21.01.2010 (m) – Busfahrt Khun Yuam -Chiang Mai
Nach langer Zeit müssen wir uns mal wieder im Morgengrauen mit den Moskitos herumschlagen. Bereits um 6:30 Uhr herrscht reges Treiben auf den Terrassen unserer Bungalows. Trotz aller internettechnischer Möglichkeiten über unsere Handys ist es den beiden Multimediaradlern nicht zweifelsfrei gelungen, die Abfahrtszeit des Morgenbusses nach Chiang Mai zu belegen. So gehen wir althergebracht ans Werk: einfach so früh wie möglich am Busbahnhof sein und sehen, was passiert. Und es passiert sogleich die beste aller Möglichkeiten. Der lokale Bus steht mit schon laufendem Motor bereit, die Fahrt anzutreten. Schnellen Schrittes nähere ich mich, deute auf die Kiste und frage: „Chiang Mai?“. „Yes,yes!“. Selbst der Verlad der Räder ist kein Problem. Unter dem Heck ist ein sehr großes Fach, in dem alle Räder – ohne Vorderräder – stehend und sicher verstaut werden können. Wir sind richtig froh, dass alles so geklappt hat, als wir im Bus sitzen. Erleichtert blicken wir zurück auf eine Aktion am Morgen, die nicht eine Minute länger hätte dauern dürfen: wir hatten das Frühstück bereits am Vorabend mitgezahlt, in der sicheren Annahme, dass wir ohnehin nicht vor sieben Uhr starten würden. Ich versuchte dann noch, uns das Geld wieder auszahlen zu lassen. Das dauerte ein wenig, da die Küche schon begonnen hatte unsere Obstrationen zu schälen. Die bekamen wir einfach in eine Plastiktüte, das Restgeld gab’s dann auf die Hand.
Wir durchfahren den Ort Khun Yuam, der sich mal wieder als größer herausstellt als angenommen. Oft unterschätzt man die Ausmaße einer Siedlung, wenn man aus einer Richtung angeradelt kommt und sogleich das Gästehaus ansteuert. Meist ist es dann schon abends und man selbst entsprechend müde, so dass größere Exkursionen ausbleiben. Vielleicht sollte man sich manchesmal doch noch aufraffen. Wenngleich das in diesem Fall keinesfalls vonnöten gewesen wäre, aßen wir doch gestern Abend vorzüglich.
Die Strecke ist ebenso wenig flach wie schon die Tage zuvor. Der altersschwache Bus hat desöfteren an den brutal steilen Rampen zu kämpfen, der Fahrer versetzt uns einmal gar einen leichten Schock, als er in einer wohl 20%igen Steigungen mal eben den Rückwärtsgang einlegt und Gas gibt…er dachte wohl, R ist der Rampen-Gang! Ansonsten verläuft die Fahrt ohne Probleme, je nach durchfahrener Gegend ist der Bus mal mehr, mal weniger mit Einheimischen gefüllt. Die Hintertür, nahe der wir sitzen, ist oft geöffnet, so dass der Fahrtwind uns mit genügend Frischluft versorgt. Ist sie zu, übernehmen die vielen Ventilatoren, die dicht über unseren Köpfen surren, diesen Part. Die Strecke bietet, so viel wir erkennen können, wieder einige landschaftlich wunderbare Abschnitte und natürlich jede Menge Steigungen, die sich aus dem Bus heraus natürlich sehr gut ertragen lassen. Als wir die Berge schließlich hinter uns gelassen haben, reizt der Fahrer die PS seines klapprigen Gefährts nochmal richtig aus und wir brettern (Philips GPS gibt 93,1 km/h an) durch die Ebene nach Chiang Mai, wo wir gegen Mittag am Busbahnhof eintreffen. Der Weg in die Stadt ist nicht weit, mit dem Fahrrad sowieso kein Problem. Eine erste luxuriösere Bungalowanlage im Außenbezirk fällt ob des mangelnden Preis-Leistungsverhältnisses durch. Nach ein wenig Suchen in der mittäglichen Hitze finden wir das Thapae Boutique House, das sehr schöne Zimmer im Lanna-Stil in einer kleinen, ruhigen Seitenstraße bietet. Trotzdem ist man sehr zentral und wir können abends in die Altstadt laufen. Es ist auch mal angenehm, ohne Fahrrad unterwegs zu sein. Vor allem, wenn es dunkel wird. Einem Tipp unserer Lieblings-Internetseite (travelfish.org) folgend, suchen wir das Pui Pim da Franco auf und schlemmen mediterran unter akkustischen Gitarrenklängen. Pizza, Pasta, Wein und Bier lassen keine Wünsche offen. Wir sind glücklich und zufrieden nach den anstrengenden Tagen in den Bergen nun hier in der „großen Stadt“ zu sein und gemeinsam noch ein paar Dinge zu unternehmen, bevor unsere Freunde wieder ins kalte Allgäu entschwinden. Manchmal sind motorisierte Hilfsmittel halt doch nicht das Übelste, besonders wenn das Zeitkontingent limitiert ist: sechs Stunden oder vier Tage für die gleiche Strecke machen hier schon einen Unterschied aus.