Be(ohne)sichtigung

08./09.03.2010 (k) Hongkong

Kurz nach den Pendlern verlassen auch wir Lantau mit der Metro. Es geht zurück nach Kowloon, wo wir für heute wieder ein Zimmer im Hopp Inn gebucht haben. Stadtbesichtigung ist angesagt. Wir verstellen mit unseren Rucksäcken und den Rädern mal ruckzuck wieder den schmalen Gang im Hostel, wo schon unsere vier Packtaschen stehen. Dann geht es hinaus in Hongkongs Siff. Es hat spürbar abgekühlt, der Wetterbericht spricht gar von einem Temperatursturz  – und es nieselt leicht. Die berühmten Bauwerke, denen wir uns heute auf Hongkong Island widmen wollen sehen, wir zwar von der Nähe, doch der höchste Turm der Stadt, der „2 IFC“  ist in Wolken versunken und vom 43. Stock des Bank of China Buildings sehen wir gerade mal ein paar benachbarte Häuser und die Straßen unter uns. Das allein ist schon beeindruckend, wenn man beispielsweise die kleine St. John’s  Cathedral ausmacht, die  tapfer ihre Stellung zwischen den sie umringenden Riesen hält. Den Hafen sieht man nicht, geschweige denn das gegenüberliegende Ufer von Kowloon. Die weniger hohen Meisterwerke wie das Jardine Haus (das mit den vielen Bullaugen) und Fosters über eine Milliarde schwere HSBC mit seiner Fengshui geschuldeten Säulenkonstruktion lassen sich hingegen in Ruhe bewundern. Im „Landmark“ nutzen wir die Toiletten – für mehr sind wir wohl auch kaum geboren. Wir wollen zum Mittagessen einen Inder in Causeway aufsuchen, ein Tipp, den ich in einem der Hongkongmagazine gesehen habe, doch als wir das kleine Schild an der Klingel eines wieder mal unscheinbaren Minieingangs endlich gefunden und per Knopfdruck auch Einlass erhalten haben, stellen wir fest, dass gerade umgebaut wird. Man sollte wohl in so einer Stadt nicht irgendeinem Tipp nachlaufen. In einem nahe gelegenen Einkaufszentrum finden wir uns kurz später im Essgeschoss auf den weichen Sitzen eines leckeren Thai-Restaurants wieder. Hier beschließen wir, dass es schade wäre, die Stadt – wie geplant – morgen schon wieder zu verlassen. Besichtigung ohne Sicht macht einfach keinen Sinn. Und übermorgen soll das Wetter wieder sehr gut sein! So schmieden wir einen Vorgehensplan für morgen: umpacken, ein Paket mit altem Zelt und ein paar überflüssigen Dingen zu René in die Schweiz schicken, Gepäck, das die nächsten 3 Tage nicht gebraucht wird in Hung Hom einschließen, bis nachmittags noch in der Stadt aufhalten, dann zurück auf den Campingplatz nach Lantau wechseln.

Ja, und so ist dann auch der Dienstag – übrigens wettermäßig der Übelste dieser Nieseltage – beinahe schon beschrieben: für umgerechnet 22 Euro können wir unser 6 Kilogramm Paket in die Schweiz schicken, die Schließfächer in Hung Hom (der Metrostation, von der wir am Aufbruchtag dann nach Shenzen hinausfahren wollen) sind auch leicht zu finden und nach dem Großeinkauf im Supermarkt tauschen wir die teure, quirlige Stadtmitte mit dem kostenlosen, ruhigen Platz am Meer. Die bemühten Angestellten freuen sich, uns wiederzusehen und – Gewohnheitstiere wie wir sind, steht das Zelt wieder in Parzelle Nummer 6.

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