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Sprungbrett Korea

von sabbatradler
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15.05.2010 (k)

Molle bringt nach dem Aufwachen die Idee auf, schon heute in eine Fähre nach China zu steigen. Nach Qinhuangdao, das ziemlich genau da liegt, wo wir unsere Tour nach Peking beginnen möchten, fährt zwar erst am Montagabend eine Fähre (die wir nehmen wollten), doch andere Orte werden heute und morgen angesteuert und von dort könnten wir ja noch ein Stück Zug fahren. Das würde uns einen wohl eher nervigen Tag in Seoul ersparen. Die geplante Dreitagestadtbesichtigung allerdings fiele dann auch flach. Irgendwie sind wir keine Stadtkinder. Über Seoul haben wir zwar einen Reiseführer heruntergeladen – doch wenn man ihn genau liest, ist ein Großteil der Attraktionen „eating“, „drinking“, „shopping“ und „clubbing“. Klar, es gibt auch unzählige Museen und ein paar Tempel, aber wir würden sowieso bald wieder im nächsten Café landen. Und da wir das ja nun schon einige Tage in Fukuoka hatten, freunden wir uns schnell mit Molles neuer Idee an. Wir schauen noch im Internet, welche Fähre uns am besten passen würde und entscheiden uns für die nach Dalian, das am Südzipfel der Liadong Halbinsel liegt, die wiederum die ins Wasser verlängerte Grenze zu Nordkorea darstellt. Unser tägliches Räderverpacken gib uns heute! Massives Auftreten hat noch niemandem geschadet – und so bildet sich tatsächlich eine Lücke für uns, als wir uns in die eigentlich schon voll aussehende Bahn der Linie 1 quetschen.33 Stationen und gut eine Stunde Stehen später sind wir in der Küstenstadt Incheon angelangt. Es gibt zwei internationale Passagierterminals, die Fähre nach Dalian legt von Nummer 1 ab, wohin wir einige Kilometer radeln müssen. Doch alles läuft glatt und kurz später halten wir schon die Tickets für das Schiff um 17.00 Uhr in den Händen. Mit Einkaufen, Geld wechseln, Burger essen, Kaffee trinken und mal wieder Räder einpacken vergeht die Zeit bis zum Einsteigen schnell. Wir beschließen noch kurzerhand unsere Economy-Tickets upzugraden, wie der gepflegte Traveller sagt, und buchen um auf erste Klasse, wo nur vier statt 16 Betten im Raum sind. Der erste Vorteil zeigt sich gleich beim Ausreisevorgang: wir dürfen zuerst und ohne dass wir uns durch die lästigen, künstlich angelegten Reihen schleppen müssen (diese Reihen, die mit Bändern gezogen werden, wo man sich nach 20 Minuten schweißtreibendem „Stopp und Geh“ Luftlinie nur 4 Meter weiter vorn befindet) zum Ausreisestempeln. Beim Gepäckdurchleuchten dann die Aufregung: in meinem Rucksack sind zwei Gegenstände versteckt, die die aufmerksame Kontrolleurin als Gas vermutet. Damit liegt sie leider auch richtig. Ich muss alles ausleeren (die nagelneuen Campingkartuschen sind natürlich ganz unten) und die Teile aushändigen. Schade. In China ist das so leicht jetzt nicht zu bekommen. Dann gibt es halt auf dieser Route keine Selbstkochnotnudeln! Dass diese Terminals immer so weitläufig sind! Mit triefendem T-Shirt erreichen wir den zollfreien Einkaufsbereich. Wir kaufen einen neuen Kopfhörer für mich, damit ich mich auch mal an der Musik erfreuen kann. Habe nur so ein windiges Chinateil, das die Töne zu Brei schlägt. Weiter geht’s, die Rolltreppen hinunter und ab in den bereitstehenden Bus quetschen (durch die Gas-Aktion haben uns natürlich alle „Economy“-Gäste wieder eingeholt), der über eine Brücke direkt vor den Bauch der Fähre fährt und die Menschlein dort ausspuckt. Lustigerweise müssen alle Leute über das Unterdeck die Fähre betreten. Hier wird schon wie wild aus- und umgepackt. Viele Leute lassen lästige Gepäckstücke hier am Rand neben den LKW stehen. Auch wir verspüren Erleichterung, als wir die Räder ins Eck stellen können und nur noch das Gepäck weiter mitnehmen müssen. Rolltreppen bringen uns auf die Passagierdecks. Auf den ersten Blick wirkt das Schiff etwas in die Jahre gekommen. Der Glanz der japanischen Fähren, der uns so beeindruckt hat, fehlt hier leider. Doch das ist weiter nicht schlimm. Der zweite große Vorteil unseres „Upgrades“: wir sind alleine in der Kabine, das Schiff ist nicht ausgebucht. So haben wir ein richtiges Luxuszimmer mit Sofa, Stühlen und Stockbetten – wenn auch mit bröckelndem Charme. Solange sonst hier nichts bröckelt stört uns das nicht. Wir tippen, essen, lesen und genießen den herrlichen Sonnenuntergang. Kurz vor Mitternacht schlüpfen wir in eines der vier gemütlichen Betten.

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