Mitten in …

13./14.03.2010 (m) … Meizhou (Südchina)

In China gibt es eigentlich an jeder Ecke was Essbares. Dazu meist noch etwas sehr leckeres. In größeren – und damit mit aller Macht moderner werden wollenden – Städten bröckelt diese Institution langsam. KFC, Mc Donald’s, Dico’s und andere koreanische und japanische Fast-Food-Ketten, die uns weniger geläufig sind sprießen aus dem Boden. Die kleinen Garagenlokale werden von edlen und stylischen Boutiquen verdrängt. So kommt es, dass man für ein typisches, chinesisches Essen in einer Garküche schonmal ein Weilchen suchen muss. Im Augenwinkel sehen wir eine Frau mit schwarzem Kopftuch, einen Mann mit muslimischem Käppi, über der Tür ein Schild mit einer Moschee darauf. Wir treten ein, die Wände sind tapeziert mit Bildern von Gerichten, die wir fast alle kennen. Gerichte aus dem Nordwesten Chinas – kalter Hammel, Cumin-Rindfleisch, Rindfleischspießchen und unzählige Speisen mit den selbstgemachten Nudeln. Den Teig wirbeln die Köche in langen Schlangen durch die Luft, bis nach und nach Spaghetti entstehen. Wir plaudern mit dem Chef – er stammt aus Xining in der Provinz Qinghai. Wir schlürfen unsere Nudeln hinein. Es schmeckt nach herrlichen Erinnerungen.

Ein breiter Fluss durchzieht die Stadt. Grau ist der Himmel, die Luft ist nach dem heftigen Regen feucht. Ideales Angelwetter wohl. Ein Einheimischer steht neben seinem pinken Eimer, der die gefangenen Fische aufnimmt. Wir blicken in die trübe Brühe des Flusses, ein toter Fisch treibt Bäuchlings vorbei. Am Rand tummeln sich zahlreiche Goldfische – hartgesottene Zeitgenossen, die auch unter widrigen Bedingungen überleben können. Motiviert presst der Anlger einen bräunlichen Klumpen an seinen Haken, der sich sofort in seine feucht-bröseligen Bestandteile auflöst, sobald er die Wasseroberfläche berührt. Die Goldfische zucken nicht einmal. Der Mann holt die Schnur ein, nimmt seinen Eimer und zieht einige Meter weiter. Mein Blick fällt in den Eimer. Er ist leer. Das Wasser darin sauber und klar. Wenn das die Fische wüssten.

Südchina. Eine neue Küche soll uns hier erwarten. Sichuan bietet feurig Scharfes und Salziges, der Nordwesten Nudeln und andere Getreidegerichte, Yunnan Tropisches mit Früchten. Hier in Guangdong ist vieles süßlich und mild. Geradezu legendär sollen aber die Dim Sum, in Bambuskörbchen gedämpfte Leckereien aller Art – sein. Gestern waren wir wohl irgendwie zu spät beim Frühstücksbuffet – nur leere Körbchen gähnen uns an! Also starten wir heute einen neuen Versuch. Über eine Stunde vor Küchenschluss stehen wir auf der Matte. Schon wieder alles leer. Wir machen uns über Nudeln und Gemüse her – auch schon recht fad. Na bitte. Doch dann spaziert ein Koch mit gestapelten Körbchen frisch aus der Küche herein. Frühstückende Gäste – auch wir – unterbrechen das Essen und hasten zum Dampfwagen. Katrin hebt das erste Deckelchen – Hühnerfüße. Das zweite – Hühnerfüße. Das dritte – Hühnerfüße. Ich schöpfe Nudeln nach.

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