„Surely come to my house!“, diesen Satz hatten wir seit uns Meera und ihre Familie im Oman zu einem Mittags-Sandwich hinter dem Fotostudio in Papas kleiner Wohnung eingeladen hatten, im Ohr. Und da „my house“ so absolut auf unserem Weg lag, wollten wir das natürlich undbedingt machen. Nachdem wir die Berge verlassen hatten, war es nicht mehr so weit bis nach SN Puram, bei Thrissur. In Kottakal – wo uns das „Rydges Inn“ quasi nicht nehmen wollte kamen wir in der netten Ruby-Residency unter, mit Blick auf das nächtliche Treiben.
Im Anschluss ging es durch heiße Hügellandschaft in einigen Etappen nach Guruvayur.
Guruvayur ist der Besucherzahlen nach der viertgrößte Tempelkomplex in Indien. Auch berühmt für seine – mehr oder weniger schlecht gehaltenen Tempelelefanten.
Wir blieben drei Tage, weil es viel zu sehen und zu beobachten gab und insgesamt eine sehr angenehme Atmosphäre herrschte. Da es nicht mehr weit nach Kochin war, konnten wir entspannt bleiben.
Wir machten zwei Tagesausflüge – einen zum Camp der Tempelelefanten (eher ein trauriger Anblick, aber man durfte keine Fotos machen) und einen rund um die Stadt. Viel Zeit verbrachten wir auch einfach damit, die Pilger zu beobachten. Das Pilgern wird ja bevorzugt in Gruppen unternommen und hat oft weniger einen frommen, denn einen partymäßigen Charakter.
Von Guruvayur ging es schließlich über das „Devasura-Inn“ – ein Hotel am Wegesrand, in dem uns der Kellner im Anzug das Dal Tadka ins Zimmer brachte – nach SN Puram.
In SN Puram waren wir schließlich endlich bei „Surelys“ angekommen. Wir fanden surely das Haus unserer indischen Freunde aus dem Oman. Und obwohl Meera leider nicht da sein konnte, da sie gerade in Bangalore auf Haussuche war, empfingen uns ihre kleine Schwester Heera, der Bruder Vishnu und die Mama herzlich.
Wir bekamen das einzige Zimmer mit einer Klimaanlage und fanden es dennoch so entsetzlich heiß, dass wir es kaum länger als einen Tag und eine Nacht ausgehalten hätten. Jede Bewegung bei dieser Hitze ist überflüssig – und doch kann man als Gast ja nicht sagen: Lass mich in Ruhe! Also machten wir natürlich die Sightseeing Tour mit:
Älteste Moschee Indiens (Cheraman Juma Mosque), Azikhode-Beach, irgendeine neumodische Kirche und nächtliche Fahrt durch unbeleuchtete Dörfer.
Für Molle, der irgendwann Unterzucker bekam, stoppten wir extra an einem kleinen Kiosk, der leider nur ein paar alte Kartoffelchips im Sortiment hat, aber letztlich holen wir noch take-away Speisen beim Inder. Gott seid Dank haben unsere Gäste nach kurzer Zeit akzeptiert, dass wir uns nicht mit Fast-Food a la Chicken Nuggets abspeisen lassen wollen, sondern das indische Essen sehr lieben. Mama war dann ganz angetan und zeigte uns, wie sie Dal kocht.
Alle waren sehr bemüht um uns, räumten noch die große Spinne aus dem Bad der Gäste und sammelten sogar im Garten einen hochgiftigen schwarzen Skorpion ein.
Dennoch waren wir froh, am nächsten Tag nach Kochin weiter zu fahren. Eigentlich blöd, aber es war einfach zu heiß, um den Besuch entspannt auszudehnen. Vielen Dank trotzdem für diesen warmherzigen Empfang. Wir bleiben in Kontakt und möchten wissen, ob es Heera schafft, anststatt zu heiraten, die Welt zu bereisen. Schon traurig, dass die Traditionen doch so dominant sind, dass wie in diesem Fall ein Vater jahrzehntelang im Ausland (Oman) arbeiten muss, um sich eine angemessene Hochzeit für seine Töchter leisten zu können, die eigentlich (zumindest in Heeras Fall) noch gar nicht heiraten möchten, und wenn dann, einen selbst Erwählten. Und sei es aus einer anderen Kaste. Ob sich hier an der indischen Gesellschaft und den Einstellungen zu – nicht hinterfragten – Traditionen (ja, was sagen denn dann die andere?) langsam was ändert, werden wir weiter verfolgen.
Nach Kochin war es nun nicht mehr weit. Leider war schon wieder ein Teil der Reise Vergangenheit.
Einige Tage hatten wir noch Zeit für die Stadt – Gitarre kaufen, neue Brille machen lassen, Restaurants testen, die Altstadt und die Neustadt erkunden.
Außerdem lernten wir den Betreiber eines Bikeshops kennen und konnten mit ihm einiges über seine Arbeit und über den Zustand des Radfahrens in Kochin und überhaupt in Südindien erfahren.
Und wir trafen uns ein paar mal mit Samer, den wir auf der Hinfahrt von Mallorca nach Dubai kennengelernt hatten und der sich schon extra eine Woche vor Abfahrt der AIDA nach Kochin einfliegen lassen hatte, um dann mit uns zurück zu schippern. Am 21. März bestiegen wir dann gemeinsam die Aida Bella von Kochin nach Antalya. Gemeinsam mit Horst aus Wien, der auch extra für die Begleitung unserer Reise eingeflogen kam, startete das Aida-Dream-Team die 19-tägige Seereise in Richtung Heimat. Thank you, India!