16.07.2010 (k) Sunne – Mökeren: 74 km, 650 Hm
Es ist halb sechs, als die Sonne ihren ersten Angriff auf unser Zelt startet. Wenn man wollte, könnte man wirklich früh weg in Skandinavien. Aber wir wollen nicht. Wir wollen stattdessen lieber noch zwei Stündchen schlafen. Also alle Pforten auf, damit der Wind durchblasen kann. Ein paar graue Wolken stehen auch noch auf unserer Seite und so klappt es mit einer Verlängerung bis halb acht. Auch Nachbars haben es so lange ausgehalten. Zum Frühstück macht Uli heute bei der Suppe mit, die aber mit viel Gemüse und Köttbollar nur noch ansatzweise asiatisch schmeckt. Nichtsdestotrotz lecker. Die Wolken um uns sind so schwarz, dass wir kurzzeitig meinen, dass Zelt auch gleich wieder aufbauen zu können, doch wer will schon freiwillig zwei Tage auf diesem überfüllten Monsterplatz bleiben? Nein, wir wollen ja auch wirklich los, nach Norwegen. Und dort müssen wir uns sowieso auf den einen oder andern Regenschauer oder –tag einstellen. Doch wir haben Glück, bis auf ein paar Tropfen am Nachmittag kommen wir trocken durch. Die Wolkenfront will wohl eher Eindruck schinden und sagen: Was, ihr wollt mit den Rädern nach Norwegen?! Wisst ihr überhaupt, wen ihr da vor euch habt?! In einer malerischen Bucht mit Sandstrand machen wir zum letzten Mal für diesen Urlaub an einem schwedischen See Pause. Die Strecke ist einmal mehr seit dem Verlassen der Teerstraße superschön. Es wird entgegen meiner Vermutung gar nicht langweilig, die ganze Zeit durch den Wald und an Seen vorbei zu strampeln. Der Blick ändert sich ständig, die Vegetation auch ein wenig. Viele Hügel müssen wir heute schlucken, im Schotter nicht ganz unanstrengend. Molle lotst uns über die Grüne Grenze hinter Mitanderfors. Nur eine Schranke ohne Beschilderung markiert die Trennungslinie zwischen diesen Brüderstaaten. Raus aus der EU – nochmal zurück, nochmal in der EU pinkeln, wieder rüber. Heia Norge! Und es scheint die Sonne! Na wer sagt’s denn. Der Wald ändert sich zunächst natürlich nicht, und so brausen wir weiter über die Schotterstraße Hügel hinauf und hinunter, den tiefblauen See im Blick, bis zum 16 Kilometer entfernten Campingplatz. Fünf Kilometer nach der Grenze war auch eine Möglichkeit zu campen, ein wunderschöner Platz, der nur die Sommermonate über geöffnet ist und der nichts kostet. Allerdings gab es dort kein Trinkwasser und für morgen wäre es wieder weiter als gedacht gewesen. Als wir uns einen Platz auf dem überfüllten Camping in Mökeren suchen, bereuen wir unsere Entscheidung beinahe, aber als wir uns dann einfach direkt an den See beim Badeplatz stellen, haben wir die Dauercamperbrigade nur im Rücken und haben doch das Gefühl, an einem schönen Platz zu stehen. Wenn das Wetter hält, geht es morgen tiefer hinein in dieses wunderschöne Land. Heia Norge, wir kommen!