Baby, you can drive my car!

Um es gleich vorweg zu sagen: Es besteht nicht die Gefahr, dass wir bei künftigen Reisen vermehrt auf motorisierte Fahrzeuge umsteigen werden. Denn: Die meisten Highlights des Road-Trips fanden tatsächlich außerhalb des Fahrzeugs statt. Und: Drei Tage, 400 Kilometer und dennoch gestresst vom Fahren? Ja, das sind wir!

Im Mittelpunkt der Idee stand auch zunächst mal der Transport von A nach B, ergo von Sevilla nach Granada. Das Wetter, ausgebuchte Züge und keine Lust auf Busfahren führten letztendlich zu dieser Aktion. Wir vertrauten auf einen bekannten Anbieter und wurden von Nico und Laura, deren Arbeitsplatz in einer Tiefgarage ist, freundlich bedient.

Statt langweiliger Autobahnen hatten wir uns die kurvigsten aller Strecken ausgesucht. Wir wollten die tollen Landschaften genießen und selbstredend ein paar der weltberühmten „Pueblos Blancos“ und das sagenumwobene Rondo besuchen. Auch steuerten wir die weit verstreut liegenden noch offenen Campingplätze an und verbrachten so auch mal wieder eine Nacht im Zelt. Eine? Ja, die beiden anderen lagen wir im mit Campingmatte und Schlafsack gemütlich umgebauten Kofferraum, da das Wetter peitschenden Wind und Regen für uns bereithielt. Es ließ sich trotz des begrenzten Platzangebots in diesem Kleinwagen sogar ganz gut schlafen. Wärmer als im Zelt war es allemal. Manche Spanier lassen sich übrigens von Temperaturen um die acht Grad nicht davon abhalten, ganze Nächte in einen schlabbrigen Vorzelt zu hocken und zu quatschen. Was sind wir doch für Weicheier? ;)

Die Städte, Orte und Campingplätze waren ziemlich gut besucht, wir hatten das mit der „Brückenwoche“ im vorherigen Beitrag ja schon erklärt. 

Bis wir aus Sevilla herausgekurvt und über einige Nebenstrecken ins Hinterland gehoppelt waren, war die Zeit schon wieder recht fortgeschritten. In Spanien aber kein Problem, da man auch um 16 Uhr noch Mittagessen kann (dafür abends halt dann erst ab 20:30/21:00).

Ein Problem des Autos zeigte sich bei der Suche nach einer Bar dann aber schnell. Man kann keine Einbahnstraßen fahren, nicht einfach schnell umdrehen und schon gar nicht direkt vor dem Lokal parken. Das führte bei uns dazu, dass wir oft einfach weiterfuhren. „Ach lass, zu nervig.“ So huscht man durch die kleinen Orte, die man mit dem Rad viel schneller und genauer kennenlernt. Auch ist es mitunter gar nicht so einfach, von der Landstraße aus die Landschaft zu genießen. Alles geht viel zu schnell vorbei, Foto-Perspektiven erkennt man nur für Hundertstelsekunden und wenn man gerne ein Foto machen möchte, kann man nicht einfach anhalten, da zu kurvig, zu eng, zu gefährlich, zu voll – einfach ein oder mehrere Gründe auswählen.

Zudem fehlt uns das Gefühl für die Luft und die Temperatur. Gerüche, schwitzen, friere – im Auto immer gleich. Das konzentrierte Schauen auf die Straße ermüdet uns schnell, die Stimmung leidet und wir werden „motziger“. Das mal in aller Kürze die Gründe, warum wir NICHT aufs Auto umsteigen werden. 

Dennoch hatte das eigene Fahrzeug natürlich auch Vorteile, ohne die wir in der kurzen Zeit nicht so viel gesehen und erlebt hätten. 

Viele der an die Berghänge geschmiegten Pueblos Blancos hättern wir vermutlich in dieser Anzahl auch nicht besucht. Die vielen unglaublich steilen Anstiege ballert man mit dem Auto halt einfach schnell hoch.

Gezielt steuerten wir Olvera an, wo 5km außerhalb auf einer Anhöhe ein großer Campingplatz trohnt.

Dort in Olvera endet zudem der (so benannte) schönste Bahn-Radweg Spaniens (Vía Verde de la Sierra), den wir unbedingt fahren wollten. Interessanterweise war diese Bahntrasse ein Projekt des Größenwahns und wurde nie fertiggestellt. Wir ließen das Auto einen Tag stehen und drehten eine – aufgepasst – wundervolle und spektakuläre Runde mit dem Fahrrad über Bergstraßen nach Coripe und den Via Verde zurück nach Olvera.

Am nächsten Tag folgte die längste Strecke mit dem Auto. Ronda ist schon ein Ort, den man mal gesehen haben darf. Unendlich touristisch natürlich, aber landschaftlich und baulich schon ziemlich einmalig.

Danach ging es durch die Sierra de las Nieves – eine fantastische Landschaft mit Farben, Formen und Weiten, die ihresgleichen suchen. Gigantisch! Über kleine und kleinste Straßen (Ronda – El Burgo – Ardales – El Chorro – Valle de Abdalajís – La Joya – Villanueva de la Concepión – Casabermeija – Colemar – Riogordo – Camping Rural Presa La Viñuela) in ständigem Auf und Ab, vorbei am Caminito del Rey.

So toll das alles ist, nach ein paar Stunden rumgekurke, reicht es Fahrerin und Beifahrer meistens und der Stresslevel steigt umgekehrt proportional zum Spaßlevel. Spätestens dann ist es Zeit, einen Campinplatz anzusteuern. Wir erwischten einen netten Platz am Stausee bei Viñuela mit Restaurant in der Nachbarschaft und der Abend nahm ein gutes Ende.

Apropos Stauseen: Wir passierten einige, die einen im wahrsten Sinne mit staubtrockenem Mund zurückließen. Die Dürre, von der wir in den Wetternews so viel gelesen hatten, sie bekam ein Gesicht! Die Schilder mit dem Hinweis auf eine Surfschule wirken wie ein schlechter Witz! Da steht man da mit seinem Mini-SUV vor dem Sand-Stausee. Wie viel besser und wie trügerisch wäre doch das Gewissen, hier mit dem Fahrrad vorbeizukommen.

Für den Morgen des letzten Tages unseres kleinen „Road-Movies“ hatten wir uns nurmehr ein kleines Stück aufgehoben, so dass wir die Anfahrt auf Granada mit dem umwerfenden Blick auf die Sierra Nevada und derer schneebedeckten Gipfel im vollen Auto genießen konnten!

Dank meiner schnellen Daumen am Handy und meiner weisen Voraussicht hatten wir die Karten für die Alhambra schon „im Handy“ und konnten den kommenden Tagen unseres Besuchs in Granada mit Vorfreude entgegensehen.

Wenig später kurvte das Auto in eine Tiefgarage im Stadtzentrum und machte aus den Sabbat-Drivern wieder ganze normale Sabbatradler. Gut so!

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