Episode #2: Wie ist es…mit Rad und Zug nach Lissabon? Klappt das?

Hier die Fakten zu unserer Reise, was die Mitnahme von Rädern in Zügen Österreichs, der Schweiz, Frankreichs, Spaniens und Portugals angeht.
Stand: Mai 2024

1) ÖBB (Österreich)
Ein Faltrad mit maximal 90x60x40 cm ist in allen Zügen als Handgepäck erlaubt, ofiziell auch ohne in eine Tasche gepackt werden zu müssen. Im Nahverkehr und in Railjets können sogar Räder mit den Maßen 110x80x40 cm reservierungsfrei als Handgepäck mitgenommen werden.

Für ein normales Fahrrad gilt: Im Fernverkehr (Railjet, Railjet Xpress, Intercity, Eurocity, Schnellzug/D-Zug, ICE sowie im Nightjet) muss ein Platz für das Fahrrad reserviert werden, im Nahverkehr ist die Mitnahme (wie auch in Deutschland) jederzeit möglich, sofern Platz ist. Eine Fahrrad-Reservierung kostet 3 Euro, eine internationale Fahrradkarte 9,40 €. (Quelle: ÖBB)

Vorsicht bei „übergroßen Rädern“, hier schreibt die ÖBB: „Fahrräder, die unsere Standardmaße überschreiten (Länge über 185 cm, Höhe über 110 cm, Breite über 60 cm, Reifengröße ab 28 Zoll, Reifenbreite mehr als 4,2 cm sowie ein Maximalgewicht von 30 kg) bzw. Tandems, Liegeräder und Fahrradanhänger können nur in speziellen Gepäckabteilen transportiert werden. Dafür sind Reservierungen online bzw. über die ÖBB App nicht möglich.“

Unsere Einschätzung: Im internationalen Fernverkehr (z.B. von Österreich in die Schweiz) ist Vorsicht geboten, da man ja das Land und auch die Bestimmungen wechselt. Sonst klappt das in Österreich sehr gut, auch die Buchung eines Fahrradstellplatzes gelingt online mühelos.

 

2) SBB (Schweiz)
Das Bahnunternehmen legt klar fest, was als Handgepäck gilt und damit weder Reservierung noch Fahrausweis nötig machen:

  • Zusammengeklappte Faltvelos.
  • Veloanhänger.
  • Velos von Kindern unter 6 Jahren.
  • Einkaufstrolley (auch mit Velokupplung).
  • (E-)Trottinette, wenn das grösste Rad höchstens 30cm Durchmesser hat resp. kleiner als 12 Zoll ist
  • Velo mit demontiertem Vorderrad in Tragtasche verpackt.

Vor allem letzteres ist sehr praktisch, denn wann immer welches Rad auch immer in einer TranzBag (oder ähnlichem) steckt, kann es in allen Zügen problemlos und kostenfrei mitgenommen werden.
Ein normales Rad benötigt auf vielen Strecken im IC, EX, RJX und ICE zwischen 31. März und 30. Oktober eine Reservierung. Details findet ihr hier.
Ein Ticket für das Velo kostet übringes stolze 15 Schweizer Franken! (Quelle: SBB)

Unser Fazit: Vor allem für Besitzer eines TranzBag ist die Schweiz ein wahres Zug-Rad-Paradies. Zudem besticht die Schweizer Bahn durch Pünktlichkeit, Sauberkeit und Freundlichkeit. Das alles hat natürlich seinen Preis. Wer nicht zu den Frühbuchern zählt, zahlt ordentlich. Aber Qualität hat eben auch seinen Preis :)

 

3) SNCF (Frankreich)
Frankreich zählt zu einem unserer Lieblingsländer, was das Reisen überhaupt und das Reisen mit Zug und Fahrrad im Speziellen angeht. Man hat hier nie das Gefühl, dass das Bahnpersonal Reisende mit Fahrrad als „Feinde“ betrachtet.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass Fahrräder im Nahverkehr, also auf den Strecken, die ein TER bedient, jederzeit kostenfrei mitgenommen werden können. Allerdings hat wohl auch in Frankreich die Zahl derer, die Zug und Bahn bevorzugen zugenommen, so dass auf immer mehr Linien (zumindest in den Sommermonaten) eine Reservierung zwingend nötig ist, bei der manchmal sogar kosten entstehen. Welche Regionen das betrifft, findet man aktuell hier (Zwischenüberschrift TER). Derzeit betrifft es vor allem die Regionen Normandie, Bourgogne und das Pays de la Loire.

