montgri, les Illes Medes i el Baix Ter“. Hinter diesem langen Namen versteckt sich ein Naturschutzgebiet, in dem man auf Schotterwegen im Pinienwald herumkurven kann und zudem ein maritimes Schutzgebiet vor der Küste, das die Medes-Inseln einschließt.

Dies macht den Ort zu einem sehr attraktiven Schnorchel- und Tauchgebiet. Man kann auch vom Mountainbikepfad im Pinienwald zu verschiedenen Buchten absteigen, aber das lassen wir, da man von oben schon sieht, dass bereits 8 Boote in einer kleinen Bucht ankern.

Und, uns begegnet ein uns bereits seit dem Herbst bekanntes Phänomen: Briten. Es scheint mal wieder Einiges hier in britischer Hand zu sein und einige hier zu leben. Mittelhässliche Hotelgebäude zieren den Ort nicht gerade, aber es ist auch noch nicht megaschlimm verbaut.

Wir haben auf dem Camping Rifort einen der nettesten Zeltplätze seit langem. Dort haben sie tolle Terrassen angelegt, die knorrigen Bäume spenden Schatten. Wir sind das einzige Zelt – alle anderen stehen mit ihren weißen Plastikkisten auf den Kiesplätzen in der Sonne. Ich lobe die Person an der Rezeption für diese tollen Zeltplätze, die man selten sieht. Sie freut sich und entgegnet, dass die schon toll seien, aber dass fast niemand mehr mit dem Zelt käme. Früher sei es so gewesen, dass die jungen Leute mit dem Zelt gekommen wären, die alten im Wohnmobil oder Bus. Heute kämen auch schon die jungen Paare mit „Vans“ oder Wohnmobilen. Fast niemand mehr nutze die Zeltplätze. Wirklich schade, aber gut für uns, denn so sind wir die Könige der Terrassen. Niemand schnarcht, grunzt oder stöhnt in der Nacht, niemand quatscht bis ewig oder glotzt nervige Social-Media-Clips mit lautem Handysound und kein Baby ist um 5:59 wach und plappert.


Wenn man mit einem Glas Weißwein in der Bar neben dem Pool sitzt, fühlt man sich wie in einem Luxushotel aus dem Katalog. Dort lässt sich auch gut mal ein Gewitter aussitzen.

Wir bleiben zwei Nächte und als wir realisieren, dass das hier ein tolles Schnorchelgebiet ist, überlegen wir kurz, ob wir eine Tour buchen sollen für den nächsten Tag.

Doch eigentlich wären die Buchten über das Naturschutzgebiet mit etwas Radel-Aufwand und Wandern auch selbst zugänglich gewesen und das haben wir verbummelt, müssten also noch einen Tag dranhängen, andererseits wollen wir aber auch weiter, da das Wetter gerade relativ stabil ist. Weiter südlich soll es auch noch Felsküste mit Schnorchelgelegenheit geben. Wir vertrösten uns darauf, vielleicht bald eine Taucherbrille zu kaufen und es dann auf eigene Faust anzugehen. Wir sind einfach nicht die Tour-Typen. Die vielen Schnorchelboote in der Bucht schrecken uns schon ab.

So führt uns die Radroute also durchs kleine Naturschutzgebiet „Bassa del Fra Ramon“ zur Mündung des Riu Ter, an ihm entlang, über ihn hinüber, durch Maisfelder, kleinen Flüssen und Kanälen folgend, durch Wälder und Felder bis nach Palamós.

Dort grummelt es vom Himmel und wir breiten unser Hab und Gut gleich auf einer schönen Zelt-Terrasse über dem Meer aus. Auch einem Wiedehopf gefallen diese Terrassen – steht er da einfach auf der Nummer 50 und schaut. Ich freue mich, denn ich wollte seit meiner Kindheit schon immer mal einen Wiedehopf sehen. Der kleine Vogel-Punk mit dem Namen Upupa hat mich in einer Zeitschrift damals sehr fasziniert.

Das Gewitter entscheidet sich, doch vorbeizuziehen und so fahren wir noch hinüber in die Stadt, um am Sandstrand ins Meer zu hüpfen. Die Bucht unter dem Camping ist zwar malerisch, aber lädt eher zum Anschauen als zum Baden ein.

