12.01.2010 (m) – Phrao – Chiang Dao: 50km, 500Hm
Nach den gefühlten 3000 Höhenmetern von gestern sind die Beine schwer wie lange nicht. Wir kleben förmlich auf den Matratzen, als uns der Wecker – heute eh‘ schon mit Gnadenbonus – um 7:45 Uhr den Träumen von endlosen Abfahrten entreißt. Bei wieder mal strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen sammelt sich nach und nach das Häufchen Packtaschen um die vier „Böcke“, die bereits geduldig auf dem sandigen Boden vor den Holzbungalows im Thai-Stil warten. Schnell und routiniert wird beladen und wir suchen zielstrebig die Ortsmitte auf, vermuten wir doch hier die höchste Dichte an Suppenküchen. Natürlich ist es nicht schwer, hier einen Volltreffer zu landen. Das Essen steht bei den Thai in der Liste der lebenswertesten Dinge nunmal an erster Stelle. Eine freundliche Köchin bereitet uns dann auch liebevoll eine wunderbare Brühe mit Reisnudeln, Schweinefleisch und Röstzwiebeln. Aus einem kurzen Stopp beim 7Eleven wird ein langer und noch längerer, bis Getränke gekauft, Kaffees getrunken, Morgen-Toiletten bewältigt und Reifen aufgepumt, dabei Ventile zerstört und Schläuche ausgewechselt sind. Ja, wenn man weiß, da steht nicht so ein harter Tag bevor, ja dann hat man die Ruhe weg. Wir wissen aber aus zuverlässiger Quelle (J.S. ;-)), dass heute nurmehr ein kleines Pässchen zu überwinden ist, der Rest allenfalls hügeliges Gelände ist. So stört uns in unserem „Siegestaumel“ nicht mal die Hitze, die sich gegen Mittag unbarmherzig ausbreitet und die Poren öffnet wie Schleusentore. Landschaftlich ist es wie gestern – schroffe Kalkfelsen, grüner Dschungel, mal Reisfelder. Insgesamt herrscht wie auch schon am Vortag eine unglaubliche Ruhe, die man aus Laos nicht kannte. Das Land entlang der Straßen ist einfach viel weniger besiedelt. Die paar Autos oder Mofas, die die eigenen Wege kreuzen sind mit Thai besetzt, die doch schonmal ein, zwei Touristen gesehen haben…sie grüßen freundlich und bestaunen die sportliche Leistung mit gehobenem Daumen. Wir genießen es wirklich mal wieder – ohne Laos und seine strahlenden Kinder irgendwie diskreditieren zu wollen – ruhig und entspannt durch die Natur zu fahren, auf die Vögel, andere Naturgeräusche oder einfach nur den eigenen Atem zu hören. Das Profil ist körperlich anstrengend, die psychische Belastung durch das Gefühl nie irgendwie alleine zu sein, immer lachen und grüßen zu „müssen“, geringer.
Nach dem kleinen Gipfel geht es in einer schnellen Abfahrt hinab und dann vorwiegend flach und zügig in Richtug Straße Nr. 107, die uns weiter nach Chiang Dao bringt. Sofort nimmt der Verkehr spürbar zu, ist sie doch eine Hauptachse nach Chiang Mai. Die schnellen Geländewägen und LKW verlangen nach fast vergessener Aufmerksamkeit und dem ein oder anderen Schlenker ins Banquette. Das Terrain ist wellig und fordert nochmals schweißigen Tribut, bis wir endlich am Fuße des Doi Chiang Dao, dem dritthöchsten Berg des Landes, stehen. Hier, versteckt im Dschungel befinden sich einige Resorts. In einem, namens „Nest“, beziehen wir das Family-Bungalow. In einem großzügigen Gelände befinden sich ein Dutzend Bambus-Hüttchen, die sehr stilvoll eingerichtet sind und eine doch gehobeneren Komfort bieten – klingt wie aus einem Reiseführer? Kann sein, ist aber wirklich so hier! Das angegliederte Restaurant schafft es, die ausgezehrten Radler aufs Köstlichste wieder mit Energie zu versorgen. In den gemütlichen Sofas fletzen wir uns durch den Nachmittag, ein paar Wagemutige stürzen sich noch ins eisige Wasser des Pools. Die Sonne bleibt ironischerweise
für den Rest des Tages hinter einer großen Wolke, so dass die Wäsche, die noch eifrig geschrubbt wurde, wohl morgen nachtfeucht auf die Haut oder in die Packtaschen muss. Denen wird’s egal sein, wenn sie sich dann in aller Frühe wieder um die Räder scharen.