Was die Schnellzüge angeht, so sind TGV INOUI und Intercités einigermaßen unproblematisch, wenn das Rad in einer Tasche steckt. Die gilt für Falträder ebenso wie für „normale“ Bikes. Die maximale Größe ist mit 130×90 cm (ja, nur zweidimensional) auch sehr großzügig bemessen. Wichtig: Große Räder müssen zwingend in einer Tasche sein, Falträder nicht.

Für Reisen im OUIGO gelten die selben Bedingungen, allerdings muss man das Fahrrad bei der Buchung anmelden und 5 € für die Mitnahme berappen.

Wer selbst alles noch mal im Detail recherchieren möchte, die Seite der SNCF ist vorbildlich aufbereitet und sehr übersichtlich.

Wir finden: Radfahren in Frankreich macht sehr große Freude und diese wird auch nicht getrübt, wenn man seine Drahtesel mal für ein Stück in den Regionalzug verladen will oder muss. Mit ein bisschen Vorausplanung und einer Transporttasche kann man aber auch sehr komfortabel mit Schnellzügen größere Strecken überwinden.

 

4) Renfe (Spanien)
Spanien zählt sicher zu den anspruchsvolleren Ländern beim Thema Radmitnahme in Zügen. Trotz der meist verheerenden Kommentare in diversen Rad-Foren, ist es aber auch in diesem Land gut möglich, sein Rad im Zug mitzunehmen. Vorweg sei allerdings gesagt: Auch hier sollte man auf das Mitführen einer Transporttasche fürs Bike nicht verzichten. Handesübliche Hüllen wiegen zwischen 350 und 900 Gramm. Wir haben eigentlich immer eine dabei, im Oman haben wir die dann z.B. gleichzeitig auch als Zeltunterlage genutzt. Ohne die Tasche ist das Gepäck zwar leichter, besonders in Spanien hat man es ohne diese aber ungleich schwerer.

Regionalzüge (Cercanias) sind, wie in vielen anderen Ländern, auch hier relativ unproblematisch. Das eigene Bike ist ohne Beschränkungen (mal abgesehen vom Platzangebot) kostenfrei mitführbar. Allerdings, und das ist das große ABER, gibt es in Spanien Regionalzüge nur in wenigen Regionen und dann auch oft nur in sehr geringer Frequenz. Guten Regional-Routen sind:

  • entlang der Mittelmeerküste von Portbou bis Barcelona (Rodalies Catalunya) und weiter bis Valencia
  • Barcelona – Saragossa
  • die Baskenland-Bahn von Irun bis Bilbao

Und das ist eben nicht besonders viel. Schnell ist man also mindestens auf einen Media Distancia angewiesen. Hier lassen sich pro Zug 3 (drei!) Stellplätze buchen. Will man das Fahrrad also spontan mitführen, geht das oft nicht, da die gewünschte Anzahl an Stellplätzen schnell vergriffen ist. Außerdem stößt man in Spanien bei der Buchung gerne auch auf den Begriff „Full Train„. Der Zug ist ausgebucht, eine Mitfahrt ausgeschlossen. Es werden nur so viele Tickets verkauft, wie es Sitzplätze gibt. Hier ist also auch Vorsicht geboten, da auf manchen Strecken nur zwei oder drei Züge am Tage fahren. Wenn diese dann von Freitag bis Sonntag ausgebucht sind, strandet man – übrigens auch ohne Fahrrad!

Packt man sein Rad in eine Transporttasche, so ist die Mitnahme im Media Distancia auch ohne gebuchten Stellplatz möglich. Ein Ticket für sich benötigt man aber so oder so – siehe „Full Train“. Vorteil: Da es beim MD keine Gepäckkontrollen gibt, kann man das Rad bis zum Bahnsteig schieben und erst dort in die Transporttasche stecken. Mit den maximalen Maßen geht es unserer Erfahrung nach dann auch nicht gaaanz so genau.