Das Fischereimuseum Palamós informiert über die Tradition und die Methoden des Fischfangs vor Ort und das durchaus interessant und interaktiv. Die Fischerei ist durch Überfischung und Umweltschäden insgesamt in Mitleidenschaft gezogen und stellt nur noch einen kleinen Sektor dar. Wer mehr über die Fischer von Palamós erfahren will und was es mit dem Fischereimuseum sowie der täglichen Fisch-Auktion auf sich hat, kann das in diesem Blog von Freibeuter Reisen nachlesen.

Auf dem Rückweg lächelt uns eine Bar vom Yachthafen herauf an. Wir können nicht widerstehen und sehen kurz darauf zwei kühle Copas Blanco vor uns, Oliven und Kroketten vom Scampi. Na, man muss sich den Einheimischen schon ein bisschen anpassen!

„Costa Brava“ – die „Wilde Küste“. Diese wunderschöne Steinküste Kataloniens verbindet der eine vielleicht sofort mit Lloret di Mar und Billigurlaub, die andere vielleicht mit exklusiven Ressorts oder urigen Dörfern im Hinterland. An diesem Tag geht es für uns hinein in das vielleicht typisch bekannte „Herz“ der Costa Brava. Die in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts mit Bettenburgen verbauten Orte nehmen hinter Palamós rapide zu und gipfeln im Un-Ort Lloret de Mar, bekannt für Abschlussfahrten und Sangria.

Aber selbst den hätten wir uns krasser vorgestellt – noch ist sogar der Strand hier fast leer.

Überraschend findet sich davor, zwischen Sant Feliu de Guixols und Tossa de Mar, noch eine recht wenig verbaute Steilküste, die sich herrlich radeln lässt.

Ein bisschen weh tut es schon, wenn sensationell schöne Buchten dann allerdings komplett mit einem Ressort zugepflastert sind, auch, wenn es sich einigermaßen in die Landschaft einfügt, doch so eine Pool- und Badelandschaft direkt hinterm „Karibikstrand“, fast so breit wie die kleine Bucht, zeigt einfach, wie seltsam die Tourismusindustrie tickt. Oder wer tickt? Vielleicht die Touristen? Wo ist Henne, wo ist Ei – die Frage des Lebens. Als Naturfreund schmerzt dieser Anblick schon etwas, doch es könnte schlimmer sein.

Wie es zu dem Tourismusboom an der Costa Brava kam und wieso der Tourismus hier noch immer nicht totgesagt ist, kann man in diesem etwas älteren Artikel nachlesen. Die Costa Brava mit all ihren Facetten wird hier sehr treffend beschrieben.
Auch nach Lloret die Mar ist der „Spuk“ der Bettenburgen noch nicht vorbei. Sie sind zwar nicht mehr so hoch, doch der Küstenabschnitt ist flächig mit Hotels oder Campingplätzen überzogen, Fressbude reiht sich an Gummischlappenkiosk, Eisdiele an Bar. Das Ganze zieht sich so bis kurz vor Barcelona. Deshalb wollen wir so weit auch gar nicht radeln.

Für diesen Tag stoppen wir in Pineda del Mar auf dem Camping Enmar, wo wir eine akurate Kiesparzelle bekommen und mit unserem Check-In einen Sangria am Pool inkludiert haben, den wir dann auch brav hinter Palmen trinken.

Eine Nacht auf diesem Platz genügt, der trotz seiner 4-Sterne-Perfektion eben doch die Tristesse eines 14-tägigen „Traum-Urlaubs“ ohne Privatsphäre auf 50m2-Parzellen oder kleinen Bungalow-Terrassen versprüht. Nervtötend plantscht die wabbelnde Masse im Pool, als wir uns zu einer Dorfrunde aufmachen. Auf der Suche nach etwas zu trinken und ein bisschen Authentizität.

