Sticky nose und die Sache mit dem Kopf

30.12.2009 (k) – Namxa Noy – Kiewkacham: 75km, 1940Hm

Was haben wir über diese Strecke gelesen: “stunning, stunning, stunnig –  beautiful – the best ride ever – a tough ride – a battle between you and the mountains – the landscape changes from satisfying to dramatic…

Das wollen wir doch mal sehen! Respekt haben wir ja schon, aber keine Angst. Wir sind schließlich Allgäuer! Trotzdem stehen auch diese in Anbetracht der vielen Höhenmeter sehr zeitig auf, um mehr Tageslicht für die Fahrt zur Verfügung zu haben. Leider macht uns die erneut hervorragende Küche des Resorts aber einen winzigen Strich durch die Rechnung. Die vier Suppen, vier Kaffee und zwei Pfannkuchen benötigen eine geschlagene Stunde vom ersten Aufschlagen der Eier bis in unsere Mägen. Starten wir eben wieder um 8:15 Uhr. Wie sonst halt auch…Zunächst folgt eine rauschende Abfahrt, hinab zum Fluss. Das ist der einfache Teil des Tages. Schon aber steigt die Straße wieder an, die morgendliche Kühle ist rasch verflogen. Übereinstimmend mit all den Voschusslorbeeren lässt sich für den gesamten Tag eines festhalten: Die Landschaft ist wirklich fantastisch. Immer wieder bieten sich atemberaubende Ausblicke in die umliegenden Berge, den dichten Dschungel, die kleinen Dörfer. Wir haben wahrlich genügend Zeit, alles in uns aufzusaugen. Immerhin müssen zunächst mal gut 900 Höhenmeter auf 20 Kilometer zurückgelegt werden. Wir passieren immer wieder kleine Siedlungen der Hmong, die in Laos nicht so richtig heimisch sind und immer wieder mit Problemen zu kämpfen haben. Eine kleine Bewegung kämpfte und kämpft wohl immer noch für bessere Lebensbedingungen und einen eigenen Staat. Immer wieder wurde ja auch von den Rebellen in dieser Region berichtet, die von Zeit zu Zeit aus ihren Dschungelcamps kommen, um ein Zeichen zu setzen. Glücklicherweise liegen die letzten Aktivitäten bereits einige Jahre zurück.

Ein kleines Häuschen an einer Kuppe kündigt schon von Weitem die Passhöhe an. Hier wird bereits alles fleißig ausgebaut, um dem zunehmenden Touristenstrom – vornehmlich aus Thailand –  gerecht zu werden. Ein Restaurant, Toiletten, ein „View Point“ und viel, viel Platz für Busse…es scheint auf der ganzen Welt das Gleiche zu sein. Wir spachteln ordentlich Bananen und Nüsse und baden diese in ausreichend Wasser, das unsere Kehlen in großen Mengen hinab strömt. Leider war das noch nicht ganz der erste Gipfel und so sind nochmals einige Kilometer bergauf zu bewältigen. Dann aber folgt wenigstens eine kleine Abfahrt. Der damit verbundene Fahrtwind bringt die erhoffte Abkühlung. Diese ist aber nicht von langanhaltender Dauer, denn schon packen uns die nächsten Anstiege. Zu allem Überfluss findet eine Mini-Biene den Weg in Franzis Nase und sticht beherzt zu. Klarer Fall von „Sticky Nose“! Heute kann die Truppe jedoch nichts erschüttern und die Tour kann weitergehen. Die folgende Topographie lässt sich am besten mit einem Wellenanstieg erklären. Einem längeren Anstieg folgt eine kurze, knackige Abfahrt, die einen allerdings weniger Höhenmeter kostet, als man sich vorher erarbeitet hat. Dementsprechend gewinnt man so dennoch langsam an Gesamthöhe. Insgesamt sind fünf solcher Passagen zu bewältigen. Wir sind aber so hervorragend auf den Routenverlauf eingestellt, dass uns all dies nichts anhaben kann. Der Kopf ist voll bei der Sache, lässt sich einfach nicht zermürben. Und so kurbeln wir auch noch gegen 17 Uhr die letzten 200 Höhenmeter hinauf, die uns schließlich in den Übernachtungsort nach Kiewkacham bringen. Ein kleines Guesthouse mit sehr einfachen, aber sauberen Zimmern bietet uns neben einer Bleibe für die Nacht, nach dem Ankunftsbier mit Blick auf den herrlichen Sonnenuntergang, auch noch ein üppiges und kohlenhydratreiches Abendessen mit sechs Mal Nudeln, zwei Mal Reis, Gemüse und Hühnchen mit Ingwer. Ach ja, ganz schön frisch übrigens hier auf 1400m – leicht zu erkennen an den Fliespullis und Soft-Shell-Jacken.

Welch ein Tag liegt hinter uns: fast 2000 Höhenmeter, 75 Kilometer, unzählige Anstiege, atemberaubende Landschaft, faszinierende und spannende Begegnungen mit den Menschen der Region, unzählige „Sabaiideees“, Binenstiche in Nasen, Würgereize von „Power Gels“, literweise Schweiß auf dem glühenden laotischen Teer!

Das ist der Stoff aus dem Helden gemacht werden! Und…es beginnt alles im Kopf.

30Dez2009

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