10.08.2011 (m) – Novalja – Zadar: 74km, 730 Höhenmeter
Nein, nach einer Fähre fragen wir erst gar nicht. Wir sind ja auch zum Radfahren da. Nach einem wunderbar, mediterranen Frühstück am Meer, biegen wir auf die Hauptstraße ein und werden gleich von der Autokarawane verschluckt. Unglaublich, was hier rollt. Warum ist das Benzin nicht einfach mal so teuer, dass die Leute aufs Rad steigen??
Die enge Straße erfordert hohe Konzentration und der Blick wechselt nur zwischen Front und Rückspiegel. Extrem erschwert wird das Halten der Linie durch den böigen Wind, der gerne auch mal aus wechselnden Richtungen bläst. So sind wir mehr als erleichtert, als wir nach ca. 10km auf eine kleine Schotterstraße einbiegen, die laut Karte bis Pag führen soll. Zudem verläuft sie immer direkt am Meer und man spart eine Menge giftiger Steigungen ein. Es folgt eine Straße wie aus dem Bilderbuch. Der Wind bläst nach wie vor, stört aber die freudige Erregung kaum mehr. Hauptsache autofrei. Wir brauchen ziemlich lange für den Abschnitt, zu viel schauen, zu viele Fotos. Der Spaß endet kurz vor Pag auf der Hauptstraße, wenig später gibt es aber nochmal einen steinigen, staubigen Abschnitt jenseits der Hauptroute. Dann ist aber endgültig Schluss und wir reihen uns wieder in die Autoschlange ein, deren dichte nun aber glücklicherweise abgenommen hat. Weiterhin recht hügelig strampeln wir dahin, die Szenerie ist wunderschön! Die Brücke, die Pag mit dem Festland verbindet, stellt nochmals eine koordinative Herausforderung dar, denn der Wind bläst von den Bergen hier durch die Schneise, dass einem Bange werden könnte. Lenker festhalten, Straßenmitte einnehmen, Schultern raus und Gas geben – so lässt sich das Gefährt einigermaßen stabil halten. Kurz danach wird’s ruhiger, ein paar kräftige Steigungen später stehen wir an den Eingangstoren von Zadar. Der Campingplatz ist ausgeschildert. Leicht kommunistisch angehaucht, die besten Tage hinter sich habend, jedoch nicht ohne Charme. Vor allem aber wesentlich kleiner, persönlicher und gemütlicher als das „Monster von Novalja“. Wir finden ein schattiges Plätzchen, Markus sorgt für’s Ankunftsbier.
Abends lassen wir uns noch vom iPhone zur Adresse eines Bike-Shops leiten, dessen Besitzer ein Deutscher sein soll, der in seinem Internetauftritt vollmundig von einer Top-Adresse spricht. Na dann, mach mal Steffis Hinterrad wieder flott, wird Zeit, dass sie ihr Gepäck wieder selbst nimmt ;-).
Wir manövrieren durch kleinste Gässchen Zadars in ein unspektakuläres Wohngebiet und finden tatsächlich das Schild der „Bike Station“. Als wir das Gebäude erreichen, herrscht hier jedoch nicht viel mehr als gähnenden Leere. Alles sieht fluchtartig verlassen aus, im Inneren sieht man noch einen Vielzahl von Schwalbe-Schläuchen und Mänteln. Das war’s. Aus dem Briefkasten fischen wir T-Com-Rechnungen und andere formale Schreiben. Hier ist kein Siggi Ullmann mehr. Ein Nachbar schlendert vorbei und vermittelt uns in kroatischen Brocken – hier nix mehr Bike Station, plötzlich auf und davon. Wir verzichten auf kriminalistische Ermittlungen und machen uns von dannen.
Google Maps spuckt einen zweiten Radladen aus, den wir dann auch geöffnet vorfinden. Hier wird schnelle Hilfe versprochen, in 30 Minuten ist das Ritzelpaket von Steffis Bike auf einenm neuen Hinterrad montiert und kurze Zeit später steht der Bock wieder abfahrbereit vor dem Laden. Inklusive einem Satz neuer Radständer, einer neuen Kette und der ganzen Arbeitszeit werden ca. 100 Euro fällig. Die Geschäftsleute sind zufrieden, wir auch und so rollen wir in die überquellende Altstadt, wo wie durch Geisterhand mitten in unserem Wunschlokal ein Tisch frei ist, den uns der Kellner gerne überlässt. Wir genießen Pizza und Bier und plaudern bis spät in den Abend. Durch die mittlerweile dunklen Straßen und Gassen Zadars radeln wir zurück zum Campingplatz, wo wir trotz eines krachenden Schnarchkonzerts unseres Nachbars schnell einschlafen.