Die finden wir im „Buenos Aires“. Slapstick pur. Die Szenerie: Wir sitzen auf zwei Barhockern an einem Fenster, das den Innenraum samt Theke mit der kleinen überdachten Terrasse – Platz für 20 Personen an fünf Tischen – verbindet. Der schnauzbärtige und charmant grinsende „Argentinier“, Mitte 60, versorgt uns mit zwei Cañas und ab da dürfen wir dem Schauspiel beiwohnen. Am Ende des Tresens sitzt hochkonzentriert ein älterer, etwas mürrischer, graumelierter Mann. Sein Krückstock lehnt neben ihm. Er bedient nur den Touchscreen der Kasse. Und das langsam. Zunächst denken wir: Krasser Luxus oder Alten-Projekt? Einen eigenen Bonierer eingestellt, das sieht man selten. Am Ende der Theke huscht zwischen Edelstahl-Schränken und Gasherd aufgeregt ein grauer margariniger Haarschopf umher, der über einem ziemlich verlebten Gesicht sitzt: „die Küche“. Aufgeregt pinnt er die Bestell-Bons auf und lässt hektische Betriebsamkeit folgen. Routine strahlt er nicht aus, nein, wenngleich es schon so scheint, als gehöre er zum Inventar. Angesichts der Spezialitäten, die auf der Karte stehen – unter anderem argentinsches Rind für 30 € – erscheint dies bedenklich. Als die Gäste zahlreicher und die Bestellungen ausgefallener werden, tritt eine Dame auf. Sie, in Feierabend-Klamotten gehüllt, wirkt etwas gefestigter, insgesamt bei Zapfangelegenheiten und Gläserauswahl aber auch völlig unsicher. Auffallend ist, dass alle ständig wild diskutieren und keiner mit keinem zufrieden ist. Die Folge ist, dass drinnen viel palavert und ausprobiert wird, sich draußen die Gäste an den jungfräulichen Tischen nach dem ersten Schluck ihres bestellten Bieres sehnen. Allein, dieses kommt nicht. Denn: Drinnen gibt „der Bonierer“ Anweisungen, was zu tun ist, welches Glas zu nehmen ist, welches die „Dame“ dann aber nicht findet. Derweil blökt „die Küche“, dass der Burger nicht verfügbar, die Pizza hingegen schon länger fertig ist, während „der Argentinier“ die Augen verdreht und immer wieder ein „Alle verruggt!“ aus sich herauslacht. Der „Argentinier“ kann ein paar Brocken Deutsch, hat mal in München bei einer spanischen Restaurant-Kette gearbeitet.
Wir staunen, lachen und rätseln und kommen zu dem Schluss, dass der „Bonierer“ der ehemalige Besitzer ist, der krankheitsbedingt ausscheiden muss und nun versucht, sein Restaurant an die neuen (augenscheinlich gastronomisch nur mäßig begabten) Betreiber zu übergeben. Alles soll ganz in seinem Sinne weiterlaufen. Ob es bis zum Beginn der Saison „alta“ gelingen mag oder es in Wirklichkeit vielleicht ganz anders ist? Dafür müssten wir dem Theaterstück noch mehrere Tage folgen.

Als wir am nächsten Morgen das „Ferienidyll“ verlassen und am „Buenos Aires“ vorbei zum Bahnhof rollen, betritt „die Küche“ bereits wieder den Schuppen. Es geht also weiter – vielleicht.

Für uns geht es auch weiter und zwar mit dem Zug nach Barcelona und nach einer kurzen Stadtrunde und einem Bahnhofswechsel mit dem Regionalzug bis Ampolla.

