Ja, das mit den Tieren klappte ganz gut, letztlich anders als erwartet, aber ganz und gar beeindruckend.
Wir ließen uns vom Hotel einen Fahrer vermitteln, der uns kurz nach dem Mittagessen zum Tholpetti-Nationalpark chauffierte. Wir hatten nicht so viel Lust auf einen öffentlichen Bus, zudem wartete er am Eingang und so konnten wir nach der „Safari“ gleich wieder zurückfahren. Komfortabel. Und was das Beste an der Sache war: Auf dem Weg von und zur Safari sahen wir die meisten Tiere. Dadurch, dass wir einen privaten Fahrer hatten, stoppte der natürlich, wo wir wollten. So auch ziemlich nah an beeindruckend großen wilden Elefanten.
Die Safari selbst war gut organisiert, letztlich aber wenig beeindruckend. Man stellte sich an einem Schalter an (eine Stunde), kaufte ein Ticket für den Nationalpark, löhnte extra für die Kamera und mietete danach einen der bereitstehenden Jeeps, die auf ausgetretenen Pfaden durch den Wald poltern. Es war Samstag, trotzdem nicht allzu viel los. Letztlich tuckerten gut zehn Jeeps herum, immer mal wieder begegnete man einem. Zu sehen gab es ein bisschen Wild, sehr weit weg ein paar Bisons, am Wegensrand ein paar wilde Hunde und einen Affen. Magere Ausbeute, dafür können die Ranger allerdings nichts. Dass die Tiere vielleicht lieber von den Wegen wegbleiben, die die Jeeps täglich zweimal befahren, das hatten wir uns auch schon gedacht. Und so war es letztlich auch. Es bleibt: eine holprige Fahrt durch den Wald mit null Fotos, dafür aber viel Staub.
So hielt uns dann auch nicht mehr viel in Manantavadi und wir starteten früh am nächsten Morgen auf die gut 30 Kilometer nach Kalpetta. Es war die angenehmste und kühlste Etappe in Indien! 20 Grad, 30% Luftfeuchte, Morgennebel am Fluss mit tollen Vogelbeobachtungen, wening Verkehr, angenehm rollende Hügel.
Mit Kalpetta fanden wir ein ausgedehntes Straßendorf vor, die Athmosphäre ausgesprochen angenehm. Außerdem fanden wir ein schönes, günstiges Hostel und in der Nähe ein hervorragendes „Pure Veg“-Restaurant. Dazu das Klima der Hill-Station. Ein Ort zum Verweilen? Aber ja. Wir machten zwei wunderschöne Tagesausflüge zu den nahen Stauseen.
Die Wege dorthin und zurück boten landschaftliche Leckerbissen: Tee-, Kaffee- und Bananenplantagen, Berge, Wälder und fröhliche Menschen.
Nach der ersten Tour wollten wir die Räder ein bisschen auf Vordermann bringen, da stellte ich fest, dass meine Kassette am Hinterrad lose war. Kein großes Ding, wenn man das passende Werkzeug zum Festziehen dabei hat. Hatten wir nicht. Daher erstmal eine Not-Mail an Richi, der uns rasch ein paar Tipps zur Lösung übermittelte. Leider waren wir damit nicht erfolgreich. Doch standen wir noch immer in Kontakt mit Ganesh, dem jungen Radler aus Manipal und der konnte uns aus der Patsche helfen. Er besäße das Werkzeug, ließ er uns wissen, und sendete kurzerhand ein Paket zu unserem Hostel. „Leider“ mussten wir darauf drei Tage warten. So blieb uns nur, uns in der kühlen Luft aufzuhalten, das schnelle Internet ein wenig zu nutzen, in der bergigen Gegend umherzuradeln und natürlich öfter mal essen zu gehen.
Die Belegschaft des „Udupi“- Restaurants nahm uns rasch in die „Familie“ auf, jeder servierte mal das Essen, hielt ein Schwätzchen. Immer gab es lachende Gesichter. Wunderbar.
Das Paket kam schließlich, wir zogen das Ritzelpaket in 30 Sekunden fest und es konnte weitergehen.
Ein wenig graute uns davor, in die Tiefebene zurückzukehren. Zu angenehm war das Klima in den Bergen. Doch es war klar, wollten wir nach Kochin, würde der Moment kommen, da wir die Höhenmeter wieder abgeben. Die Weise wie wird das taten war allerdings sehr lohneswert.
Einen Tag ließen wir die spektakulären Kehren aber noch warten, fand sich doch gut 15 Kilometer hinter Kalpetta, unweit des Aussichtspunkts, ein ganz neues Hotel mit Restaurant. Wir blieben. Noch eine Nacht „kühl“ schlafen. Zu verlockend. Die Aussicht war nicht sonderlich beeindruckend, feuchte Luft lag über der Ebene und versperrte den Blick zum Meer.
