10.11.2009 (m) – Nansha – Manhaozhen: 65km, 700Hm
Der Sommerurlaub hat begonnen. In kurzen Hosen und T-Shirts treten wir aus dem Hotel und freuen uns, dass der heiße Föhn von gestern Abend in eine kühlere morgendliche Brise umgeschlagen hat. So beschwingt schlürfen wir unsere tägliche Nudelsuppe, seit zwei Tagen die regionale Variante mit allerlei Fleisch-Etwas, schwacher Brühe und dünnen Reisnudeln – verlangt nach Zusatzschärfe mittels Chili-Szechuan-Paste auf dem Tisch. Heute erwischen wir leider zu viel, die Lippe brennt und der Schweiß läuft, und das schon vor den ersten Kilometern…
Die heutige Etappe folgt konstant dem Lauf des Roten Flusses, der sich allerdings zu Beginn der Trockenzeit als braune Brühe, durchsetzt mit Sandbänken präsentiert. Wer an eine lockere Fahrt flussabwärts glaubt, sieht sich schnell getäuscht. Die Straße kann nicht immer dem Fluss folgen, der übrigens mit der Fließgeschwindigkeit eines zähen Schnupfens glänzt (was für geringes Gefälle spricht), das wiederum zur Folge hat, dass immer wieder größere und kleiner Hügel überwunden werden müssen. Einige Male verlässt die Straße gar den Fluss und windet sich ein wenig landeinwärts. Die vielen Zwischenabfahrten, die den Steigungen folgen, machen die Fahrt aber abwechslungsreich und wir kommen gut voran. Die Blicke auf den Fluss sind schön, nicht atemberaubend. Die steil aufragenden Uferberge, sind mal von Bananenplantagen bewachsen, mal terrassiert, mal gerodet, einmal brennt sogar ein ganzer Hang – wir tippen auf Brandrodung. Die riesige Rauchsäule verdunkelt einen kurzen Augenblick gar die Sonne, das Licht erscheint wie durch einen Filter, bizarr. Die Dörfer entlang der Route sind genauso spärlich wie schmuddelig. Meist sitzen die Menschen am Straßenrand und rauchen diese überdimensionalen Bongs oder sie liegen im Schatten der Bäume. Hier scheint es nicht viel zu tun zu geben. Zugegebenermaßen ist es aber auch so heiß, dass einem die Lust aufs Bewegen vergehen kann (handgemessene 37°). Nicht jedoch uns, haben wir doch immer noch unseren Fahrtwind und den Druck, dass unser China-Visum nur noch vier Tage gilt. Und so nähern wir uns unaufhaltsam der Grenze bei Hekou.
Nach gut 65 Kilometern ist dennoch Schluss für heute. Wir erreichen den Ort Manhao, der sich ebenso uncharmant zeigt wie die heute schon durchfahrenen Dörfer. Eine mit Schlaglöchern durchsetzte Hauptstraße mit reichlich Dreck und Pfützen leitet uns an den Häusern vorbei. Es ist erst kurz nach 14 Uhr und wir fragen uns, was wir hier verloren haben. Alternativen in heute noch erradelbaren Distanzen sind aber keine gegeben und so bliebe nur der Bus. Ist aber auch doof. Also durchkämmen wir das gute Manhao nach Hotels. Kurz bevor wir in die beste unter den spärlichen Möglichkeiten einziehen, zieht Katrin eine Seitenstraße hoch und wir landen bei einem angenehmen Bau. Der Besitzer kommt gleich von den oberen Stockwerken nach unten und heißt uns herzlich willkommen. Im Foyer lachen die zig angestellten Mädels um die Wette, sind doch Ausländer zu Gast. Die Zimmer sind sauber und gemütlich. Wir sind happy! Wir waschen ein bisschen Wäsche, die zwei Stunden später auch schon wieder trocken ist und ruhen uns ein aus. Die Hotelküche versorgt uns abends gewohnt chinesisch zuverlässig mit leckeren Speisen. Uns ist doch ein bisschen Bange, wie es in Vietnam werden soll. Besser als China geht doch kaum, oder?