Oh Mann, war Korsika schön. Fast verboten schön. Karibische Strände, wilde Buchten – die Küstenstraße hatte es uns angetan. Immer wieder ein erfrischendes Bad, wir wollten nicht loslassen.
Auf dem französischen Festland tobten Sturm und Starkregen. Korsika bot noch Sommer in Reinform. Also weiter nach Süden. Hier durften wir noch mal Camping direkt am Meer genießen. Durch‘s Hinterland ging es tags darauf zurück nach Ajaccio. An diesen beiden Tagen zeigten uns Korsikas Straßenbauer aber, wie es auch geht. Bei sengender Hitze (dafür können sie natürlich nichts) mussten wir 14-15%-ige Steigungen bezwingen. Da war ein wenig Willenskraft gefragt, kein Zweifel. Und letztlich, als sich die Gewitterfront Korsika näherte, nahmen wir dann doch eine Fähre – nach Toulon.
Gleich war alles ganz anders – hektisch, verbaut, Verkehr. Es ist Nachsaison, und dennoch: viel los! Die Ruhe, die Einsamkeit und die Gemütlichkeit Korsikas sucht man auf diesem Küstenabschnitt vergeblich. Klar, Landschaft und Meer haben ihren Reiz, aber…nun ja. Für uns bedeutete die Route lustigerweise einen Lückenschluss. Vor Jahren fuhren wir schon mal von Genua bis – genau – Toulon. Hier stiegen wir also wieder ein und folgten der Küste bis Frontignan. Ziemlich genau da, wo wir einst von Süden aus Barcelona kommend eine andere Tour beendeten. Tja, jetzt kennen wir das Stück dazwischen auch noch.
Ein Highlight waren auf jeden Fall die 12 Kilometer und 500 Höhenmeter über die Route de Crête von La Ciotat nach Cassis. Herrliche Blicke in die Calenques, südöstlich von Marseille. Tiefblaues Meer, herrliche Buchten und Steilküsten. Und der junge Neuseeländer, der diese Strecke mal eben hin und zurück gejoggt ist, an seinem freien Tag. Er arbeitet auf einer Privatjacht, 72m lang, 22 Mann Crew – für zwei Besitzer. „They are veeeery rich!“. Dachten wir uns fast…Für ihn, der aus Takapuna (bei Auckland) stammt, egal, er freut sch mit Leuten aus aller Herren Länder einen wahnsinnigen Job zu haben und über die Weltmeere zu schippern. Im Herbst dann über den Atlantik nach Fort Lauderdale. Gute Fahrt, Kiwi!
Wir nahmen dann den Zug, der Großraum Marseille lud uns nicht spontan zum Radeln ein. Es ging nach Arles und lustigerweise genau hinein ins nächste Highlight. Gemeint ist hier nicht die „Fête du Riz“, ein großer Umzug, fast vergleichbar mit unsrem Fasching, bei dem die Einheimischen auf die Probleme der Reisbauern aus der Camargue aufmerksam machten. In Kostümen und Kulissen aus längst vergangenen Tagen ließen sie die gute alte Zeit aufleben, um dabei auf die aktuellen Missstände hinzuweisen.
Nein, wir trafen Carlos, den Mann unserer Schulfreundin Anna, der hier mit einem Torrero arbeitet. Carlos coacht Spitzensportler aus aller Welt und hier in Arles einen jungen Matadoren. Wir trafen uns in einer Bar der Familie und wurden bei der Liveübertragung aus Nîmes erstmal in die Grundzüge des Stierkampfes eingeweiht, ehe wir diese beim Dinner in einem nahen Restaurant (ebenfalls Familie) vertiefen konnten. Katrin rang dabei ein großes Stück „Pavé de toro“ nieder. Einen großen Bollen zähes Fleisch. Aber hier kam man nicht umhin, Stier zu essen – außer man bestellte den Reissalat „Camarguaise“, so wie ich. Ein sehr lustiger und interessanter Abend in Arles.
Wir rollten weiter, quer durch die Camargue. Weites Land, durchzogen mit Tümpeln, Brackwasser und kleineren Seen. Eigentlich nicht sooo spektakulär, wenn da nicht die besondere Tierwelt wäre. Allen voran hunderte Flamingos, dann die weißen Pferde der Camargue und die majestätischen Stiere (hinter dem Zaun!).
Wir hatten ordentlich Gegenwind, aber die ruhigen Straßen quer durch die Pampa hatten ihren Reiz. Zurück an der Küste. Autos, Beton, Touris. Wohl das Schicksal der meisten Küstenabschnitte dieser Welt. Trotzdem gab es auch entspannte, interessante und ruhige Abschnitte. Nochmal fahren würden wir hier aber wohl eher nicht. Per Zug ging es rasch vor die Tore Toulouse, von da, auch auf den Gleisen, weiter bis an den Atlantik – Bayonne, Biarritz. Das Tor nach Spanien. Jetz aber: olé!