13.12.2009 (m) – Attapeu – Sekong: 78km, 170Hm
Gegen Morgen herrscht im Zimmer überraschenderweise stets eine angenehme Kühle. Während der Hitze des Tages ist das kaum vorstellbar. Und so schläft man in den Morgenstunden meist erst so richtig gut. Hier beißt sich der Hunde aber in den Schwanz, denn will man dies ausnutzen bedeutet es, dass man sich der unsäglichen Hitze auf der Straße stellen muss und die morgendliche Frische ungenutzt verstreichen lässt. Wir versuchen es mit einem Kompromiss, der uns meist gegen 7:30 Uhr aus dem Zimmer zu einer nahegelegenen Nudelstube bringt. Bis dann alle Limetten ausgedrückt, alle kleinen Chilischoten in der Brühe versenkt, alle Kräuter untergerührt sind und gewartet ist, bis das rohe Rindfleisch in der heißen Brühe vielleicht doch noch gar wird, ist es nach 8 Uhr. Gegessen werden muss das Ganze ja auch noch. Ein wenig ärgern wir uns manchmal über uns selbst, dass wir solche Spätstarter sind. Vor allem gegen 11 Uhr, wenn einen die Sonne förmlich zum Schmelzen bringen will und wieder einmal weit und breit nicht der Hauch eines Schattens zu sehen ist, wünschen wir uns ein paar Frühaufsteher-Gene von unseren Freunden Richi und Gisela.
Aus Attapeu führt die Hauptstraße schnurstracks auf das Bolaven-Plateua zu, um kurz vor Erreichen dieses nach Norden abzuknicken. Bis auf einige leichte Steigungen verläuft die Straße meist in langen Geraden flach dahin. Von Zeit zu Zeit durchfährt man einen Ort, der sich in der Regel schon einige Kilometer vorher durch dichter werdende Besiedlung ankündigt. Auch in Laos ist zunehmend Bautätigkeit zu registrieren: Wer es sich leisten kann, ersetzt die wackeligen Hüttchen durch zweistöckige Häuschen, das Untergeschoss ist sauber gemauert, obendrauf sitzt ein Holzstockwerk. Das Ganze macht einen sehr stabilen Eindruck und kann sich Taifunen und Hochwassern sicher besser widersetzen als die Verwandten aus Bambus. Im Gegensatz zu anderen Regionen und Ländern die wir bereits durchquert haben, herrscht kaum Betriebsamkeit um die Hütten. Angebaut wird, soweit ich das sehen kann, nichts. Wahrscheinlich ist es einfach zu heiß, als das die Menschen aus ihren Schatten-Verstecken heraustreten würden. Oft nehme ich nur welche war, wenn es hinter oder neben mir mal wieder aufschreit: „Bai, bai“ oder „Sabbaidiiiiii“. Vor allem die Kinder sind es, die immer wieder spitze Schreie ausstoßen und in wahren Begeisterungsstürmen die „Falangs“ willkommen heißen und sie im selben Moment auch schon wieder zu verabschieden. Kurze Begegnungen am Wegesrand. Die ganze Fahrt über ist das Bolaven-Plateua zu unserer Linken. Die Wände ragen steil zum Himmel auf. Während wir auf etwa 100m Höhe in sengender Hitze fahren, steigt das Plateau schnell auf über 1000m an. Morgen dürfen wir es erklimmen und uns oben hoffentlich über ein paar Grad weniger freuen. Zurzeit würden wir den daheimgebliebenen in Deutschland sogar ein paar Kältegrade abnehmen…
Das flache Terrain ermöglicht uns ein zügiges Vorankommen, schon gegen Mittag erreichen wir Sekong. Kleiner als Attapeu, ein paar Teerstraßen, ein paar Staubstraßen, ein Tempel, einige Unterkünfte und kleine Restaurants. Wir mieten uns in ein sauberes Guesthouse ein und verbringen den Nachmittag auf dem Balkon bei Suppe und Kaffee. Als der Abend etwas Abkühlung bringt, durchradeln wir den Ort mit seinem kleinen Markt und schauen noch am Fluss Sekong vorbei. Sehr idyllisch zeigt er sich, einige Laoten baden, kleine Fähren bringen die Menschen vor Einbruch der Dunkelheit noch schnell auf die gewünschte Seite. Wer Ruhe und Frieden sucht, der ist in Laos richtig. Sobald die Sonne am Horizont verschwunden ist, ist es einfach nur dunkel. Straßenbeleuchtung gibt es so gut wie nicht, in den Häusern und Restaurants brennen nur schwache Lämpchen. Der ohnehin kaum vorhandene Verkehr kommt völlig zum Erliegen…Wir sitzen dann noch ein Weilchen mit Dirk und Merci aus Düsseldorf beim Abendessen und einem Bierchen und plaudern über das Radfahren. Die beiden bestreiten ihre erste große Tour mit den Fahrrädern und wir sind sicher, es werden noch einige folgen. Durch die dunklen Straßen rollen wir nach Hause. So dörflich war es schon lange nicht mehr…