29.11.2009 (m)
Der nächste Tag beginnt also wie gesagt mit einem Katerfrühstück, der sich dann auch schnell verzieht und so steht dem „Tag zur freien Verfügung“ nichts im Wege. Die Damen machen sich sogleich auf zur Scheiderei, wo Kleidung maßgeschneidert lassen werden soll und Mitbringsel sowie Weihnachtsgeschenke erstanden werden wollen. Ich erledige derweil ein wenig Büroarbeit, checke Hotels und Transportmöglichkeiten für die nächsten Tage. Zum Mittagessen treffen wir uns in der Stadt, wo auf den wartenden Molle drei Frauen mit dicken Tüten zukommen. Tja, wenn da nicht mal Klischees erfüllt werden. In einem ganz kleinen vietnamesischen Restaurant werden wir aufs Köstlichste versorgt – die Frauen in der Küche bereiten über eine Stunde unsere bestellten Gerichte frisch zu und geben sich ganz große Mühe. Wirklich toll!
Wir begeben uns dann nochmals zurück zur Schneiderei, wo Helga mir ein maßgeschneidertes Hemd schenken möchte. Das gelingt auch und ich kann mich nach unserer Rückkehr nächstes Jahr auf ein feines Kleidungsstück freuen, da ich dieses natürlich nicht auf der Reise auftrage sondern meiner Mutter nach Hause mitgebe.
Der Spaziergang zurück zum Hotel lässt uns erneut die ausgesprochen Schönheit des kleinen Städtchens erleben. Die Bausubstanz ist gut 200 Jahre alt, an jeder Ecke stehen alte chinesische Kaufmannshäuser, die einst von reichen Kaufleuten bewohnt wurden und nun von deren Nachfahren genutzt werden. Eine Augenweide, nicht neue, aus dem Boden gestampfte Bauwerke ansehen zu müssen, sondern eine kleine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen. Natürlich ist die Stadt touristisch aufbereitet, es wimmelt von kleinen, gemütlichen Cafés, Restaurants, Weinbars, Cocktialbars. Aber alles nicht laut, kreischend, schrill, sondern denzent, unaufdringlich und gemütlich. Die alten Gassen sind mit roten Laternen geschmückt, es findet auch noch original vietnamesisches Leben statt. Auch dieses Städtchen ist Weltkulturerbe und somit auch vor Abrissen und Umbauten geschützt. Die Menschen leben sicher gut vom Tourismus und werden einen Teufel tun, hieran etwas zu ändern.
Die Damenfraktion macht noch einen Nachmittagsausflug zum Strand, der in etwa vier Kilometern Entfernung mit weißem Sand und warmen Fluten auf Gäste wartet. Trotz hoher Wellen tauchen alle ein und kehren gut gelaunt mit einem Tiger-Beer in der Hand in den Hotelgarten zurück, wohin ich mich mit einem dicken Buch zurückgezogen habe. Abends lassen wir im „Mango Rooms“ elegant für uns aufkochen. Das Essen ist wahrlich lecker, das Preisniveau aber für hiesige Verhältnisse doch ein wenig überzogen. Genossen haben wir es dennoch. Die abendliche Flasche Dalat-Rotwein wird diesmal in einer dem Restaurant gegenüberliegenden Bar eingenommen. Es ist ein lauer Abend, der Wein mundet, wir plaudern und lassen die Blicke auf die vorbeispazierenden Touristen und Einheimischen schweifen. Es ist einfach nur gemütlich.