14.08.2011 (k) Sibenik – Perkovic (Zug) – Split: km Hm
Mit unseren Zugtickets nach Split machen wir uns am Morgen auf in die Stadt Sibenik, 7 km vom Camping. Wir haben uns entschieden, die Stadt in der Früh anzuschauen, nachdem gestern Abend wirklich keiner mehr Lust hatte, den hügeligen Weg zurück zu fahren, um sich mit Horden von Touristen durch die altertümlichen Gassen zu schieben. Eine richtige Entscheidung, denn nun liegt noch eine friedliche Ruhe über dem Ort, nur die Cafés sind von Männern besucht, die sich bei eienm Espresso den Neuesten Tratsch des Tages erzählen. Wie so viele Städte in Dalmatien war auch Sibenik über die Jahrhunderte verschiedensten Belagerern ausgesetzt, die längste Zeit wohl der venezianischen Herrschaft, im frühen 19. Jahrhundert Österreich und der jüngste Krieg liegt auch hier nur wenige Jahre zurück – von 1991 bis 1995.
In der bemerkenswerten Kathedrale St. James, die mit 71 Kopffriesen aus dem 15. Jahrhundert umgeben ist und komplett aus Steinen der kroatischen Inseln erbaut wurde, ist gerade Sonntagsmesse. Wir starten auf eine Fotosafarie durch die Gassen und nehmen am Hauptplatz vor der Kathedrale noch einen Cappuccino zu uns – zum sage und schreibe gleich niedriegen Preis wie fast überall in Kroatien: 10 Kuna (= etwas über ein Euro). Um 10.48 Uhr steigen wir in einen orangefarbenen, mit Graffitti verschönerten Triebwagen, der uns eine gute Stunde durch die Hitze nach Perkovic bummelt. Auch einmal angenehm, am Zug(igen)fenster zu stehen und die kleinen Dörfer und Steinebenen vorbeiziehen zu lassen. häufig hält der Zug in der Prärie – oft weist nur ein kleiner Ziegelunterstand auf einen offiziellen Halt hin, manchmal gibt es auch einen kleinen Bahnhof, auf dem dann tatsächlich ein entweder motivierter,oder aber gelangweilter Bahnhofsvorsteher mit einer Kelle winkt – Hauptsache eine leuchtend rote Bahnhofsvorsteherschildmütze auf! Wenn man nach Split will, muss man in Perkovic umsteigen – mit einer Wartezeit von ca. eineinhalb Stunden bei unserer Verbindung. Wir richten uns auf einer Holzbank neben dem Bahnhofsvorsteherzimmer ein – mit einem kleinen Geburtstagssnack wird es nicht viel, weil es im Ort außer terpentingetränkem Toast, der sofort in der Tonne landet – kein Brot mehr gibt. Markus macht Joghurt mit Mango mit Müsli.Nach unserem Plan soll der Zug nach Split um 12.57 einrollen. Wir warten im Schatten an Bahnsteig 1, bis wir ihn sehen. pünktlich auf die Minute braust der ICN heran – seltsamerweise in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Wir schulten gerade unser Gepäck, als der mit der roten Schildmütze an uns vorbeiflitzt. ich sage kurz, „four“, weil ich den Bahnsteig von ihm bestätigt haben will und „Split“ – er darauf: „from Split“. Verwirrt zögern wir eine Sekunde, fragen, wann denn der nächste Zug „to Split“ kommt und erhalten die Antwort „15 hours“, als sich am ICN bereits wieder die automatischen Türen schliewßen und er leise seine Weiterfahrt beginnt – gerade noch können wir die orangefarbenen, digitalen Buchstaben neben den Türen erkennen: „Split“. Fassungslos schauen wir ihm nach und uns an. da fährt unser Zug vor unserer Nase ab, wegen dieser hundsmiserablen Englischkenntnisse eines – entschuldigen wir mal – jugoslawischen Bahnhofsvorstehers, bei dem alles, was überhaupt steht höchstens die Zeit ist, in der er lebt! Oder wegen uns, weil wir seiner Aussage mehr getraut haben als dem Internet und dem Fahrplan und den Buchstaben am Zug? Und überhaupt – gehalten hat das Teil ja auch nur gefühlte 20 Sekunden! Klar, das der dicke Zwerg mit der roten Kappel sich gleich wieder in sein Kabuff verzogen hat! Oh, plötzlich fliegt die Tür auf, er hastet an uns vorbei zu einem Güterzug, der schon eine halbe Stunde hier herumsteht. Oh, welch Arbeitsbelastung. Als er zurückkeucht schmeiße ich mich in seinen Weg und frage noch einmal wirklich sanft: „an the next train to Split??“ Mit einer abfälligen Armgeste und einem gegrunzten „Ahhoohäähbaah“ und einem mit Sicherheit versauten Fluch flüchtet er in seine Kammer. „Vala, goht’s no???“ denke ich mir. Nach eigenen Recherchen müssten wir nun noch über 4 Stunden auf einen Zug nach Split warten. Wie gut, dass wir mobil sind. Wer braucht schon Züge, wenn er ein Fahrrad hat? Wieder einmal fällt es uns wie Schuppen von den Augen. Wir satteln auf und düsen wenig später immer in Sichtweite zu den Gleisen auf einer kleinen Straße ein Tal hinunter, schwingen uns an dessen Ende behende über einen Pass und flitzen hinab zum Meer – 28 km vor Split. Die Fahrt in die Stadt dauert noch gut 1,5 Stunden und so erreichen wir gegen 18 Uhr den Fähranleger, wo wir uns erkundigen, ob zufällig noch ein Boot nach Brac oder Hvar geht. Es geht natürlich keines mehr bzw. nur noch ein späteres nach Brac, was uns aber nicht weiterbringt. So versuchen wir der Küstenlinie zum 10 Kilometer entfernten Camping zu folgen, bis uns die Steilküste ein Ende bereitet und uns eine Rampe hinaufspuckt, knapp 100 Höhenmeter steil. Am Ende einer unerwarteten und heißen Etappe doch genau das, was man sich noch wünscht. Letztlich finden wir den überfüllten Campingplatz, schlagen unter einem Baum am Waschhäuschen auf, versuchen eine Runde im Meer zu schwimmen, doch tiefer als 40 Zentimeter will es nicht werden und wer möchte gern noch eine Wattwanderung machen? Zur Feier des Tages holen wir Pizza und genießen sie mit Wein beim gemütlichen Zusammensein, das nur von „Scheißeeimerausleerern“ unterbrochen wir, die wir zu nächtlicher Stunde noch zum Türeschließen erziehen müssen. Wer will schon die Exkremente irgendwelcher reicher Wohnmobildamen um die Nase wehen haben? Aber sie sind einsichtig und lernen schnell. Nicht jede Birne ist also hohl. In diesem Sinne: happy birthday, auf die Zukunft!