„Mensch, ihr habt ja jetzt Sabbatjahr! Was macht ihr denn da? Wo geht‘s hin?“ – Diese Frage (oder zumindest so ähnlich) haben wir in den Wochen und Monaten vor unserer Abreise sehr oft gehört. Ist irgendwie auch logisch und keinem zu verdenken, der sie so stellt. Und trotzdem haben wir bei den Antworten immer gemerkt, so einfach können wir das diesmal eigentlich gar nicht beantworten. Die letzte Sabbatreise vor fünf Jahren wirft da ihre Schatten (wobei das jetzt echt negativ klingt, so ist es natürlich nicht gemeint). Es war eine so große, eine so perfekte, eine so tolle Reise – lässt sich so etwas wiederholen, gar toppen? Wir glauben nicht, darin waren wir uns schnell einig. Also musste was Anderes her, was Neues. Aber was? Ich mag nicht fliegen, wir wollen nicht den Flüchtlingsströmen entgegenfahren, uns nicht in Gefahr in der Nähe großer Krisenherde begeben und wir wollen eigentlich keinen „Urlaub“ machen, wollen reisen, Menschen offen begegnen, Kleines, Aufregendes, Langweiliges, Graues und Buntes entdecken…Klingt nach Luxusproblem? Richtig, das ist es. Und drum sind wir jetzt einfach mal losgefahren und wollten uns nicht weiter verkopfen.
Jetzt sind wir in Korsika und machen Urlaub. Anders kann man das jetzt wirklich nicht nennen. Wir haben uns Anfang September mit guten Freunden, deren Tochter und unserem kleinen Patenkind in der Nähe von Bastia getroffen. Seitdem reisen wir immer der Küste entlang in den Süden. Wir haben hoch oben über Calvi die Aussicht vom tollen Camping Panoramico genossen, sind in den Pools des Fangos im gleichnamigen Tal geschwommen, getaucht und von Felsen gesprungen. Wir haben den höchsten Pass Korsikas, den Col de Vergio, per Rad erklommen, die atemberaubenden Küstenabschnitte erradelt und am Strand von Agone in der Lounge gelegen und Pastis geschlürft. Wir haben mit den kleinen Kindern gespielt, im Pool, im Wald, am Fluss, in Schluchten, haben Menus gekocht, mit Rotwein und Rosé angestoßen und bis in die Nacht mit kurzen Hosen dagesessen und gelacht. Sowas kann man durchaus Urlaub nennen.
Wollten wir das eigentlich nicht “nicht” machen? Eben. Und wir wollten ja noch sei Einiges nicht, im Vorfeld der Reise. Mal sehen was noch kommt – natürlich im positiven Sinne. Wir sind gespannt.
Korsika
- Ein Naturparadies mit atemberaubenden Kulissen: Steilküsten, Hochgebirge und immer wieder das Meer!
- Ein Campingparadies und ein Radparadies: noch mal mit dem Rennrad wiederkommen
- Eine unglaubliche Ansammlung schönster Bademöglichkeiten: Molle badet wie wild!
- Touristisch gut erschlossen, dennoch nicht „verbaut“
- von ca. 360 000 Korsen besiedelt, die zwischen den deutschen und französischen Touristen aber nicht zu sehen sind – wo leben die eigentlich alle?
- „Pizza au feu de bois“ gibt‘s an jeder Ecke! An jeder! Ist das typisch korsisch? Für 12 Euro pro Margherita stellt sich die Frage eh nicht…sonst: selber gekocht.
- Der Maurenkopf „El moru“ als Freiheitssymbol klebt überall, auch wünscht so manch besprühte Bushaltestelle den Franzosen den „mort“, hoffentlich Zeichen der Vergangenheit?!
- So gut wie jedes Straßenschild ist a) zerschossen (aiaiai, große Kaliber sind auch dabei) und b) mit schwarzer Farbe besprüht (nieder mit den französischen Ortsnamen): so lange sie nur auf Schilder schießen und sprühen!
Man kann und muss hier sicher noch viel, viel genauer hinsehen und wiederkommen. Jetzt verlassen wir aber demnächst den Hochsommer und nehmen die Fähre von Ajaccio nach Toulon. Ein bisschen Côte d‘Azur, dann rüber zum Atlantik und vorbeigeschlichen an den Pyrenäenausläufern, hinein nach Nordspanien. Aha: ein neues Land für uns!