Eine Woche unterwegs

So haben wir also am 8.8.2009 das letzte Mal die Wohnungstür in der Kalvarienbergstraße zugezogen. Klar, dass die Stimmung hierbei eher gedämpft bis weinerlich war, haben wir uns doch in der Wohnung sehr, sehr wohl gefühlt. Nach den Wochen des Packens und Umziehens war es aber auch ein erleichterndes Gefühl, alles, was man die nächsten Monate braucht in drei Taschen untergebracht zu wissen.

Unsere erste Station ist Winterthur, wo wir bei Richi unsere nagelneuen Hinterräder in Empfang nehmen dürfen. Richi weist uns noch schnell in die nötigsten Wartungstechniken ein, dann widmen wir uns dem Wochenende, Bike-Ausflügen, Dias und thailändischer sowie schweizer Küche. Ein Tief über der Schweiz beschert uns einen weiteren Tag Aufenthalt in der Pension RIchi&Gisela. Hier hält man es aber auch gut aus…

Am Dienstagmorgen bringt uns die SBB bequem nach Davos, von wo aus wir den ersten Pass (Flüela) in Angriff nahmen. Fazit: Kistenpacken, Grillen und Bier trinken dienen nicht der optimalen Vorbereitung einer Fahrradtour. Wir quälen uns bei Sonnenschein über die Berge und erreichen um 15 Uhr gerade noch den letzten Shuttlebus durch den Tunnel bei Munt Schera Richtung Livigno. Hier gibt’s erst mal einen schönen italienischen Macchiato. Bei brütender Hitze zieht uns der nächste Anstieg nicht gerade in seinen Bann. Ein Glück ist diese Region ein Downhill-Bike-Paradies – wir verladen die Räder samt Gepäck in den Lift und fahren gemütlich nach oben. Eine kurze Schotter-Abfahrt bringt uns zum Passo d’Eira, wo uns Katrins Mutter mit ihren Schwersten in Empfang nimmt und wir unser Gepäck vor dem letzten Pass des Tages ins Auto verladen können.

Den Abend verbringen wir in Semogo bei Sigrid, die uns mit Bresaola, Apéritif, Saltimbocca, Käse und weiteren Leckereien wieder zu Kräften bringt. Es folgt eine erholsame Nacht mit einem gemütlichen Frühstück. Gegen 11 Uhr verlassen wir Semogo mit dem Ziel Gaviapass.

Der Wein des letzten Abends hindert uns an einer wirklichen zügigen Fahrweise – verbunden mit Anstiegen bis 12%. So zuckeln wir, überholt von unzähligen Q5, Q7, X3 und Motorrädern nach oben. Erst gegen Abend erreichen wir die Passhöhe. Eine wunderschöne Abfahrt auf schmalstem Sträßchen bringt uns nach Ponte die Legno und weiter nach Temu auf einen Camping. Im Ort verköstigen wir uns mit einer Pizza – lecker.

Am nächsten, wieder wolkenlosen Morgen nehmen wir den Passo del Tonale unter die Räder. In relativ angenehmen Kehren und mit mäßigem Verkehr schrauben wir uns nach oben, wo wir auf ca. 1900m eine Rast einlegen. Umrahmt von Gipfeln, Touristen und Verkaufsständen (hier sind offensichtlich südamerikanische Waren, Ferngläser und Teleskope der Renner). Die folgende Abfahrt beschert wenigstens ein bisschen Fahrtwind gegen die drückende Hitze. Die Straße Richtung Mendelpass hält ob der hügeligen Topographie viele „Extra-Anstiege“ bereit, so dass wir sehr abgekämpft Sarnonico am Fuße des Passes erreichen. Es ist schön 19 Uhr und so schlagen wir unser Zelt am örtlichen Campeggio auf. Voll und teuer – Ferragosto sei Dank.

Freitag, 14.08., Katrins Geburtstag. Bei morgendlicher Kühle ist der Mendelpass mit seinen verbleibenden 350 Hm schnell gefahren. Die Abfahrt nach Bozen windet sich auf herrlichen Kehren die Steilwand hinab. Wunderbar. Ein Radweg führt uns bis ins Zentrum Bozens, direkt an den Bahnhof, von wo aus wir den Zug nach Brixen nehmen. Am frühen Nachmittag sind wir in Bressannone und radeln nach Anweisungen eines ortskundigen Taxifahrers einen schattigen Waldweg hinauf zum Vahrner See. Hier erwarten uns bereits unsere Allgäuer Freunde mit Prosecco und kulinarischen Köstlichkeiten. Der Empfang mündet in das gewohnt opulente Essgelage. Bis spät abends reden, lachen und trinken wir, ehe alle in der Zeltstadt verschwinden.

Die Sonne brüllt uns aus den Zelten, schon werden Leckereien zum Frühstück aufgetischt. Es ist an alles gedacht. Noch kann sich keiner so recht vorstellen, heute auch nur einen Schritt aus dem Camp zu machen, doch schon bald setzt sich die Gewissheit durch, dass man die südtiroler Welt von weiter oben noch viel besser genießen kann. Mit den Autos brausen wir abenteuerliche Serpentinen nach Sornick (??) hinauf und wandern weitere 500 Hm auf die kleine Mataiser Alm. Herrlich hier oben! Radler, Wein, Brot und Kaminwurzen heben die Stimmung weiter, die schließlich im „Goißlschnoizn“ ihren Höhepunkt findet. Eine lange Peitsche ist schnell in eine Richtung zu schwingen, um dann ruckartig in die Gegenrichtung bewegt zu werden – wer’s richtig macht, erzeugt zur Belustigung aller einen lauten Knall. Manche können nur schwingen (Katrin), manche nicht mal schwingen (Matthias), manche schwingen und knallen (Molle).

Der Abstieg ist schnell gemeistert, die Rückfahrt im Cabrio wieder wunderbar und im Camp stehen schon wieder Köstlichkeiten und kühle Getränke bereit. Die ausgelassene Stimmung wird nur durch den herzzereißenden Song der Rabbatz-Adler und die Abschiedsgeschenk-Übergabe leicht getrübt. Abschiede sind schon was Blödes. Wiedersehen macht Freude!

Der nächste Morgen und damit verbunden das endgültige Tschüss-Sagen für die nächsten Monate kommt erbarmungslos. Die frisch bereiteten Palatschinken versüßen nochmal den Morgen, die Flasche Prosecco vermag die Tränen aber nicht zurückzuhalten. Und so radeln die beiden Sabbatradler los, dem Abenteuer entgegen. Der Zug bringt sie zum Brenner, die Räder hinab nach Innsbruck, der Zug nach Salzburg und die Räder wiederum zum Camping Stadtblick. Eine dicke Portion Tortellini macht ausreichend müde, um den wohlverdienten Schlaf antreten zu können.

In einer halben Stunde erreichen wir dann Wien, der nächsten Station unserer Reise…

 

 

 

 

 

 

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