Der Ort an der Küste, an dem wir im Herbst etwas schweren Herzens in den Zug nach Norden gestiegen sind. Hier erfahren wir mal wieder, wie wahr der Spruch „Das erste Mal gibts nur einmal“ ist. Das kleine Bistrot, das so tolle Tortillas hatte, kann uns nur mit einem Kaffee dienen. Tortilla gibt es nur am Ende der Woche und am Abend – wo wir vorhatten dort hinzugehen – hat es außerdem geschlossen. Auch sonst ist kaum mehr geöffnet als im Winter, am Campingplatz sind die Mücken und Minifliegen aus dem Ebrodelta äußerst aufgeweckt. Aus Mangel an Alternativen landen wir letztlich im Irish Pub zum Abendessen. Es beginnt zu regnen und wir wechseln unseren Sitzplatz unter die Plane – am Nebentisch eine Frau mit Bier und Bocadillo, in dreifacher Ausführung. Sie scheint auf jemanden zu warten. Da sie dies mit Rauchen und superlautem Abspielen von Social-Media-Clips (wirklich extrem laut!) verbindet, stehen wir nochmals auf und wechseln einen Platz weiter. Hm. Fail. Das verzeiht sie uns nicht mehr die nächste halbe Stunde, die wir gezwungenermaßen noch dort verbringen müssen. Lautstark beschimpft sie uns, zeigt Stinkefinger, möchte mit Blicken töten. Als ihr Mann und ihr erwachsener Sohn mit Hund kommen, geht sie mit ihrem Hund um uns herum „gassi“. Beschimpft uns weiter, gestikuliert abwertend und schreit, wir sollten Respekt vor ihr haben, das sei schließlich ihr Land. „Es mi pais – es mi pais“. Ja ist ja gut, wir haben ja auch nicht gesagt, dass dir dein Land wegnehmen wollen! Aber sehr unangenehm ist das ganze schon und schreit nicht gerade nach einem zweiten Glas Rotwein. Durch den Gewitterregen huschen wir hinüber zum Supermarkt und trinken Dosenbier unter dem Vordach. Wie sind manche Leute drauf? Wie kurz kann eine Zündschnur sein? Wie verquer die Wahrnehmung, was man anderen Leuten zumuten darf (rauchen, Handylärm, Hunde) oder nicht (Platzwechsel). Wie absurd die Vorstellung, dass man vor jemandem Respekt haben muss, nur, weil er in „seinem Land“ wohnt – egal wie bescheuert er ist? Als hätte man sich das erarbeitet, wo man geboren wird. Passend zur Stimmung dappeln wir im Gewitterregen zurück zum Camping.


Der Zug bringt uns am nächsten Morgen weit genug aus dem Einzugsbereich der negativen Vibrations bis nach Benicarlo-Peniscola. Dort gibt es eine kilometerlange Strandpromenade, an der Radler und Fußgänger wunderbar miteinander auskommen könnten, den Radlern allerdings irgendwann in der Vergangenheit das Fahren dort verboten wurde. Man sieht die übermalten Fahrradweg-Schilder, oder Radweg-Trennstreifen, auf denen nun Füße „latschen“. Schuld daran ist der aktuelle Bürgermeister- das haben wir letzten Winter von einer Passantin erfahren, als wir dort fuhren und von einem Polizisten aufgefordert wurden zu schieben (! im Winter war da mal gar nichts los!). Er will dort in Ruhe mit seinem Hund spazieren gehen können. Verrückt.

Auch diesmal radeln wir selbstverständlich wieder – ohne von der Polizei entdeckt zu werden – und starten dann nochmals (wie im Herbst nur in entgegengesetzte Richtung) in die wunderschöne Küstenstrecke Duna del Pebret. Wir radeln bis zum Camping Ribamar, der ein paar Kilometer vor Alcossebre am „Reserva Natural Marina d’Irta“ liegt. Einem Meeresschutzgebiet ähnlich wie bei l’Estartit. Nur ruhiger.

Aus einer geplanten Nacht werden vier. Aus verschiedenen Gründen: Toll gelegener Campingplatz mit – je nach Tag – sehr guter Küche. Wir haben Glück mit Bacalao und frittierten Fischlein und essen die erste valencianische Paella unseres Lebens.

Tolles Schnorchelgebiet – wir kaufen wie geplant eine Taucherbrille und schnorcheln abwechselnd ohne Schnorchel. Es gibt wirklich sehr viele lustige Fische zu sehen – die meisten Silberfarben, aber in allen Größen und sehr zutraulich.

Der Platz, der sich bei unserer Ankunft unter der Woche als äußerst ruhig und idyllisch präsentiert hatte, verwandelt sich zum Wochenende in ein ausgebuchtes Kurztripwunder. Ausschließlich spanische Familien „stürmen“ den Platz für einen „Weekender“. Doch es ist ein quirliges, sportlich anmutendes Publikum, die Atmosphäre ist nicht unangenehm und den Unterschied mitzubekommen ist total interessant.

