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Sonnengruß (nicht nur) aus Andalus

von sabbatradler
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Der Morgen nach dem Starkregen präsentierte sich mit seinem strahlenden Blau in schon beinahe unverschämter Unschuldigkeit. Als wäre nichts gewesen. Immerhin schien auch nichts Schlimmeres passiert zu sein, so wie bei einem anderen Starkregen im September 2019, als unter anderem ein Autofahrer in einer vollgelaufenen Unterführung in Almería in seinem Auto ertrunken war.  

„Dieses Gebiet hat eine sehr charakteristische Karstlandschaft, die oft mit einer Mondlandschaft verglichen wird, mit einem trockenen Boden, der in scharf geschnittenen Rinnen geformt ist. Da der Boden nicht aus natürlichem Gestein besteht, werden viele der Behausungen in die Hänge gegraben und die Eingänge an der Vorderseite gebaut. Bei starken Regenfällen kommt es häufig zu Schlammlawinen, da der Boden weggespült wird, was der Landschaft ihr unverwechselbares Aussehen verleiht.“ (Quelle)

Wir schwangen uns in langen Hosen aufs Rad, die wir aber nach wenigen Kilometern an der Strandpromenade bereits gegen die kurzen Hosen tauschten, welche wir bis zur Rückfahrt ins Allgäu am 28.12. nicht mehr ablegen sollten.

Endlich! Ein stabiles Hoch mit Sonne, Sonne, Sonne – radfahren ohne immer auf die wirbelnden Tiefdruckgebiete auf der Wetterkarte schauen zu müssen. Und da es überall in Spanien regnete, nur an der Küste zwischen Almería und Barcelona nicht, hatten wir auch kein so schlechtes Gewissen, uns über die Sonne zu freuen, obwohl ja der Regen so sehr gebraucht wird. 

Ein beeindruckender Radreise-Abschnitt zwischen Almería und l’Ampolla (südwestlich von Tarragona) lag vor uns, der uns atemberaubende und erstaunliche Eindrücke aus dem südöstlichen Teil Andalusiens sowie den Regionen Murcia und Valencia bis hinein nach Catalunya bescherte:

(Almería – San José – Mojácar-El Palmeral – Águilas – Bolnuevo-Playa de Mazarrón – Cartagena – Torre de la Horada – Santa Pola – Oliva-Playa – Benicàssim – Peníscola – l’Ampolla)

Ums Cabo de Gata – Radreisen „at its best“

Aufgrund des bereits erwähnten Starkregens am Tag und der Nacht vor dem Aufbruch aus Almería hatten wir überlegt, vielleicht doch nicht ganz außen um das Cabo de Gata herumzufahren. Wir wussten nicht genau, wie die Schotterstrecke einzuschätzen sei und dachten, der Regen könnte vielleicht auch etwas weggespült haben. Aber als wir dann so auf der Strecke waren, die Sonne vom Himmel strahlte, wir in kurzen Hosen kilometerlang an Uferpromenaden dahinstrampeln konnten und einzuschätzen war, dass es maximal ein zwei Kilometer langes Schotterstück sein würde, das man zur Not schieben könnte, entschieden wir uns doch dafür. Und diese Entscheidung war goldrichtig!
Nachdem wir den Flughafen links hinter uns gelassen hatten, veränderte sich die Landschaft in Richtung Cabo de Gata mehr und mehr zu einer Landschaft, die man in den arabischen Emiraten oder im Oman findet. Trocken, steinig, karg. Die Bebauung mit den kleinen Häusern in Gelbtönen mit Flachdächern tat noch ihr Übriges dazu, dass man sich in Marroko oder irgendwo sonst in der arabischen Welt wähnte.

Die große Kirche, die allmählich aus dem Dunst auftauchte hingegen glich einer vergrößerten Version des Reschenpass-Seekirchturms, fanden wir. Naja, man hat ja auf dem Fahrrad auch unglaublich viel Zeit, Parallelen zu ziehen oder die Gedanken schweifen zu lassen. Kurz nach den Salinen des Cabo de Gata beginnt der Anstieg um den Cerro San Miguel und es folgt die Abfahrt zum Leuchtturm an der Spitze des Kaps.

