04.07.2010 (k) Mariehamn – Stockholm: Fähre, 10km zum Camping
Am Morgen ist das Schwimmen im mehr immer am Schönsten. Dieses Wissen im Kopf hüpfe ich noch kurz hinein und beginne den Tag mit Schwimmen. Wir haben genug Zeit für Abbau und Frühstück und erreichen entspannt um kurz vor neun die Fähre, die 9.45 Uhr Richtung Stockholm ausläuft. Es ist sehr wenig los – beim Tausch meiner Reservierung gegen Tickets sehe ich keine anderen Menschen, keiner wartet oder ist unterwegs zum Schiff. Molle und ich verpacken die Räder, so sparen wir die 16 Euro Fahrradticket. Trotzdem begehen wir das Schiff über die Autoklappe mit Uli und Matze und stellen die Räder gemeinsam an einen Fleck. Es ist echt unsinnig, aber sowohl auf japanischen Fähren als auch in bayerischen Regionalzügen wie eben hier der Fall: ein verpacktes Rad verliert seinen Fahrzeugstatus und degradiert sich zum Gepäckstück. Lustig. Wir sind allerdings froh, dass es so ist. Wobei es uns natürlich lieber wäre, Fahrräder würden nie etwas extra kosten. So wird unsere Gemeinschaftskasse jedenfalls nur mit 70 Euro insgesamt für die siebenstündige Fahrt belastet. Da kann man nun wirklich nichts sagen! Die „Cinderella“ der Viking Line ist riesig. Es gibt insgesamt 14 Decks, wobei 11 für die Passagiere zugänglich sind. Wir suchen uns einen ruhigen Platz mit bodenlanger Fensterfront, Tisch, Sesseln und Fensterbank sowie Steckdosen. Die ersten zwei Stunden ist es sehr ruhig auf dem Schiff und wir glauben, dass nur wenige heute die Überfahrt machen. Doch mit der Zeit herrscht immer mehr Betrieb auf dem Gang, und als ich eine Runde drehe, bemerke ich, dass es doch ziemlich zugeht im Duty-Free-Supermarkt, an den Spielautomaten, in den Restaurants und auf dem Sonnendeck. Hier sind alle in Urlaubsstimmung. Bier und andere Alkoholika kaufen und / oder trinken scheint eine Hauptbeschäftigung zu sein. Auch Süßigkeiten scheinen begehrt. Wir wundern uns, wo all die Leute plötzlich herkommen und als wir im Foyer von Deck 6 vier Stellwände voller Fotos von Menschen beim Betreten der Fähre gestern Abend um 17 Uhr in Stockholm sehen, die für 5 Euro verkauft werden (falls jemand sich gefunden hat und den Automatenschnappschuss haben will), verstehen wir langsam, was hier los ist. Fast alle Passagiere sind auf einer sogenannten 24 Stunden Kreuzfahrt. Sie sind gestern in der schwedischen Hauptstadt gestartet, haben kräftig gefeiert, sich dann in ihrer Kabinen verzogen und apern nun alle der Reihe nach wieder heraus, um weiter zu feiern. Sie sind gar nicht auf Aland ausgestiegen, sondern nutzen die Fähre als Ausflugs-Party-Einkaufsschiff, nicht als Transportmittel, wie wir. Unsere Zeit vergeht auch ohne Trinkgelage oder Buffetschlachten schnell. Wir nutzen ein wenig das öffentliche WLan, rufen Philip an, um ihm noch persönlich zum 30ger zu gratulieren (also nochmal Mr. Phinphin: herzlichste Gratulation zum Ehrentage! Auf dass du fit, gesund und munter durch das nächste Lebensjahrzehnt spazierst oder besser radelst und gleitsportest!) und lesen. Die Stadteinfahrt ist beeindruckend – diese riesigen Schiffe zwischen all den wuseligen Motorbooten und Segelyachten in der Enge der Stadt. Respekt. Respekt auch für Molles perfekt angelegte GPS-Strecke zum Camping „Kloobsburg“, der wunderschön auf einer kleinen Halbinsel im Südwesten der Stadt liegt. Hier hat man nicht das Gefühl, in einer Hauptstadt zu sein. Mit Uli werfe ich mich noch in die Fluten, denn mit 28 Grad ist es doch nicht mehr skandinavisch-kühl hier, sondern ganz toll sommerheiß. Wir schwimmen in Stockholm – es ist kaum zu glauben! Auf der Terrasse der Campingplatzküche sitzen wir am Abend auf weißen Holzstühlen am weißen Holztisch und genießen einen großen griechischen Salat und anschließen Tagliatelle mit Schinken-Sahne-Erbsen-Soße. Jetzt wissen wir selbst nicht mehr, wo wir sind!