Die nächste Etappe geht weiter an der weniger herrlichen Küste. Wir durchfahren die Urbanisationen, die im Wiinter Totenstarre hielten und auch nun noch nicht ganz erwacht scheinen. Aus dem einen oder anderen Hotelbunker dröhnt allerdings ohrenbetäubender Abschlussfahrten-Sound. Wir treffen auf eine Gruppe Radtourer, die aus Valencia sind und immer gemeinsam Kurztrips fahren. Ihr Guide ist ein Radreiseenthusiast, der in den 80ern den ersten Radrouten-Führer Spaniens verfasst hat und am Ausbau des Eurovelo 8 beteiligt ist. Über den uns bekannten Bahnradweg geht es letztlich nach Benicàssim.

Auch hier bleiben wir zwei Nächte. Das Meer lädt nochmal zum Baden ein. Wenngleich man es nicht immer darf, denn die Benicàssim-Liveguards sind sehr streng mit den Farben ihrer Fahne und hängen bei Wellen, die ein französischer Atlantik-Liveguard nicht einmal als Welle bezeichnen würde, die rote Fahne auf. Baden verboten! Wer wie wir das nicht richtig interpretiert, wird sogleich freundlich mit Winken und Pfeifen aus dem Wasser geholt und aufgeklärt. Bis zu den Knien dürften wir rein. Ach ja? Nee, dann lieber nicht. In Benicàssim waren im Winter fast keine Restaurants geöffnet. Wir kamen damals auch erst im Dunkeln mit dem Zug an. Diesmal radeln wir in eine Sommermetropole – am „Lungomare“ (wie es in Italien heißt) reiht sich eine Beach-Bar an die nächste, im Hauptort verhält es sich so mit den Restaurants und Kneipen. Spanier gehen einfach gerne auswärts essen und trinken. Und wir hier auch.

Zufällig wohnen wir noch der „wir-fahren-unseren-Jesus-aus-der-Kirche-hinaus-und-einmal-durch-den-Ort-und-wieder-zurück-in-die-Kirche-Zeremonie“ bei. Weiße Tücher werden dazu von den Balkonen gehängt, wenn der Jesus vorbeikommt passiert sicher etwas mit dem Tuch, aber wir sind nur Zuschauer, wir wissen es nicht. Das ganze zünftig mit Blasmusik wie beim Silvesterblasen der Harmoniemusik Hindelang.

Entlang der Strandvillen aus der Belle Epoque (gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wählte eine Gruppe wohlhabender Familien aus Castellón und Valencia Benicàssim als Urlaubsort und schuf dort das sogenannte „valencianische Biarritz“) und durch das schöne Castelló de la Plana mit gut bestücktem Fischmarkt führt uns die Route entlang einem dünigen Küstenstreifen an dem der Schrei nach Wellenbrechern von jedem Balkon baumelt.

Verständlich, denn das Meer kommt den Orten hier sehr nah (oder ist es gar anders herum?) und holt sich mehr und mehr vom wenigen Sand der Strände zurück. Baumaßnahmen sind im Gange, es scheint zumindest, dass der Schrei erhört wird.

Wir fahren bis Moncofa, einem kleinen Ort mit türkisblauem Meer, mit Kieseln statt Sand, Sommerhäuschen aus vergangenen Zeiten und dem Lokal „Idem“, das es erst seit einem Jahr gibt und dessen Besitzer und Koch stolz und mit Liebe besondere, kleine Gerichte konzipiert, die man durchaus mal nachkochen könnte.

Ein Tagesausflug führt uns ins 30 km entfernte Sagunto, wo der Ausblick am Strand leicht verändert ist, was aber niemanden zu stören oder vom Baden abzuhalten scheint.

Die Stadt selbst, die nicht direkt am Meer liegt, wartet mit einer antiken Festung, einem römischen Theater, maurischen und mittelalterlichen Überresten sowie einer malerischen Altstadt auf. Nichts, was uns jetzt nach Sizilien komplett von den Socken holen würde, aber einen kurzen Besuch wert. Vor allem wie so oft, der Blick von oben.

Der Zug bringt uns durch die heiße Ebene zurück in die Nähe von Moncofa und wir radeln zum Campingplatz für unsere vorerst letzte Nacht am karibikblauen Meer der Costa Azahar.

Endlich passt die Wetterlage und der „Durchbruch“ zum Atlantik kann starten. Endlich ins Landesinnere – die Küste haben wir nun wahrlich ausgeküstet.

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