10.12.2009 (k) Kontum – Plei Kan: 62km, 500Hm
Kontum ist eine Kleinstadt mit noch stark ländlichem Charakter. Kleinere Querstraßen sind nicht geteert und so erwecken diese Sträßchen das Gefühl, man fahre mitten durch ein kleines Dorf. Im Osten geht die Stadt fließend in zwei Dörfer der BahNar über, eine hier stark verbreitete ethnische Minderheit. In einem steht ein besonders schönes Exemplar eines Rong-Hauses, ein Versammlungshaus für die Dorfgemeinschaft, das auf Pfählen steht und ein überdimensionales, schilfgedecktes Dach hat. Dieses besichtigen wir auf unserer Frühstückstour, die uns in ein Pho-Restaurant führt. Während wir uns für den Tag stärken inspizieren und probieren zwei andere Gäste unsere Räder. Mal schön alle Gänge im Stehen durchgeklickt und versucht, das Vorderrad bei eingehängter Bremse auszubauen. Na immerhin ist keiner von beiden bei der Testfahrt unter einen LKW gekommen und wir können bald darauf unsere Etappe planmäßig starten.
Der Highway 14 führt weiterhin durch Kaffee-, Pfeffer- und Kautschukanpflanzungen sowie durch Tapiokagebiet. Fast durchgängig ist die Strecke mit Dörfern besiedelt. Die meisten Leute sind hier gerade mit Tapiokawurzel schälen und hacken beschäftigt. Zwischen Bergen von den länglichen Knollen sitzen sie in der Sonne, nur geschützt vom typischen Grashut, und bearbeiten die Ernte. Auf mehreren Hügeln, die wir heute zahlreich erklimmen, stehen Kriegerdenkmäler. Unvorstellbar, dass vor knapp 35 Jahren hier noch alles Dschungel war, und jeder Hügel aufs Bitterste umkämpft wurde. Man kann es sich wirklich nicht mehr denken. Die Menschen winken uns wie immer aus den hintersten dunklen Winkeln ihrer Häuser zu, die Kinder kommen gerannt und grölen und lachen ihr „Hello“! Um die Mittagszeit ist auch heute wieder irgendeine Schule zu Ende und wir bekommen Begleitung auf unseren Rädern. Die Straße ist noch immer nicht wenig befahren und ich bin froh, dass sich jedes Fahrzeug lautstark ankündigt, denn dann flüchten auch die Kinder ein wenig an den rechten Rand – ich möchte nicht schuld sein, wenn eines davon unter die Räder kommt, nur weil es gerade so interessant ist, neben uns her zu fahren. Die unbefestigte, sandige Bankette nützen wir immer, wenn ein LKW oder Bus (diese fahren wirklich sehr schnell) sich nähert. In einem gemütlichen Café in Dak To genießen wir im Schatten die geballte Kaffeeessenz mit süßer Kondensmilch. Mittels point-it plaudern wir mit unserm vietnamesischen Nachbarn auf dem Terrain, wo einst die erbittertsten Schlachten des Vietnamkriegs geschlagen wurden. Die Gedanken daran fahren die letzten Tage hier immer mit. Kaum mehr gelingt es uns, uns zur Weiterfahrt durch die Hitze aufzuraffen – doch wir sind noch nicht am Ziel. Immerhin ist die Hitze trocken und somit eigentlich gut verträglich. An zwei Stellen fahren wir durch Schneisen, die ein Taifun hier im Oktober geschlagen hat. Die Straße verläuft wie auf einem Damm, links und rechts steht noch das Wasser, nur noch einzelne Palmen stehen, Schlamm und Baumstümpfe liegen überall herum. Man sieht, dass auch der Highway unter Wasser stand, denn die Leitplanke ist teilweise stark beschädigt und noch verschlammt. Ein paar Kilometer weiter hat sich wohl ein kleiner Bach in ein reißendes Ungeheuer verwandelt. Von ein paar Häusern sieht man nur noch die Reste, man kann sehen, wie hoch das Wasser kam. Überall liegen hier zusammengesägte Baumstämme (teilweise mit richtig dickem Umfang) zum Trocknen aus. Wenn man es so sieht kann man verstehen, dass die Gefahr bei einem Taifun häufig gar nicht der Wind ist, sondern der auftretende Starkregen.
Am Ortseingang von Plei Kan angekommen steigen wir im ersten Hotel ab, es macht einen guten Eindruck. Da hier aber niemand Englisch spricht, organisieren wir uns zwei Kilometer weiter in einem anderen Hotel ein Taxi für morgen früh, das uns die 20 km zur Grenze bringt. Um 6.00 Uhr soll es dort sein – wir werden sehen! Es wäre wichtig, denn von der Grenze sind es noch immer 120 km bis nach Attapeu in Laos, wo wir morgen Abend sein wollen. Da heißt es strampeln so straff es geht!