21.03.2010 (k) Huoshandao – Xiamen: 45km, 200Hm
Man fährt so vor sich hin und plötzlich denkt man: „Oh, Mist, das ist doch tatsächlich die letzte Etappe, die wir in China (auf dieser Reise) fahren werden!“ Da schiebt sich dann dieses sentimentale „…wie die Zeit vergeht…“ von hinten heran und betrübt die Gedanken. Der dichte Nebel, der nur die Sicht auf die nächsten hundert Meter freilässt versucht, diese Stimmung noch zu untermalen, doch der Wind stellt sich uns mit solcher Kraft von vorn entgegen, dass die melancholischen Gedanken im hohen Bogen ins Meer gepustet werden. Das Meer bringt hier übrigens diesen „mist“ hervor. Wenn er stärker wird, kann man ihn nicht mehr als „mist“ bezeichnen, sondern als „fog“ – vom „sea fog“ ist Fujians Küstenregion im Frühjahr besonders betroffen. Man könnte also heute fluchen: „fog, so ein mist!“, aber uns ist nicht nach fluchen zumute. Wir strampeln einfach in Gedanken und wunderschönen Erinnerungen an die Etappen in China über die Hügel vor uns hin, bis wir die Landzunge gegenüber der Großstadt Xiamen erreichen. Hier wird bereits wieder reichlich neu gebaut. Riesige Komplexe mit Namen wie „My home my Sea“ oder „New Scotland“ und dementsprechender Türmchen-Architektur werden in die Hügel gerammt, in Laufweite zum kilometerlangen Golfplatz, versteht sich. Xiamen gilt nunmal als reichste Stadt des Landes. Ein großer, neuer Campus der Xiamen Universität hat hier auch Platz gefunden und das bestärkt uns in der Hoffnung, dass es eine direkte Fähre über die fjordartigen Arme der Xiamenbucht gibt. Dem ist auch so. Drei Minuten vor Abfahrt rollen wir in den „Port of Zhangzhou“ ein, kaufen ein Ticket für zwei Euro und starten direkt auf die Autofähre durch. Die Überfahrt dauert eine gute halbe Stunde, und obwohl wir wegen des Nebels keine tollen Ausblicke haben, ist sie doch interessant, was den Schiffsverkehr betrifft. Wir sind froh, nicht von einem Containerriesen versenkt worden zu sein. In Xiamen fällt die Orientierung nicht schwer, und es dauert nicht lange, bis wir ein Hotel unserer Vorstellung gefunden haben. Als wir beim Einchecken erwähnen, dass wir nicht wissen, wie lange wir bleiben, da wir zuerst schauen müssen, wann wir Tickets nach Shanghai bekommen, erfahren wir, dass das Hotel auch die Tickets buchen kann. Die nette Rezeptionistin telefoniert zweimal und 10 Minuten später sind für uns zwei Schlafwagenplätze für Donnerstag nach Shanghai gebucht. Es gibt angeblich auch wieder einen Gepäckwagen, so dass die Räder versorgt sind. Morgen Vormittag könnten wir die Tickets an der Rezeption in Empfang nehmen – für 50 Cent Servicegebühr pro Karte. Das ist ja mal ein richtiger Service – perfekt! Jetzt können wir den für Nachmittag geplanten Bahnhofsbesuch gleich mal streichen und sind sehr froh darüber. Vier Tage Xiamen stehen an – da können wir es locker angehen! Im Zimmer setzen wir uns erstmal auf die breite, mit Kissen und kleinem Tischchen bestellte Holzbank ans Panoramafenster und machen eine – für die Region übliche – Teezeremonie.