22.01.2010 (k) Chiang Mai – Tagesausflug mit MTB
Chiang Mai – die Rose des Nordens, wie ja bereits erwähnt, aber auf jeden Fall wahr. Hier herrscht eine gute Lebensqualität, der Freizeitwert ist hoch. Für heute haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht: wir machen eine Fahrradtour. Jemand lacht? Na gut, genauer gesagt, soll es zur Abwechslung fast nur bergab gehen. Da wir aber auf nur wenigen hundert Metern Meereshöhe sind, verspricht das kein großer Spaß zu werden, wenn wir von hier starten. Wir chartern uns daher eines der feuerroten Transportfahrzeuge, quetschen uns mit den Rädern allesamt hinten auf die Querbänke und lassen uns schlappe 1100 Hm hinauf fahren, bis fast auf den Gipfel des Hausberges Pui Doi. Den Tempel am Doi Suthep haben Molle und ich schon vor fünf Jahren besichtigt, Philip und Franzi verzichten angesichts der Touristenmassen lieber darauf und wir radeln vom Startpunkt „Palace“, wo wir unseren Transport verlassen, noch vier Kilometer leicht bergauf, bis wir den höchsten Punkt auf knapp 1600 Metern erreicht haben. Aussicht auf den Dschungel und die Stadt sind sehr schön. Mit einem netten jungen Thailänder als Begleiter, der sein fast nagelneues Specialized Tourenrad ausfährt, erreichen wir den Nationalparkeingang und den sehr schön gelegenen Campingplatz. Leider blühen die Bäume, die hier manchmal alles mit rosaroten Blüten überspannen, nicht mehr. Über ein Hmong-Dorf, in dem gerade irgendein Film gedreht wird (das halbe Dorf steht an der Abzweigung herum), fahren wir hinab durch den dicht bewaldeten Dschungel und bepflanzte Abschnitte. Manogplantagen – leider ohne reife Früchte – strahlen in der Nachmittagssonne. Wir haben eine leichte Route gewählt, da Franzi so gut wie gar keine Mountainbikeerfahrung hat, und liegen mit unserer Wahl genau richtig, denn es ist anspruchsvoll genug für sie, um etwas zu lernen, doch nicht zu schwierig. Uns anderen macht die kleine Dreckstraße, die manchmal mit größeren Steinen oder Wurzeln durchzogen ist, auch sehr viel Fahrspaß. Manch ein Europäer fliegt übrigens extra zum Downhillmountainbiken nach Chiang Mai. Kann man davon halten, was man will, aber es zeigt, dass wir auch andere Routen als Option gehabt hätten. Nach gut zwei Stunden Abfahrtsrausch erreichen wir den kleinen Badesee in der Nähe Chiang Mais. Da die Sonne schon bald untergeht, müssen wir leider auf eine Abkühlung verzichten und Philips Hinterreifen durch die engsten Gässchen der Stadt hindurch folgen. Denn er hat für die Rückfahrt einen Weg auserkoren und als GPS-Track gespeichert. Souverän lenkt der Lenkman uns „nach Hause“ ins Thapae Boutique Guesthouse. Er hätte uns aber auch irgendwo aussetzen können, und wir wären hoffnungslos verloren gewesen. Obwohl es also wieder Fahrradfahren war, war der heutige Tag doch eine Abwechslung und hat allen Beteiligten sehr gefallen. Da man auch beim Hinunterfahren Hunger bekommt, bleibt uns nichts anderes übrig, als ein Lokal für den Abend auszuwählen. Bis auf den Kulinarischlumpf sind alle mit den mexikanischen Speisen zufrieden, doch fett war es schon, und so schwenken wir in eine nahe gelegene Bar mit Livemusik auf einen Verdauer ein. Ein spanischer Sonnenjunge erheitert unsere Ohren und Gemüter mit seinem Gesang und Gitarrenspiel so sehr, dass wir uns in seine kleine Mailingliste eintragen, um zu erfahren, wann im März seine CD fertig ist. Die anschließende Aussie-Band mit „Downtownjohnny“ , in Vollbesetzung und mit Saxsatz überzeugt auch, doch der Raum ist ein wenig klein dafür und so ziehen wir weiter, um unsere eigenen Worte auch noch verstehen. Eine Runde Billard mit ein paar Bierchen lässt den Urlaubstag langsam ausklingen. Langsam deshalb, weil wohl keiner von uns vier behaupten kann, das Spiel wirklich gut zu beherrschen. Wir schubsen also eine gute Zeit lang die bunten Kugeln hin und her, finden es aber ausgesprochen amüsant. Weniger amüsant haben wir übrigens heute Morgen dafür gesorgt, noch eine großzügige Woche länger im Königreich verweilen zu dürfen: für 38 Euro pro Nase haben Molle und ich unsere nur 15-tägige Aufenthaltsgenehmigung verlängern lassen. Mehr Tage bekommt keiner. Hier heißt es: kurz und teuer. Als Alternative hätten wir übermorgen eine Bustour ins Goldene Dreieck machen können, dort schnell für zehn Dollar nach Burma hüpfen können und mit neuem Einreisestempel wieder zwei Wochen im Reich bleiben können. Doch dieser sogenannte „Visarun“ hätte uns auch etwas Geld gekostet (wenn auch nur ein Drittel) und darüber hinaus auch Zeit und Nerven. Da wählten wir die teure, aber bequeme Variante. Etwas seltsam sind die Regelungen schon. Jeder Fatzke bekommt ein Thailandvisum umsonst, problemlos, sogar dreifach Einreise mit jeweils 60 Tagen, doch wenn man über Land, mit „Visa on arrival“ kommt, wird es einem schwer gemacht, noch ein bisschen was herauszuschinden. Dabei sind wir doch nur brave, redliche Tourenradler, die heute mal zur Bergabwechslung gefahren sind.