05.08.2010 (m) Kvelde-Larvik-Hirtshals: 33km, 100Hm, Fähre
Über viele kleine Teiche springen wir, als wir aus dem Zelt stapfen. Wie angekündigt hat es in den frühen Morgenstunden angefangen zu regnen, mitunter recht heftig sind die Schauer. Vom blauen Himmel und der leuchtend grünen Wiese ist jedenfalls nichts mehr zu sehen. Vielmehr stehen Pfützen auf dem Grün, dunkelgraue Wolken und Nebelschwaden ziehen dicht über unsere Köpfe. Irgendwie gelingt es uns aber trotzdem die Zelte in einer Regenpause abzubrechen und sogar weitestgehend trocken das Frühstück einzunehmen. Bald schon öffnet der Himmel jedoch wieder seine Schleusen. Wir trödeln noch ein wenig durch die Sanitäranlagen, um eine Wetterbesserung abzuwarten. Katrin und René drängen schließlich los. René meint noch, heute werde man eh nass, also warum nicht gleich. Ich sträube mich, da es genau in diesem Moment extrem kübelt. Etwa zehn Minuten später kreuzt René mit einer Tüte Sauren Schlangen auf, um mich mit Hilfe derer wegzulocken. Fast zeitgleich spitzt die Sonne ein bisschen durch die Wolken und es hört auf zu regnen. Jetzt kann es los gehen. Und, es sei vorweggenommen, wir kommen fast ohne Niederschlag bis Larvik! Es kann sich also durchaus lohnen, stur zu sein. Im Übrigen kann auch eine Etappe unter Wolken schön sein. Die Wolkenspiele am Himmel haben einen besonderen Reiz und wenn die Sonne mal eine kleine Lücke gefunden hat, zeigt sich die Landschaft wieder in ganz anderen Farben! Da der Himmel dennoch den ganzen Vormittag nicht besonders vielversprechend aussieht, vermeiden wir längere Standzeiten und rauschen ziemlich zügig der südnorwegischen Hafenstadt Larvik entgegen. Als wir diese am Mittag erreichen, hat die Sonne den Kampf gewonnen – das Wetter in Norwegen ändert sich wirklich sehr schnell. Wir können vor dem Supermarkt schnell die Zelte trocknen, während Katrin und ich Proviant für das Mittagessen und die Fährfahrt einkaufen. Voll bepackt fahren wir zum Color-Line-Büro am Hafen und versuchen nochmals unser Glück, das bereits gebuchte Ticket umzutauschen, was nicht gelingen soll. Frühbuchertickets sind generell vom Umtausch ausgeschlossen. Wir zittern schon, jetzt den Vollpreis laut Preisaushang zahlen zu müssen (60 Euro pro Person und 17 Euro pro Fahrrad), ein paar Tastenanschläge später hat die Dame aber den günstigsten Preis gefunden, der mit lediglich 50 Euro für alle drei zu Buche schlägt. Hoch erfreut gehen wir mit unserer „Beute“ zu René zurück und brutzeln erstmal Lachs und Bratwürste. Eine Tüte Kartoffelbrei, Nachos und Brot sättigen uns ausreichend. Wir checken ein, um dann noch am Hafen auf einem Bänkchen bzw. im grünen Gras bei ziemlich drückender Hitze auf die Fähre zu warten. Diese läuft dann eine Stunde vor Abfahrt ein und entledigt sich erstmal schier unglaublicher Mengen Blech in Form ausländischer Urlauber in ihren Kisten. Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viele PKW, Wohnmobile und LKW auf die Fähre passen. Es will kein Ende nehmen. Dann aber karrt endlich ein Mitarbeiter mit dem Gabelstapler die Zäune vor unserer Nase weg und der Einweiser lässt die Autos und schließlich uns auf die „SuperSpeed 2“ nach Hirtshals. Wir suchen uns im Inneren des luxuriösen Schiffes ein Plätzchen in der Lounge und verprassen das gesparte Geld (na ja, einen Teil davon) für billiges Bier (steuerfrei!!) und Wein (auch steuerfrei). Das Nachtessen – kalte Bratwürstchen, Camembert und Brot – nehmen wir im Freien ein, da Drinnen nichts verzehrt werden darf. Wir quatschen wieder ausgiebig über alles mögliche, so dass die Zeit wie im „Fähre“ vergeht. Um Viertel nach Neun rollen wir vom Schiff, direkt durch den malerischen Ort Hirtshals zum Campingplatz an der Küste. Dieser ist bereits gut gefüllt, für unsere zwei mageren Zelte findet sich aber zwischen all den fahrenden Häusern immer ein Plätzchen. Kurz vor dem Schlafen versammeln wir uns noch an der Steilküste, lassen uns den Wind um die Nase zischen und blicken auf die Nordsee – den kleinen Teich, über den wir gerade kamen.