Das Schnellzugnetz in Spanien ist im Grunde super und man kommt bei rechtzeitiger Buchung günstig und gut kreuz und quer durchs Land. Sogar mit Fahrrad. Hier gibt es aber mitunter hohe Hürden, deren man sich bewusst sein muss. Grundsätzlich gilt: Ohne Transporttasche geht hier gar nichts!
Die Hürden für AVE und Avant im Einzelnen:

  • wer in Spanien einen Schnellzug nutzt, muss „einchecken“ (wie am Flughafen), d.h. das gesamte Gepäck wird durchleuchtet – auch das Fahrrad; ab dieser Stelle muss man dann das gesamte Gepäck tragen, mitunter mehrere hundert Meter; Pro-Tipp: Bei der Gepäckkontrolle kann man übrigens sehr leicht jegliche Art von Messer und Camping-Gas los werden – Diskussion zwecklos!
  • laut Regularien der RENFE muss das Fahrrad in einer Tasche sein und alle Maße (LxBxH) zusammen dürfen 180 cm nicht überschreiten, wenn man das Rad als Handgepäck mitnehmen möchte
  • überschreiten die Maße 180 cm und überschreiten 120x90x40 cm nicht, handelt es sich um Spezialgepäck, das angemeldet werden muss; erledigt man das online, werden 15 € fällig, wer’s vergisst, zahlt am Bahnsteig dann 30€

Im Avlo ist das Ganze nochmals eine Nummer strenger: Fahrräder dürfen maximal 55x35x25 cm groß sein. Nun ja, eher unrealistisch, so dass sich die Variante „Handgepäck“ für die meisten erledigt haben dürfte. Als angemeldetes Spezialgepäck in einer Tasche würde es gehen, wenn das zerlegte Rad 85x60x35 cm bzw. 180 cm in Summe aller Seiten nicht überschreitet. Auch hier werden mindestens 15 € fällig. (Quelle: Renfe)

Wichtig: Diskutieren hilft an keiner Stelle. Wie an vielen Orten in Spanien so gilt auch hier: Wenn es eine Regel gibt, so halte dich gefälligst daran, sonst wird es ungemütlich!

Fazit: Sich mit Rad und Zug durch Spanien bewegen zu wollen erfordert nicht selten viel Logistik. Sobald man das System aber durchschaut und die passende Route gefunden hat (Pro-Tipp: Mit dem DB-Navigator „nur Nahverkehr“ suchen, da die Renfe-APP manche Verbindungen nicht anzeigt), klappt es aber in der Regel gut. Vorausplanung (Stichwort „Full Train) und eine Transporttasche (ok, wir wiederholen uns) sind jedoch essentiell!

 

5) CP (Portugal)
Das Unternehmen gibt folgende Konditionen vor:

  • Jeder Kunde kann nur ein Fahrrad oder einen Motorroller mitnehmen;
  • Die Fahrräder und Roller müssen so transportiert werden, dass sie die Türen nicht blockieren oder andere Fahrgäste beim Ein- und Aussteigen behindern;
  • die Beförderung ist nur in den zugelassenen Zügen und Waggons erlaubt;
  • übergroße Fahrräder (z. B. lange Fahrräder oder Tandems) sind nicht erlaubt;
  • Elektrofahrräder sind erlaubt (maximale Leistung von 0,25 kW), sofern ihre Größe und ihr Platzbedarf (ohne Berücksichtigung der Batterie) mit denen normaler Fahrräder vergleichbar sind;

Für den Alfa Pendular gilt, dass die Räder kostenfrei mitgenommen werden können, wenn sie zerlegt und in eine Tasche gepackt sind. Dabei müssen sie in die regulären Bereich für die Gepäckaufbewahrung passen. In den Intercidades kann das Rad ebenfalls kostenfrei fahren, wenn einer der Stellplätze gebucht wurde. Pro Zug gibt es genau 2 (zwei!) Stellpätze. Sind keine Plätze mehr verfügbar (die Buchung ist online möglich), gelten die selben Bedingungen wie beim Alfa Pendular.
In sämtlichen Regionalzügen und in den Metrolinien von Lissabon, Porto und Braga ist die Mitnahme des Fahrrads kostenfrei möglich. Idealerweise nutzt man die dafür vorgesehenen Bereiche, wo man sich zu bestimmten Jahreszeiten zwischen die Surfbretter quetscht ;) (Quelle: CP)

Wir sagen: In Portugal herrscht unserer Erfahrung nach in den Zügen oft eine sehr entspannte Atmosphäre. Hochgeschwindigkeit ist hier nicht angesagt und das Personal ist entsprechend unterwegs. Mit dem Falt-Rad hatten wir gar keine Probleme, das Rad mitzunehmen. Auch ein normales Rad in einer TranzBag war kein Problem, wenngleich das ja offiziell gegen die Richtlinien verstößt (siehe oben). Wer also auf Nummer sicher gehen will, bucht rechtzeitig einen der beiden Stellplätze im IC und steigt in „voller Montur“ ein. Was allerdings z.B. eine Familie mit vier Personen und entsprechend vier Fahrrädern macht? Schreibt uns gerne eure Erfahrungen!

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