Ab hier ist für die Autos – zumindest offiziell – Schluss (zwei oder drei kamen uns dann doch entgegengeschlichen im sehr steilen Gelände) und wir konnten eine sensationell schöne, in drei steile Rampen eingeteilte Auffahrt zum Aussichtspunkt auf über 200 Metern erschwitzen und eine auf unbefestigtem Terrain (und für Autos nun komplett gesperrt) noch imposantere Abfahrt hinunter bis nach San Jose, einem kleinen Ort in einer wundervollen Bucht gelegen. Betrachtet selbst die Bilder von der Strecke ums Cabo de Gata und vielleicht habt ihr noch weitere Assoziationen, durch welche „Länder“ wir hier gefahren sind. Mir fiele schon noch etwas ein!

Ach ja, San José und das kleine Hotel Cala Arena (Zimmer mit Balkon und Meerblick) hatten uns so begeistert, dass wir noch einen Tag Pause einlegten – und sogar ein Bad im Meer war drin.

Noch immer nicht zu kalt – ab ins kühle Nass!

Dieser Eindruck ist schnell über ein paar Bilder vermittelt: Wir fuhren entlang einer meist wunderschönen Küste, die hässlichen Abschnitte (z.B. um Benidorm) überwanden wir gezielt in Cercanias (Nahverkehrszügen um die großen Städte) und die Sonne hatte nun Ende Dezember noch eine solche Kraft, dass wir immer wieder die Gelegenheit nutzten, einen Sprung ins Mittelmeer zu wagen. Sogar am 27.12. war ich in Roses am Abend noch kurz im Wasser. Die Betonung liegt auf kurz – denn lange schwimmen kann man bei 13 Grad ohne Neopren dann als Ungeübte auch nicht. Aber cool – im doppelten Sinn – wars!

Eurovelo 8 – das Radfahrerherz lacht

Von Almería weg folgten wir die meiste Zeit der Route des EuroVelo 8. Diese Mittelmeer-Route genannte Strecke ist angelegt von Cadiz bis Izmir. „EuroVelo ist ein Netzwerk aus 17 Radfernwegen, die den gesamten europäischen Kontinent verbinden und zusammenführen. Die Routen können sowohl von Radtouristinnen als auch von Anwohnerinnen für tägliche Ausflüge genutzt werden. Das Netzwerk ist insgesamt rund 90.000 km lang.“ (Quelle)

Nicht alle Streckenabschnitte einer EuroVelo-Route sind bestens ausgebaute Radwege. Von geplanten, aber weder ausgewiesenen noch beschilderten Strecken bis hin zu perfekter Radinfrastruktur findet sich alles. Die hängt von den Städten und Kommunen ab, wie weit sie in ihrer Entwicklung der Strecke sind und inwiefern sie Geld für den Ausbau investieren. Der Abschnitt zwischen Cadiz und Almería hat – so sieht man es auf der EuroVelo Website noch viele Streckenabschnitte, die auf der Entwicklungsstufe sind. Daher schneidet dieser Teil auch in den Diskussionen einschlägiger Radreise Foren extrem schlecht ab. Radfahrer fänden sich hier sehr häufig auf der vielbefahrenen, autobahn-ähnlichen N340 wieder. Aus Almería hinaus konnten wir hingegen bereits den blauen Eurovelo-Schildern folgen, die sich an wichtigen Abzweiungen und Kreuzungen immer wieder fanden und die uns sorgenfrei entlang der wunderschönen Küste navigieren ließen.

Selbstverständlich muss man selbst die Strecke im Kopf haben und kritisch prüfen, ob man der Route folgen möchte oder nicht, denn nicht jeden Abstecher möchte man machen (wir ließen beispielsweise die Stadt Murcia links liegen) oder es gibt alternative Strecken, die auch attraktiv sind (so fuhren wir beispielsweise zurück an die Küste und über Santa Pola und nicht in die Stadt Elche).

Ein Traum wäre es, wenn alle EuroVelo-Routen einmal so richtig toll entwickelt wären. Der Eurovelo 8 in diesem Abschnitt kann schon mal als positives Beispiel gelten und führt außerdem entweder durch wunderschöne Landschaft (man erlebt ein Wechselbad der Eindrücke und wird automatisch nicht müde, zu vergleichen: „schau mal, das sieht aus wie…- in Mexiko (waren wir noch nie, aber klar, so sieht es da doch aus!?) – im Oman – auf den Kanaren (s.o.), – in Griechenland, – in UAE, – in Nordwestchina, …) oder ansonsten durch interessante Gebiete, was uns gleich zum nächsten Thema im nächsten Beitrag bringt!

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