Wir wollten noch einen höher gelegenen Punkt erklimmen und schraubten uns mit den Rädern auf einem kleinen Sträßchen immer tiefer in den Wald. Bis wir ein paar Einheimische trafen, die auf die wilden Elefanten warteten, die zur Zeit gegen Abend immer an dieser Stelle durchkommen sollten.
Eine halbe Stunde hätten wir noch. Ok, ok, dann fahren wir sofort zurück: „It‘s better for you!“, war die Antwort. Die Pedale drehten sich ziemlich schnell, bis wir die steile und damit sichere Abfahrt ins Dorf wieder erreicht hatten. Puh. Eine gruslige Vorstellung, wenn aus dem dichten Wald neben einem plötzlich eine Herde Elefanten auftauchen würde.
Gut, dass auch die Affen, die Molle vor Schreck vom Fahrrad springen ließen, doch nur Affen waren.
Wir wurden außerdem noch Zeuge eines Tempel-Tanz-Trommel-Rituals. Ohne zu verstehen worum es geht, wer gehuldigt oder beruhigt werden musste und warum der Tänzer so furchteinflößend in Trance tanzte, war es trotzdem ein Genuss fürs Auge.
Die Serpentinen nahmen wir früh am nächsten Morgen unter die Räder. Eine traumhafte Abfahrt. Der Verkehr war langsam, da die kurvige Strecke keine Experimente zulässt. Der Asphalt war nagelneu, meist fuhr man von Bäumen geschützt im Schatten. Immer wieder ein Stopp, um sich über die zahlreichen Affen zu amüsieren oder den Blick ins Tal schweifen zu lassen. Gut 1000 Höhenmeter durften wir so bergab rollen. Ein Genuss.
Und zu unserer Freude fuhren wir in der Eben nicht in eine „Hitzewand“. Die Luft war trockener als gedacht und damit besser erträglich. So trauten wir uns dann tatsächlich noch weitere 50 Kilometer bis Kondotti zu und kamen auf – für uns – satte 65 Kilometer. Das klingt wenig, aber bei diesen klimatischen Bedingungen und den gegen Ende des Tages immer fieser werdenden Hügeln wirklich nicht zu unterschätzen. Fast 700 Höhenmeter kamen letztlich noch zusammen, ohne dass man einen wirklich langen Anstieg bewältigt hätte. Und so waren wir mehr also froh, in Kondotti ein neu erstelltes Tourist Home vorzufinden, wo uns der total nette und eifrige Rezeptionist in die Suite lotste, wo wir uns bei AC, Fan und einer (leider) heißen Dusche erholen konnten. Es hieß dann auch erstmal Wasser nachfüllen, denn unterwegs schafft man es kaum, so viel Flüssigkeit in den Körper zu bekommen, wie durch die offenen Poren wieder herausströmt. Wir mixten uns dann abends meist eine Salz-Magnesium-Mischung, da es hier kein Mineralwasser gibt.
Aufgefallen war uns noch, dass die Menschen sich in etwa ab dem Ende der Abfahrt vom Plateau irgendwie verändert hatten. Also natürlich nicht alle, aber die Zahl derer, die uns ziemlich verstört anstarrten, nahm sprunghaft zu. Auch gab es auffallend viele, die uns auf ihren Motorrollern überholten, dann am Straßenrand anhielten, um zu glotzen, nur um dann wieder zu überholen und wieder zu glotzen. Und dann gab es noch die, die einem super aufdringlich ein Gespräch aufdrückten, einen regelrecht zum Anhalten zwangen. So hatte einer „good news“: „Jesus is there.“ Schade, ich dachte schon, er berichtet von einer anrollenden Kältewelle. Ein anderer: „I‘m teacher. Sit down. Let‘s talk about this area. Come to my house…“ – Wir: „Äh, no, too hot. We would like to go on…“ – Er beleidigt: „Ok, then go!“ Wieder einer: „Follow me, I show you a fantastic area. Along the river.“ Wir fuhren einem restlos begeisterten Mann nach, entlang einer braun, stinkenden Brühe. Ah, da vorne gäbe es noch einen tollen Rastplatz: „Sit down, you can rest there.“ Hmmm, ach ne, heute grad nicht.
Ja und dann gab es noch gefühlte drei Millionen Mal die Fragen „Which country?“ – „Your good-name, please?“ – „Where you go?“ und tataaaa: „How you like Kerala?“ zu beantworten. Und das Tollste: Wir haben alle „Kunden“ lächelnd bedient und bis zum Check-in im Hotel ausnahmslos jede Frage beantwortet. „How you like us?“