19.07.2010 (k) Harestua – Jarensee: 30 km, Hm
Wir hatten erwartet, dass hier frühmorgens der Aufbruch zum Arbeiten beginnt, aber als wir gegen halb zehn den Abzug machen, sind eigentlich noch alle von uns als Gastarbeiter titulierte Litauer und Schotten da. Da wir niemanden gefragt haben, was der Grund seines Aufenthaltes hier ist, können wir nur weiter über die „Kommune“ spekulieren. Das Wetter ist auch heute zunächst wieder schön. Molles Hinterrad hat gestern Abend zu quietschen angefangen. Wir deuten dies als ultimativen Hilfeschrei, bevor es seinen Geist ganz aufgibt. Es zeigt ja erhebliches Spiel, obwohl es fixiert ist. Der chinesische Mechaniker in Changping hat es ja fünf ein Fuffzgerle festgezogen, doch nach zwei Radeltagen in Finnland, war es bereits wieder locker, was die Vermutung nahe legte, dass es im Inneren einen Bruch gegeben hat. Deshalb ist der Plan heute „kurze Etappe und Laufrad wieder gängig machen!“. In Gran, knapp 30 km von Harestua werden wir sofort fündig. Ein Sportladen mit richtig guter Fahrradwerkstatt wird gestürmt. Matze kauft ein tolles Filetiermesser, ich erstehe zwei Schnäppchenhosen und die Diagnose für das Laufrad lautet: Lagerschale gebrochen. 3 Stunden dauert es, bis die neue Nabe (FMH 960 XTR Shimano) mit zum größten Teil neuen Speichen (da auf der Zahnkranzseite durch das Problem stark beschädigt) auf die noch gute Felge aufgezogen ist. Für 120 Euro das Ganze – „I make you a good deal!“, da hat der nette Mechaniker nicht gelogen. In der Zwischenzeit holen wir uns beim Abscannen des Eurospar nach einem erschwinglichen, aber leckeren Abendessen fast eine Unterkühlung. Nicht nur die Kühlregale, sondern auch noch die Klimaanlagen setzen uns zu. Matzes erträumtes Grillgelage wird zu einer Fajitaprozedur umgeplant, was sich später als weise herausstellen wird. Die beiden fahren angesichts des nun bedrohlich schwarzen Himmels schonmal weiter, um auf dem ca. 5 Kilometer entfernt vermuteten Campingplatz das Lager aufzubauen. Zwanzig Minuten später hält Molle das reparierte Rad in den Händen – das Laufrad läuft wieder! Uli und Matze haben mittlerweile wenige Kilometer hinter dem Ort an einem kleine Fischplatz mit Tisch und Wiese für zwei Zelte Stellung bezogen. Ein offizieller Campingplatz, wie wir ihn aus der Karte vermutet hatten, war nicht auffindbar, und so schlagen wir das Lager eben einfach hier auf. Ein Abendschauer treibt uns in die Zelte. Als die Mägen schon kräftig knurren, drückt die Sonne aber wieder durch und wir können zum Kochen ins Freie. Das „Gute-Nacht“-Bier mundet auf dem kleinen, wackligen Steg am See vor Schwanen-Tänzen und leuchtendem Abendrot.